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Netzfilm der Woche: „Berlin spricht Wände“

 

Die Wände der Großstadt sprechen mit kurzen Botschaften und politischen Parolen, mit rotzigen Sprüchen und nachdenklicher Lyrik. Streetart, für die einen verstecken sich dahinter bloß Schmierereien an den Häuserfassaden. Für viele Macher aber sind Graffiti und Co. eine besondere Ausdrucksform, künstlerische Statements im öffentlichen Raum, für die Ewigkeit oder jedenfalls bis zum nächsten Farbeimer gemacht. „Eine leere Wand ist ein schweigsames Bild“, heißt es im Vorspann des Films Berlin spricht Wände. Schweigsam ist in Berlin kaum eine Wand.

Berlin spricht Wände ist ein Projekt von Markus Muthig, auch bekannt als Emus Primus. Erst vor wenigen Jahren zog der Ton- und Filmtechniker von Würzburg nach Berlin. An den Straßenlaternen und Fassaden, an Müllcontainern und Mauern seines Kiezes entdeckte der 31-jährige immer häufiger Botschaften und Textzeilen, die er mit seinem zweiten Hobby verband: dem Rappen. Muthig begann, die Fundstücke zu ordnen und zu größeren Texten zusammenzusetzen. Im Jahr 2010 veröffentlichte er den Track Berlin spricht, eine Video- und Rap-Hommage an die Berliner Streetart-Szene. Es folgten mit Berlin spricht für sich und Berlin spricht wieder noch zwei weitere Teile, die Muthig in der Berliner Szene verankerten.

Berlin spricht Wände ist die logische Fortsetzung des Projekts. Nicht bloß ein Vehikel für Emus Primus‘ Musik, sondern eine Dokumentation über Streetart in Berlin, in der ganz dem Thema entsprechend nicht viel geredet, aber viel gezeichnet und gesprayt wird. Der Film begleitet Künstler bei ihren Aktionen, klettert mit ihnen auf den Teufelsberg und zeigt die letzten Tage des Kunsthaus Tacheles. Abgerundet mit Archivaufnahmen, dicken Beats, Zitaten aus Filmklassikern und natürlich auch Streetart-Rap von Emus Primus ist Berlin spricht Wände sowohl ein Dokumentarfilm als auch ein Sampler. Und in jedem Fall so bunt ist wie die Bilder an Berlins Wänden.