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The Perennial Plate: Ein Roadtrip für die Nachhaltigkeit

 

Die Geschichte von The Perennial Plate, einer Webserie für „spannendes und nachhaltiges Essen“, beginnt im Herbst 2009 in Minnesota mit einem Geburtstag und einem Schwein. Das nämlich bekommt der Koch und Filmemacher Daniel Klein von seinem Cousin geschenkt – zum Schlachten und anschließenden Zubereiten. Selbst für Klein, der als Koch bereits in namhaften Restaurants wie Heston Blumenthals The Fat Duck aushalf, ist das eine ungewohnte Situation. Doch sie inspiriert den damals 26-Jährigen. Er fragt sich, welche Rolle die eigene Nahrungsproduktion unter seinen Landsleuten überhaupt noch einnimmt – und wie man das Thema spannend umsetzen könnte.

Seine Antwort gibt Klein in Form einer Webserie. Im Februar 2010 begibt er sich gemeinsam mit der Kamerafrau Mirra Fine unter dem Namen The Perennial Plate auf die Suche nach Menschen, die ihr Essen nicht nur im Supermarkt kaufen. In der ersten Staffel fahren die beiden mehrere Monate durch ihren Heimatstaat Minnesota. Seit Beginn dieses Jahres sind sie im ganzen Land unterwegs. Die Route bestimmen die Zuschauer: Über Twitter und Facebook schlagen sie dem Team Projekte und Menschen vor. Viel Vorbereitungszeit bleibt den Machern dabei nicht. Doch das Format lebt von einer improvisierten Herangehensweise, indem sich Klein unvoreingenommen mit den jeweiligen Protagonisten trifft und ihnen – aktiv und vor der Kamera – zur Seite steht.

Rund 80 Episoden haben Klein und Fine, auch dank finanzieller Hilfe mittels Kickstarter, inzwischen produziert. Darin zeigen sie unter anderem, wie man Apfelwein herstellt, fliegende Fische fängt, Hühner in der Großstadt hält, Eichhörnchen zubereitet und Krabben ködert. Die Schauplätze wechseln mit jeder Episode von städtischen Gemüsegärten zu Schlachthöfen, von Öko-Farmen auf Fischerboote. Oft geht es vegetarisch zu, gelegentlich wird es blutig – auch wenn das nicht immer bei allen Zuschauern ankommt. „Uns ist wichtig“, sagt Fine, „alle Seiten der Nahrungsproduktion zu zeigen.“

Und doch geht es in vielen Episoden auch weniger um das Essen als die Menschen, die es zubereiten. In New Orleans beispielsweise sind es Fischer, die im Zuge der Ölkatastrophe um ihre Zukunft fürchten. In Detroit zeigt ein Urban-Gardening-Projekt, wie man dem Zerfall der Stadt entgegenwirken kann. In Arkansas besucht das Team eine Gruppe Hippies, die erfolgreich Pilze züchten.

Gerade diese zwischenmenschlichen und gesellschaftskritischen Inhalte zeigen Kleins Erfahrung als Dokumentarfilmer und Aktivist. Sie sind es, die The Perennial Plate von typischen Lifestyle-Formaten absetzen. So geht es zwar im Kern stets um nachhaltige Ernährung, doch an vielen Stellen werden auch die Probleme deutlich, die den Protagonisten begegnen: Klimawandel, Arbeitslosigkeit und steigender Druck der Lebensmittellobby auf kleine, unabhängige Produzenten. Und letztlich möchte The Perennial Plate nicht nur gutes Essen zeigen, sondern den Menschen bewusst machen, dass es Alternativen zur Supermarktware gibt.

Alle Episoden gibt es auf der Website des Projekts.