In Südostasien, im Archipel zwischen Indonesien, Malaysia und den Philippinen leben die Bajau, ein indigenes Volk von Fischern. Sie sind sogenannte Seenomaden: Einen Großteil ihres Lebens verbringen sie in ihren Booten und haben über Generationen ihren Lebensstil an den des Meeres und seine Bewohner angepasst.
Doch inzwischen schwindet ihre Zahl, und mit ihr die Tradition. Probleme mit Behörden und von den Regierungen initiierte Projekte haben viele der ehemals nur auf See heimischen Bajau in den vergangenen Jahren aufs Festland getrieben. Die verbliebenen Familien sehen sich zunehmend dem globalen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt. Um überleben zu können, sind die Bajau auf den Fischfang angewiesen. Davon gibt es zwar reichlich im sogenannten Korallendreieck, denn im Seegebiet mit der höchsten biologischen Vielfalt der Erde sind rund zwei Drittel aller bekannten Korallenarten und zahlreiche Fischarten beheimatet. Doch die Nachfrage und Konkurrenz sind groß. So groß, dass die Bajau immer häufiger zu Methoden greifen, die gegen ihre Tradition verstoßen.
Das musste auch der britische Fotograf James Morgan feststellen, als er vor einigen Jahren die Bajau im Korallendreieck besuchte. Er sah, wie die Bajau mit selbst gebauten Sprengkörpern die Korallenriffe sprengten, um damit die Fangquote zu erhöhen. Die Dynamitfischerei ist offiziell verboten, weil sie die Riffe und damit den Fisch- und Korallennachwuchs zerstört. Andere Bajau greifen deshalb zu Natriumcyanid , einer Chemikalie, die ganze Fischschwärme bewegungsunfähig macht und dabei oft auch die Fischer selbst körperlich schädigt. Die Bajau gehen dieses Risiko ein, denn nur wer viel Fisch liefert, wird auch bezahlt.
Um diesen Teufelskreis geht es James Morgan in seinem Film People of the Coral Triangle. Was ursprünglich als Fotoreportage geplant war, hat Morgan anschließend noch einmal mit Bewegtbildern und Animationen zu einem Film erweitert, der nicht bloß das Dilemma der Bajau offenbart, sondern auch die Frage stellt, wie nachhaltige Fischerei aussehen kann. Die eindrucksvollen Aufnahmen aus dem Leben der Bajau schneidet Morgan in der zweiten Hälfte zusammen mit Aufnahmen aus der weiten Reise, die ein Fisch aus dem Korallendreieck bis zum Markt in den USA nehmen muss. Die Botschaft ist deshalb ähnlich stark wie die Bilder: Ein Umdenken ist erforderlich, sowohl bei den Bajou, die mit den umstrittenen Fangmethoden ihre eigene Existenz zerstören, als auch bei den Industrienationen, die mit ihrer unersättlichen Nachfrage an Fisch das Problem noch verstärken.