Einen Kurzfilm gleichzeitig auf Festivals und auf Plattformen wie Vimeo und YouTube zu präsentieren, das schließt sich leider für viele Filmemacher immer noch aus. Renommierte Filmfestivals wie beispielsweise Cannes oder Tribeca, aber auch viele kleinere, haben strikte Regeln, die besagen, dass Filme nur eingerecht werden dürfen, wenn sie nicht bereits im Internet gezeigt wurden. Das führt dazu, dass viele Kurzfilme zunächst den sogenannten „Festivallauf“ durchmachen müssen, bevor sie, häufig mit einigen Monaten Verspätung, den Weg ins Netz finden.
Progressiver zeigt sich seit einigen Jahren das Sundance Film Festival, das dieses Jahr vom 17. – 27. Januar in Utah stattfindet. In den vergangenen zwanzig Jahren hat es sich zu einem der bekanntesten und beliebtesten Adressen für unabhängige Filmemacher weltweit etabliert. Und nicht selten feiern Sundance-Premieren wie etwa Benh Zeitlins Beasts of the Southern Wild, dem Hauptpreisgewinner des vergangenen Jahres, später auch auf der Kinoleinwand großen Erfolg. Zwar müssen Spielfilme auch bei Sundance Premieren sein, doch die Regeln für Kurzfilme sind deutlich entspannter: Sie dürfen auch online gezeigt werden. Das Festival unterstützt die Filmemacher sogar dabei.
2012 hatte Sundance bereits mit Yahoo kooperiert, um einige der nominierten Kurzfilme im Vorfeld und während des Festivals online zu zu zeigen. Dieses Jahr gibt es eine Auswahl im Screening Room von YouTube zu sehen.
Wie zu erwarten war, sind einige sehr gelungene Produktionen dabei. Etwa die Retro-Mockumentary Catnip – Egress to Oblivion?, die sich dem Phänomen der Katzenminze auf humorvolle Weise nähert.
Oder die handgemalte Animation The Event von Julia Pott auf Basis eines Gedichts von Tom Chivers.
Doku-Freunden dürften The Roper von Ewan McNicols gefallen, die gefühlvolle Geschichte eines modernen Cowboys auf dem Weg zu seinem größten Rodeo-Erfolg.
Zwar ist die Auwahl mit gerade einmal 12 von insgesamt 65 Kurzfilmen, die Sundance dieses Jahr zeigt, noch immer sehr überschaubar. Ein erster Schritt auf dem Weg zu „Destigmatisierung von Online-Kurzfilmen“, wie es Short of the Week nennt, ist es aber allemal. Und ein gutes Beispiel für andere Filmfestivals, auch ihre Regeln, gerade für Kurzfilme, zu lockern.