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Netzfilm der Woche: „Kabeljau mit Zyankali“

 

Eine Atmosphäre, die sofort greifbar ist. Glaubwürdige Figuren. Und ein „unerhörter Moment“. All dies macht einen guten Kurzfilm aus. All dies erfüllt Kabeljau mit Zyankali von David Gesslbauer. Ein nervöser Mann (Nils Malten) im zerschlissenen Anzug kommt zu spät zu einem romantischen Restaurantbesuch mit seiner Freundin (Merle Collet). Auf die Nachfrage, was passiert sei, druckst er herum, bevor er sich doch entscheidet, es zu erzählen. Es folgt eine ziemlich abstruse Geschichte, die nur noch getoppt wird von der unerwarteten Reaktion seiner Freundin. Plötzlich sind die Zuschauer gefragt: Ist das alles wahr, kann das überhaupt sein? Und vor allem: wieso?

Der Film, entstanden an der Filmakademie Baden-Württemberg, ist ein Lehrstück in Sachen Reduktion: Der sofortige Einstieg, die Single-Location im Restaurant, der Dialog des Paars, der problemlos in einem Take gefilmt sein könnte, ziehen sofort rein in die Geschichte. Die Absurdität der Situation, der Kontrast zwischen dem zerzausten Protagonisten und der Kerzenlichtstimmung, rufen nach Auflösung, doch Gesslbauer gelingt es in gerade einmal sechs Minuten, mit den Erwartungen der Zuschauer gleich mehrfach zu spielen. Das Ende kommt so schnell und unerwartet wie der Einstieg – und ist auch deshalb ebenso konsequent wie gelungen.