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Netzfilm der Woche: „Beast“

 

Im aktuellen Kinofilm Die Jagd greift der dänische Regisseur Thomas Vinterberg wie schon in Das Fest (1999) das Thema des sexuellen Kindesmissbrauchs auf. Es geht um die dünne Linie zwischen Vertrauen und Gewalt, zwischen Wahrheit und Lüge. Es ist ein wichtiger, ein ungemütlicher Film und vor allem einer der einmal mehr beweist, dass das dänische Kino auch die unangenehmen Themen nicht scheut.

Das zeigt auch Lars P. Arendt. In seinem Kurzfilm Beast geht es ebenfalls um ein ebenso unbequemes wie wichtiges Thema, nämlich um häusliche Gewalt. Der zehnjährige Benjamin wird wiederholt Zeuge davon, wie sein Vater seine Mutter schlägt. Doch diesmal glaubt er nicht mehr den faulen Ausreden seiner Eltern. Er entschließt sich, seinem Vater die Stirn zu bieten.

Wo Vinterberg elegant mit Andeutungen spielt, ist Arendts Film, auch der Kürze geschuldet, direkter. Und nicht minder intensiv: Benjamins vermeintlicher Ausweg besteht nämlich ausgerechnet darin, es seinem Vater gleichzutun, ihm ebenfalls mit Gewalt gegenüber seiner Liebsten, in diesem Fall einem unschuldigen Hundewelpen, zu begegnen. Den Höhepunkt des Films bildet eine schockierende Szene, in der die Grenzen zwischen Rache und Strafe, Moral und Gerechtigkeit verschwimmen.

Zwar folgt Beast nicht allen Regeln der dänischen Dogma-95-Bewegung, die unter anderem auch Vinterberg einst mit ins Leben rief, doch mit der Reduzierung auf einen einzigen Schauplatz (den Hof der Familie), und dem Verzicht auf Effekte, Musik und künstliche Beleuchtung, deutet sich zumindest eine ästhetische Nähe zu dieser Filmtradition an. Thematisch muss er sich ohnehin nicht vor den unbequemen, dänischen Dramen verstecken.