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Kurzfilm: „Schrankmensch“

 

Conversation with a Cupboard Man lautet der Titel einer bekannten Kurzgeschichte von Ian McEwan aus den Siebziger Jahren. Der Berliner Student Hannes Rössler hat im Jahr 2008 gemeinsam mit „einer Gruppe von Filmenthusiasten“ die Geschichte des Schrankmenschen verfilmt. Inzwischen hat es der Film in einer überarbeiteten und gekürzten Fassung ins Netz geschafft.

Schrankmensch ist – wie auch die Kurzgeschichte – eine seltsame, eine ungemütliche Angelegenheit. Es geht um die Lebensgeschichte des namenlosen Ich-Erzählers, der mit einer alleinerziehenden, neurotischen Mutter aufwächst. Die Mutter verbietet dem Sohn, erwachsen zu werden und behandelt ihn bis zu seinem 18. Lebensjahr wie ein Kleinkind. Als aber ein neuer Partner in ihr Leben tritt, muss der Sohn plötzlich aufwachsen. Doch irritiert vom Leben außerhalb der eigenen vier Wände entschließt sich der Verstoßene, in den Wandschrank eines verlassenen Hauses zu ziehen.

Gemessen daran, dass es sich bei Schrankmensch um ein Projekt von Hobbyfilmern handelte, fängt der Kurzfilm die Thematik der Geschichte erstaunlich gut auf: Die fast schon kafkaeske Beklommenheit, die sexuellen und gewalttätigen Anspielungen innerhalb der Mutter-Kind-Beziehung und die Unfähigkeit, mit anderen Menschen zu kommunizieren machen Schrankmensch zu einer durchaus sehenswerten Adaption der Kurzgeschichte.