Es ist Valentinstag und damit einmal mehr die Zeit von romantischen Abendessen, Blumen und Geschenken für die Liebsten. Aber wieso eigentlich nur für sie? Man könnte doch einfach allen Mitmenschen wenigstens einmal im Jahr sagen, dass man sie liebt oder zumindest schätzt.
Johnny Barnes beispielsweise tut dies. Er ist 88 Jahre alt, Bürger von Bermuda und der Protagonist von Mr. Happy Man, dem neuen Filmporträt des Regisseurs Matt Morris.
Jeden Morgen zwischen 4 und 10 Uhr steht Johnny Barnes, dem Regen und der Hitze trotzend, an der gleichen Straßenkreuzung auf Bermuda und grüßt vorbeikommende Passanten und Autofahrer. Der pensionierte Elektriker verteilt Handküsse, wünscht einen wundervollen Tag, redet mit Fußgängern und lässt sich bereitwillig von Touristen fotografieren – und das seit fast 30 Jahren. Obwohl sich Johnny selbst als religiösen Menschen bezeichnet, geht es ihm dabei nicht um Bekehrung. Er möchte, wie er selbst sagt, lediglich „den Menschen eine Freude machen“.
Und das tut er. Denn so ungewöhnlich, um nicht zu sagen verrückt, Johnnys Mission auch sein mag, sie färbt auf seine Mitmenschen ab. Der „fröhlichste Mann Bermudas“ ist längst eine Attraktion, hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag und 1998 eine überlebensgroße Bronzestatue gewidmet bekommen. Johnny ist inzwischen so bekannt, dass sogar im Radio gemeldet wird, sollte er einmal nicht auf seiner Verkehrsinsel stehen.
Der Filmemacher Matt Morris ist dagegen eher zufällig auf Barnes gestoßen. Eines Tages fand er ein Touristenfoto des rüstigen Pensionärs auf Flickr und wusste sofort, dass er den Mann besuchen musste. „Ich bin fasziniert von Menschen, die ungewöhnlich leben“, sagt Morris, dessen ähnlich ungewöhnliches Herrensalon-Porträt Pickin‘ & Trimmin‘ im Jahr 2008 für einen Emmy nominiert war.
Und vielleicht ist es tatsächlich kein Zufall, dass Morris Mr. Happy Man ausgerechnet zum Valentinstag veröffentlicht: Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, um an Nächstenliebe zu erinnern – egal in welcher Form.