Lithium, Beryllium, Niob, Gadolinium und 114 weitere chemische Elemente sind uns inzwischen bekannt. 94 davon kommen natürlich vor. Sie stehen im Mittelpunkt von 94 Elements, einem Projekt des britischen Dokumentarfilmers Mike Paterson. Über mehrere Jahre und rund um den Globus möchte Paterson Elemente vorstellen. Ein kurzer Film für jedes Element, so ist der Plan.
Paterson hat Erfahrung mit Projekten, die sich über mehrere Jahre hinziehen. 2008 rief er Colliding Particles ins Leben, eine Serie über die Physiker am Cern. Und wie die Suche nach den ominösen Higgs-Teilchen hält das Projekt an: Sieben Episoden sind in den vergangenen vier Jahren erschienen.
Das Interesse an der Verbindung von Wissenschaft und Alltag ist auch der Ansatzpunkt von 94 Elements. Und doch sieht sich Paterson nicht als Wissenschaftsfilmer: „Elemente sind mehr als reine Wissenschaft“, sagt Paterson, „sie sind überall um uns herum und sie bestimmen unser Leben“. 94 Elements möchte deshalb auch nicht die Eigenschaften der einzelnen Elemente erklären, sondern ihren direkten Einfluss auf die Menschen.
Wie das aussehen kann, zeigt etwa der Bafta-Gewinner Marc Isaacs in seinem Beitrag über Sauerstoff. Isaacs verbrachte eine Nacht in einem Krankenhaus mit einen Patienten, dessen Lungen nicht genügend Sauerstoff aufnehmen können, und der deswegen permanent eine künstliche Sauerstoff-Zufuhr benötigt. Noch mehr als bei allen anderen Lebewesen hängt sein Leben an dem flüchtigen Element.
In einer anderen Episode besucht Paterson eine Gruppe junger Menschen in Indien, die Kupfer aus Elektroplatinen herauslösen, um das gewonnene Metall anschließend wieder an Fabriken zu verkaufen – ein gefährlicher Prozess, bei dem immer wieder reizende Giftgase in die Lunge gelangen. Und doch haben die jungen Männer keine Wahl, es gibt schlicht keine andere Arbeit für sie.
94 Elements gelingt es immer wieder, Brücken zu schlagen: Während wir hierzulande Kupfer wie selbstverständlich in unseren Smartphones und TV-Geräten benutzen, hängt auf der anderen Seite der Welt die Existenz ganzer Familien an dem rotbraunen Metall. Die Frage ist, wie lange noch: Denn viele Elemente werden immer seltener und die Förderung schwieriger und teurer. Auch diese Konsequenzen für Mensch und Natur möchte 94 Elements immer wieder aufgreifen.
Paterson weiß nicht, wie lange es dauern wird bis alle 94 Episoden fertig sind. Die größte Hürde besteht in der Finanzierung. Die ersten Filme produzierte er mit dem Startgeld einer Stiftung, weitere 18.000 US-Dollar hat er über Crowdfunding eingenommen. „Das sollte für weitere drei bis vier Episoden reichen“, schätzt Paterson. Darüber hinaus werden auf kommenden Filmfestivals Ausschreibungen stattfinden.
Aber auch interessierte Filmemacher können jederzeit Ideen einreichen. Dabei muss es für die 88 verbleibenden Elemente nicht immer das klassische Dokumentationsformat sein. „Ob Filme, Zeichnungen oder Computeranimationen“, sagt Paterson, „wir möchten die Bandbreite der Episoden künftig weiter streuen“.