Am 28. Februar 2008 erfuhr der damals 26-jährige Benjamin M. Piety aus Los Angeles, dass er mit dem HI-Virus infiziert ist. Noch am gleichen Tag begann er, zunächst anonym, darüber zu bloggen. Fast auf den Tag genau ein Jahr lang schrieb er von hoffnungsvollen Arztbesuchen, von seinen Ängsten, von zerrütteten Beziehungen mit Freunden und ehemaligen Liebhabern. Two Twenty Eight wurde in kurzer Zeit zu einem der bekanntesten und persönlichsten Blogs, die sich um das Thema HIV und Aids drehten.
Drei Jahre später geht es Piety gut. Seine Viruslast ist weiterhin unauffällig, er ist gesund und arbeitet als Filmemacher. Kurz, er hatte Glück: Sein Leben geht weiter – auch mit der Krankheit.
In der Webserie 2/28 greift Piety seine eigene Geschichte – und die seines Blogs – nun erneut auf. In einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion verfolgt die Serie das Leben des Erzählers vom Zeitpunkt der Diagnose an. Die einstigen Blogeinträge bilden dabei den Rahmen. Sie werden, größtenteils im Original-Wortlaut, aus dem Off vorgelesen. Zwischen die Blog-Passagen ist eine fiktionale Geschichte verwoben, in der es für den Erzähler, gespielt von Daniel Taylor, ein zusätzliches Problem zu lösen gilt: Ein kleiner Junge tritt, ähnlich wie die Krankheit, in sein Leben – plötzlich, ungefragt und scheinbar ohne Logik. Der Erzähler muss sich auf beide unerwünschte Gäste einstellen, die im Kern das gleiche Problem darstellen.
2/28 ist eine ebenso experimentelle wie nachdenkliche Serie, die auf kreative Weise die emotionalen Auswirkungen einer HIV-Diagnose auf den Betroffenen zeigt. Ursprünglich als Spielfilm gedacht, hat sich das Format der Webserie für Piety als ideales Medium entpuppt: Das Episodenhafte spiegelt die Entwicklung des Blogs und die Erfahrung des Erzählers wider und lockert die längeren Monologpassagen auf, die nie ermüdend wirken, sondern ähnlich eindringlich sind wie seine Blogeinträge.
Und natürlich ermöglicht die Veröffentlichung im Netz den direkten Austausch mit Zuschauern. Denn letztlich geht es Piety nicht bloß um Vergangenheitsbewältigung. Die Serie soll vor allem auch über die Krankheit und deren Verarbeitung informieren. Schon das fantastische Intro zeigt, welch wichtiger Beitrag 2/28 zu einem noch immer schwer zu behandelnden Thema ist.
Bislang sind sieben von 25 Episoden erschienen. Alle bisherigen und künftigen Folgen gibt es auf der Website oder im Vimeo-Kanal.