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Fire TV: Amazon stellt neue Set-Top-Box vor

 

Fire TV (© Andrew Burton/Getty Images)
Fire TV (© Andrew Burton/Getty Images)

Nur wenige Wochen nachdem Googles Streaming-Stick Chromecast mit einiger Verzögerung den Weg nach Deutschland geschafft hat, betritt ein weiterer bekannter Name den Markt: Das Online-Kaufhaus Amazon hat am Mittwoch Fire TV vorgestellt – eine Set-Top-Box als Alternative zu Apple TV, Roku und Chromecast. Die Box soll 99 US-Dollar kosten und ist vorerst nur in den USA erhältlich. Pläne für einen Verkauf in Europa gibt es noch nicht.

Schon länger wurde über eine neue Amazon-Hardware fürs Wohnzimmer spekuliert. Mit Fire TV zeigt Amazon, dass es längst nicht mehr nur um das Streaming von Inhalten geht, sondern auch darum, womit die Inhalte letztlich ausgeliefert werden.

Peter Larsen von Amazon sagte während der Präsentation in New York, dass die jetzigen Geräte vor allem drei Schwachstellen aufweisen: Suche, Leistung und ein geschlossenes Ökosystem. All das möchte Amazon mit Fire TV verbessern.

Technik

Die kleine, flache schwarze Box ist nicht nur kompakter als Apple TV oder das in den USA beliebte Roku, sondern soll auch mehr Leistung bringen als die Geräte der Konkurrenz. Ein Vierkernprozessor mit 1,7 Gigahertz und 2 Gigabyte Ram bildet die Grundlage. Wichtiger für die Nutzer aber dürften die Reaktionsgeschwindigkeiten sein, die Amazon verspricht: So sollen Filme bereits im Hintergrund gepuffert werden, was ein sofortiges Abspielen garantiert.

Neben dem üblichen HDMI-Ausgang verfügt Fire TV über einen Netzwerkanschluss, einen Wlan-Adapter sowie einen optischen Ausgang für Audio. Die Fernbedienung unterstützt auch Sprachbefehle, mit denen sich das Angebot durchsuchen lässt.

Die Anschlüsse des Fire TV (Bild: Amazon)
Die Anschlüsse des Fire TV (Bild: Amazon)

Angebot

Fire TV wird mit Apps von bekannten TV- und Streaming-Anbietern ausgeliefert, darunter auch mit der Konkurrenz von Netflix und Hulu, mit Sportangeboten der MLB und NBA, sowie den Videoportalen YouTube und Vimeo. Larsen kritisierte die Konkurrenz von Apple, die Amazons eigenen Streaming-Dienst nicht in Apple TV aufnimmt und deshalb ein geschlossenes System bilde. Auch Microsoft, das mit seiner Xbox-Live-Mitgliedschaft die Nutzer gleich zweimal zur Kasse bittet, bekam einen Seitenhieb ab.

Amazon dagegen wolle den Kunden die größtmögliche Auswahl an Inhalten und Anbietern bieten. So soll Fire TV seinen Nutzern vorschlagen, bei welchem Angebot sie die gewünschten Filme oder Serien am günstigsten finden.

Das klingt interessant, allerdings enthält die Funktion zum Start lediglich Angebote von Amazons Instant Video und der NBC-Tochter Hulu – wenig hilfreich also. Überhaupt bildet natürlich Amazons eigener Streaming-Service die Basis von Fire TV, und dürfte deshalb einen prominenten Platz in der Bedienoberfläche einnehmen. Außerdem sollen Inhalte, etwa Fotos, die in Amazons Cloud liegen, einfach auf dem Fernsehbildschirm angezeigt werden können.

Ein zweites Feature namens ASAP soll anhand der Vorlieben der Nutzer stetig neue Inhalte finden und vorschlagen können, sowie diese bereits im Hintergrund puffern. Amazon bezieht sich also hier ähnlich wie Netflix auf Big Data – Nutzerinformationen, auf deren Basis ziemlich genaue Analysen des Fernsehverhaltens entstehen.

Spiele

Eine weitere Funktion sind Spiele. Für knapp 40 Dollar gibt es einen Controller für die Steuerung wie bei Konsolen sowie 1.000 Coins, mit denen sich Spiele kaufen lassen. Es seien aber auch bereits 1.000 kostenlose Spiele im Angebot, heißt es.

Amazon geht es um das wachsende Segment der Gelegenheitsspieler. Da Fire TV auf Android basiert, könnte es somit auch eine Alternative zu kostengünstigen Konsolen wie der Ouya darstellen. Mit den Amazon Game Studios arbeite der Konzern außerdem bereits an eigenen Titeln.

Fire TV als Hub für eigene Inhalte

Eigene Inhalte sind das Stichwort. Sie dürften durch Fire TV für Amazon noch einmal wichtiger werden. Seit vergangenem Jahr ist Amazon selbst als TV-Produzent im Geschäft. Eigenproduzierte Serien wie Alpha House mit John Goodman wurden bereits um eine zweite Staffel verlängert. Die Kritiken der ersten Serienrunde waren allerdings durchschnittlich.

Mit dem Fire TV erhofft sich Amazon eine Chance, die eigenen Inhalte noch einfacher an die Zuschauer zu bringen. Zwar soll Fire TV viele verschiedene Anbieter bündeln, aber Amazon dürfte die eigene Box vor allem dazu nutzen, die Kunden an Inhalte aus Amazon Instant Video, sowie womöglich bald auch dem eigenen Spiele-Store, heranzuführen.

Denn darauf basiert letztlich Amazons Geschäftsmodell: dem Verkauf von Gütern. Und von Büchern und eBooks, die bereits erfolgreich über den Kindle verbreitet werden, geht es nun also um Bewegtbilder.