Bertram Gugel beschreibt in seinem Blog Digitaler Film, wie sich denn die deutsche YouTube-Landschaft von der in anderen Ländern unterscheidet. Durch die Gema-Sperrtafeln weiß zwar jeder, dass ziemlich viele Musikinhalte hierzulande nicht verfügbar sind. Doch die Unterschiede sind größer: Kostenpflichtige Filmangebote, umfassende Mediatheken, die Integration anderer Plattformen wie Vevo (womit wir wieder bei der Musik wären) und redaktionell betreute Inhalte wie Spotlights sucht man in der deutschen YouTube vergeblich.
Dieses Versäumnis ist vor allem vor dem Hintergrund der steigenden Videonutzung der Deutschen bemerkenswert. Denn ein Markt für die genannten Angebote ist in jedem Fall vorhanden. Gugel schreibt:
[…] es gibt eine große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage: Die Deutschen nehmen bei der Videonutzungsdauer im weltweiten Vergleich eine Spitzenposition ein – 1583 Minuten je Videonutzer/Monat vs. 1140 Minuten je Videonutzer/Monat in den USA. Wohingegen Deutschland bei den Video-Angeboten eher das Schlusslicht bildet: Ein deutsches Hulu-Äkquivalent ist noch immer nicht in Sicht. Netflix geht lieber nach England. Lovefilm und Watchever stehen noch am Anfang und müssen sich beweisen.
Ich persönlich merke vor allem im Serien-Bereich, dass mir etwas fehlt. Die Netflix-Serie House of Cards, die hier nur im Fernsehen auf Sky läuft, hätte ich sehr gerne auch als Stream gehabt. Gibt es aber eben nicht. Von den deutschen Anbietern wie Maxdome, Watchever oder Lovefilm schrecke ich noch angesichts des überschaubaren Angebots und eher mäßiger Testergebnisse zurück.
Ob nun YouTube die Lücke zwischen Preis, Angebot und Usability schließen kann angesichts der in Deutschland traditionell schwierigen Lizensierungs- Und Rechteverfahren, ist fraglich. Das Filmangebot von Google Play etwa ist zur Zeit ebenfalls noch sehr überschaubar, exklusive Serien wie House of Cards wird es vermutlich auch künftig nur bei den entsprechenden Anbietern geben.
Der Vorteil von YouTube mit weiteren Diensten und Funktionen läge aber in seinem Ökosystem: Eine einzige Website als Ausgangspunkt für Nachrichten, für die Mediatheken öffentlich-rechtlicher Sender und gleichzeitig als kostenpflichtiger Streaming-Dienst für Filme und Musik wäre ein attraktives Angebot, von dem Nutzer in anderen Ländern bereits profitieren. Gestern machte zudem erneut die Nachricht die Runde, dass Google einen Abo-Musikdienst à la Spotify für YouTube plane. Sollte es soweit kommen, wage ich zu bezweifeln, dass die deutschen Nutzer ihn zu sehen bekommen. YouTube in Deutschland hinkt so oder so weiterhin der internationalen Version hinterher.