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Amazon streamt bald auch (alte) HBO-Serien

 

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Ältere Serien und Filme des amerikanischen Kabelsenders HBO gibt es künftig auch im Angebot von Amazons Prime Instant Video. Was wenig spektakulär klingt, ist tatsächlich ein Novum. Es ist das erste Mal, dass HBO seine Inhalte einem US-Streaming-Portal lizensiert.

Denn während es in Deutschland etwa The Wire oder Boardwalk Empire bereits auf Watchever gibt, waren HBO-Serien in den USA bis dato auf die eigenen Angebote des Kabelsenders beschränkt: Mit HBO GO unterhält HBO seit 2010 einen eigenen Video-on-Demand-Service, der allerdings, wie etwa auch das deutsche Sky Go, eine Kabel- und HBO-Mitgliedschaft voraussetzt.

Wie beide Unternehmen am Mittwoch verkündeten, wird Amazon mit seinem Videoservice exklusiv die Rechte an Serien wie den Sopranos oder True Blood bekommen. Neuere Serien wie Girls soll es dagegen erst nach einem dreijährigen Fenster geben, populäre Serien wie Game of Thrones werden gar nicht erwähnt. Etwas Exklusivität hält sich HBO also offen.

Dennoch öffnet sich HBO damit einem Markt, von dem immer noch nicht klar ist, ob er tatsächlich in Konkurrenz zu den Kabelanbietern steht. Viele Experten glauben, dass sich Kabelsender wie HBO und On-Demand-Portale wie Netflix vielmehr ergänzen, was die relativ beständigen Mitgliederzahlen von HBO bestätigt.

Der Gewinner heißt Amazon

Gleichzeitig aber erkennt HBO offenbar, dass das sogenannte „Cord-Cutting“, die Abkehr der Zuschauer vom klassischen Fernsehen hin zu Onlineportalen, durchaus real ist. Erst gestern wurde berichtet, dass die Anzahl der Menschen in den USA, die dem klassischen Fernsehen den Rücken gekehrt haben, in den vergangenen vier Jahren um 44 Prozent auf 7,6 Millionen Haushalte gewachsen ist.

Der Gewinner heißt natürlich Amazon – auch wenn der Deal mit Sicherheit nicht günstig für den Konzern ist. Doch gerade im Duell mit dem Branchenführer Netflix setzt Amazon damit ein großes Zeichen. Netflix hatte in dieser Woche einmal mehr neue Rekordzahlen vermeldet, und gleichzeitig die Preise für Neukunden angehoben. Amazon holt zwar langsam auf und streamt inzwischen mehr als Hulu oder Apple, ist aber immer noch weit entfernt von den Zahlen Netflixs.

Auch für die deutschen Nutzer könnte der neue Deal möglicherweise Folgen haben. Bis jetzt gibt es nämlich bei dem erst kürzlich gestarteten deutschen Ableger von Prime Instant Video noch keine HBO-Inhalte. Sollte die Abmachung international gelten, könnte sich das bald ändern. Für den spekulierten deutschen Start von Netflix im Herbst sind das dagegen schlechte Nachrichten: Wer gehofft hatte, dort dann endlich die HBO-Klassiker zu bekommen, dürfte wohl enttäuscht werden.