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Netzfilm der Woche: „Spitzendeckchen“

 

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Wenn man sagt, dass die erste Minute eines Kurzfilms die wichtigste ist, weil sie die Zuschauer anfixen muss, dann macht Spitzendeckchen alles richtig: In den ersten 90 Sekunden seilt sich eine Oma aus dem vierten Stock ab, zeigt ihrer Couch den Stinkefinger, baumelt kopfüber an der Fassade, bevor sie auf mysteriöse Weise wieder zurück in ihre Wohnung gezogen wird.

Womit wir gleich beim Thema wären. „Wir wollten eine authentische Wiener Horrorgeschichte erzählen“, sagt der Regisseur Dominik Hartl, „und da viele junge Menschen in Wien in diesen alten Häusern wohnen, haben wir einfach die Wohnung zum Monster gemacht.“

Das weiß natürlich die junge Studentin Anna nicht, als sie die Wohnung bezieht. Etwas seltsam scheint es ihr natürlich schon, dass die greise Vormieterin plötzlich auf Weltreise gehen möchte und die Wohnung für ihre stattliche Größe eigentlich ziemlich günstig ist. Doch „die Wohnung wird von der Stadt gefördert“, sagt der Vermieter – und schon ist der Mietvertrag unterschrieben. Es dauert nicht lange, bis Anna merkt, dass mit der Wohnung etwas nicht stimmt. Nach und nach enthüllt sie das Geheimnis, das seit vielen Jahrzehnten in der Wohnung schlummert.

Spitzendeckchen erzählt nicht nur eine Gruselgeschichte, die ohne große Effekte und offensichtliche Monster auskommt, sondern überzeugt auch mit seiner Produktionsqualität. Das Make-up der jungen und im Verlauf des Films alternden Protagonistin wurde am Objekt und nur zu kleinen Teilen am Computer erstellt. Die düster-morbide Wiener Altbauwohnung bauten die Macher in einem Studio nach, den Großteil der Requisiten fanden sie dabei in Wohnungsauflösungen. „Die Wohnung ist in gewisser Weise auch ein Schauspieler“, sagt Hartl, weshalb die Liebe zum Detail in diesem Fall besonders wichtig sei.