Ratten und Filme, das ist eine ebenso schwierige Angelegenheit wie Ratten und Menschen. Die einen sehen sie als keimtragende Nagetiere, die anderen halten sie als schlaue Haustiere. Im Film sind sie gerne ein Zeichen für Schmutz und Tod, oder, wie bei Ratatouille, Erfinder und Überlebenskünstler.
Ein Jahr bevor Ratatouille den Ruf der Filmratten wieder etwas aufpolierte, erschien One Rat Short. Der animierte Kurzfilm von Alex Weil des New Yorker Studios CHRLX räumte im gleichen Jahr den Best of Show Preis auf dem renommierten SIGGRAPH Animationsfestival ab. Doch abgesehen von seinen pelzigen Protagonisten haben die beiden Filme nicht viel gemeinsam.
So verzichtet One Rat Short weitestgehend auf Anthropomorphismus: Die Ratten bleiben, nun ja, Ratten. Keine großen Kulleraugen, keine Hände, kein Dialog. Stattdessen sehen wir eine neugierige Ratte, die, von einer leeren Chipstüte angezogen, den Weg in ein High-Tech-Labor schafft. Dort trifft sie auf viele Artgenossen, die bewacht von einem HAL9000-mäßigen Roboter auf ihr schnelles Ende warten. Glück für sie, dass unser Held, wenn auch eher ungewollt, etwas dagegen hat.
Dass One Rat Short in den vergangenen Jahren immer mal wieder auftauchte und trotzdem nie wirklich den Durchbruch schaffte, ist überraschend. Nicht nur ist die Animation für die damalige Zeit exzellent, auch heute noch kann der Film mit anderen, aktuellen Animationen problemlos mithalten. Zum einen gelingt es den Machern hervorragend, den Kontrast zwischen der heruntergekommen Stadt und dem sterilen Labor einzufangen. Zum anderen gelingt One Rat Short in der kurzen Zeit mühelos der Spagat zwischen Action und Story. Deren Ende dann aber doch menschlich, allzu menschlich ist.