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Morris Lessmore und seine fliegenden Bücher

 

Am Dienstag wurden die Oscarnominierungen bekannt gegeben. Wie immer sind auch fünf animierte Kurzfilme darunter. Einer davon ist Die fantastischen fliegenden Bücher des Morris Lessmore, eine Produktion des ehemaligen Pixar-Illustrators William Joyce und des Regisseurs Brandon Oldenburg.

Unmittelbar nach der Nominierung hat das Animationsstudio Moonbot den kompletten Film auf Vimeo veröffentlicht. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Selbst in der sonst so aufgeschlossenen Animationsfilmszene werden viele populäre Produktionen oft nur mit großer Verzögerung online gestellt.

Die Macher  von Die fantastischen fliegenden Bücher scheinen verstanden zu haben, wie man heutzutage einen Film richtig präsentiert: nicht nur auf der Leinwand, sondern in verschiedenen Formaten und Medien. Im Verlauf des vergangenen Jahres haben sie nicht nur ein zehnteiliges Making-of für das Web produziert, sondern auch eine eigene iPad App für Kinder entwickelt, die sich des „digitalen Geschichtenerzählens“ bedient und mit Erzähl- und Spielpassagen eine zweite Ebene jenseits des Films einführt. Damit ist Die fantastischen fliegenden Bücher nicht nur ein Animationsfilm, sondern gewissermaßen auch ein interaktives Ebook.

So digital der Film ist, so „analog“ ist im übrigen der Inhalt: Die fantastischen fliegenden Bücher erzählt die Geschichte des jungen Morris Lessmore, der sich nach einem Sturm in einer fabelhaften Welt voller fliegender Bücher wiederfindet, die ihn aufnehmen. Ohne Dialog auskommend, erinnert der Film in seiner Retro-Optik an alte Technicolor-Produktionen und Stummfilme, die nicht zuletzt dank des Oscar-Favoriten The Artist eine Rückkehr feiern. Im Stile klassischer Disney- und Pixar-Animationen zerfließen die Grenzen zwischen Realismus und Fiktion, unbewegliche Gegenstände werden zum Leben erweckt und eine gewisse Rührseligkeit fehlt auch nicht.