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Einmal Gott spielen: „The Gloaming“

 

Und am ersten Tag schuf Gott das Chaos. Nein, so lautet nicht der Untertitel des französischen Animationsfilms The Gloaming. Aber er könnte. Gott, das ist in diesem Fall der Charakter, der dem Zuschauer zu Beginn in einer kargen Wüstenlandschaft entgegentritt. Er bleibt im weiteren Verlauf des Films namen- und sprachlos, doch er hat eine Gabe: Er kann eine Welt erschaffen, eine Miniatur unseres Planeten.

In den folgenden zehn Minuten erzählt The Gloaming eine stark verkürzte und stilisierte Geschichte der Menschheit: Beginnend mit der Erschaffung der ersten Menschen spinnt sich The Gloaming rasant über Epochen wie die Antike, das Mittelalter und die Industrialisierung hin zu einer dystopischen Zukunft, die gleichermaßen an George Orwells 1984 wie The Matrix erinnert.

Dass dieser schnelle Szenen- und Szenarienwechsel nicht disruptiv auf die Zuschauer wirkt, ist dem erzählerischen Faden des Films zu verdanken: Krieg, Neid, Kontrolle und Machtkämpfe stehen im Mittelpunkt jeder Epoche, die zunehmend düsterer werden. Am Ende wird der vermeintliche Schöpfer von seiner Kreation eingenommen. Was bleibt ist die Frage, ob das menschliche Wesen unweigerlich auf seine Zerstörung hinarbeitet.

Das dieses ambitionierte Konzept ohne Dialoge und nur durch die Bilder so gut funktioniert, verdankt The Gloaming letztlich seiner technischen Umsetzung: Die Kombination aus Computergrafik, 2D-Animation und Stop-Motion sorgt für eine ganz besondere Dynamik. Sechs Jahre lang hat das französische Team von Nobrain, ein Zusammenschluss aus vier Filmemachern, gemeinsam mit dem Sabotage Studio an Konzept und Umsetzung gearbeitet.