Auf den ersten Blick erzählt der animierte Kurzfilm Fathoms eine klassische Endzeitgeschichte. Die jugendliche Sam driftet mit ihrem Kater Hippo und Ziehvater Evan in einem zusammengeschusterten U-Boot durch die überfluteten Überreste New Yorks. An der Oberfläche tosen elektrische Stürme. Es geht nicht bloß ums Überleben. Es geht darum, den Sinn in einer scheinbar sinnlosen Welt zu finden.
Auf den zweiten Blick ist Fathoms persönlicher. Der Animationsfilmer Joe Russ hat den Film als Hommage an seinen Vater konzipiert. Der starb an Krebs, als Russ 17 Jahre alt war. Sechs Jahre lang arbeitete Russ an Fathoms, die Storyboards und die Animationen erstellte er in seiner Freizeit, an Abenden und Wochenenden. Über eine Kickstarter-Kampagne konnte er den Film schließlich fertigstellen. Die Entwicklung hat er in einem Blog dokumentiert.
Dieser Kontext ist wichtig, denn er gibt Fathoms eine zweite Deutungsebene. Die Protagonistin im Film trauert nämlich ebenfalls um ihren Vater. Kurze Rückblicke bringen die Zuschauer an dessen Krankenbett. Der Abschied im Film wird zum verspäteten Abschied des Filmemachers von seinem Vater. Die überfluteten Reste Brooklyns im Film zeigen bekannte Bauwerke des Viertels, die Russ auf seinem täglichen Weg zur Arbeit passierte.
All das erzählt der Regisseur mit einem Animationsstil, der ein wenig an Videospiele erinnert. Die Figuren sind kantig, im Fachjargon Low-Poly genannt, die Farben wechseln je nach Situation von Blau in ein bedrohliches Rot oder warme Pastelltöne. Diese Details trösten dann auch über die an einigen Stellen etwas langatmige Geschichte hinweg. Fathoms ist auch auf den dritten Blick ein gelungenes und ergreifendes Hobbyprojekt.