Über kaum eine andere Web-Dokumentation wurde im Verlauf des vergangenen Jahres soviel geschrieben wie über Prison Valley; erst kürzlich wurde das Projekt mit dem Grimme Online Award 2011 ausgezeichnet: „Prison Valley ist der gelungene Versuch, dem Medium Film ein neues, interaktives Format zu geben“, lautete die Begründung der Jury. Was im Jahr 2008 in einer Pariser Bar begann, hat sich im Verlauf zu einem der Vorzeige-Projekte im Bereich der Web-Dokus entwickelt.
In Prison Valley zeigen der Fotograf Philippe Brault und der Journalist David Dufresne, wie das Leben in Cañon City, einem Städtchen im US-Bundestaat Colorado, von 13 staatlichen Gefängnissen geprägt ist. Je weiter sich die Zuschauer durch die Erzählung arbeiten, desto mehr erfahren sie über die Zustände in den Haftanstalten, die Gefängnisindustrie als Arbeitgeber und die Ausbeutung von Inhaftierten und Arbeitskräften gleichermaßen. Am Ende steht die bedrückende Erkenntnis, dass die Leute außerhalb der Mauern enger mit dem Leben hinter Gittern verbunden sind als es ihnen lieb ist.
Entscheidend ist in Prison Valley die aktive Rolle der Zuschauer: Statt einen traditionellen Film zu schauen, können sie selbst entscheiden, über welche Aspekte und Menschen aus Cañon City sie mehr erfahren möchten. Obwohl der zentrale Erzählstrang linear ist, gibt es in interaktiven Sequenzen immer wieder Möglichkeit, mit anderen Zuschauern zu chatten, den eigenen Weg und den der Protoganisten zu verfolgen, oder weiterführende Informationen zu erhalten. Sowohl Videos, Audios als auch Fotografien fügen sich dabei nahtlos in die Erzählstruktur ein. Darüberhinaus wurde und wird das Projekt über zahlreiche weitere Kanäle begleitet: Ein Blog verfolgte die Entstehung von den ersten Entwürfen der Seite bis zum fertigen Produkt. In einem Forum können sich Zuschauer untereinander austauschen und Steckbriefe der Protagonisten und zentralen Aspekte nachlesen.