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Fast wie im TV: „Video Game High School“

 

Wenn dieser Tage über die Zukunft vom Webvideo geredet wird, taucht einmal mehr die Video Game High School als positives Beispiel auf. Vor Kurzem ist die zweite Staffel der erfolgreichen Webserie auf YouTube angelaufen. Vieles spricht dafür, dass sie noch einmal ein größerer Erfolg wird als die erste Staffel.

Die Idee der Video Game High School stammt von Matthew Arnold und Freddie Wong. Der Filmemacher und Gamer ist der kreative Kopf hinter der Serie – und mit über 6 Millionen Abonnenten gleichzeitig ein YouTube-Star. Die Video Game High School, eine Serie über eine fiktive Universität, an der die Studenten über Videospiele lernen und nebenbei noch so manches Abenteuer erleben, ist Wongs größtes Projekt. Wie groß es ist, das zeigt eine Infografik, die Wong passend zum Start der neuen Staffel veröffentlicht hat.

Schon die erste Staffel finanzierten Wong und sein Team zu großen Teilen über Kickstarter. 260.000 US-Dollar kamen damals zusammen. Für die zweite Staffel konnte die Summe mehr als verdreifacht werden: Am Ende standen 808.000 Dollar zu Buche. Mit zusätzlichen Mitteln kam die Crew am Ende auf ein Budget von 1,3 Millionen Dollar – für sechs Episoden, die jeweils rund dreißig Minuten lang sind.

1.200 Effekte

Das ist immer noch wenig im Vergleich zu TV-Serien im amerikanischen Fernsehen. Und dennoch erstaunlich. Die Produktionsqualität fällt sofort auf und muss sich auch vor anderen, vermeintlich professionelleren Webserien nicht verstecken. Einige Szenen etwa sind mit 48 Frames pro Sekunde gefilmt, wie sie im Kinofilm Der Hobbit vorkommen. Als erste Webserie überhaupt nutzt VGHS diese Technik.

Auch die anderen Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 55 Crew-Mitglieder waren an dem Projekt beteiligt, insgesamt wurde an 29 Tagen gefilmt und die Serie enthält 1.200 Effekt-Shots. Das Ziel von Wong und seiner Produktionsfirma Rocket Jump ist klar: Inhalte, die sich vom Fernsehen nicht mehr unterscheiden lassen. Das hat auch Netflix inzwischen gemerkt: Das Videoportal hat die VGHS inzwischen in ihr Programm aufgenommen.

Vor allem aber profitiert auch YouTube von dem Projekt. Janko Röttgers schreibt auf GigaOm, dass es diese Inhalte sind, die Google von YouTube möchte. Die Serie hat mit Dodge einen exklusiven Sponsor, der auch innerhalb der Serie auftritt, und die Länge der Episoden ermöglicht die mehrmalige Einblendung von Werbung. Gerade in einer Zeit, in der viele Macher die Plattform für ihre ineffektive Vermarktung kritisieren, ist die VGHS ein Erfolg – weil sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Kein Wunder, dass YouTube nur allzu willig war, Wong in den eigenen Studios drehen zu lassen.

Gleichzeitig dürfte sich aber auch für Wong und seine Kollegen die Frage stellen, wohin der Weg führen wird. Seinem Ziel, ein TV-Erlebnis zu schaffen, ist er mit der zweiten Staffel der VGHS näher gekommen. Ein Sprung ins immer noch deutlich profitablere TV-Geschäft – oder als Exklusiv-Serie auf Netflix – scheint geradezu vorprogrammiert.

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