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Netzfilm der Woche: „Chinti“

 

chinti

Wer bei Google nach „Ameisen sind“ sucht, bekommt folgende Ergänzungen vorgeschlagen: „nützlich“, „stark“, „Insekten“. Was Google nicht vorschlägt, ist „Einzelgänger“, „wehmütig“ und „immer auf der Suche, mehr aus ihrem Leben zu machen.“ Genau das trifft auf die kleine Ameise in Natalia Mirzoyans animiertem Kurzfilm Chinti zu.

Die ist es leid, immer nur den anderen hinterherzulaufen, stets im Dienste der Kolonie und keine Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Doch als eine Briefmarke mit dem Motiv des Taj Mahals vorbeiweht, packt die Ameise neuer Mut: Sie beginnt damit, ihren eigenen Palast zu bauen – was in der wuseligen Insektenwelt gar nicht so einfach ist.

Was sofort auffällt, ist der ungewöhnliche Stil, den Mirzoyan und ihre Kollegen des Petersburg Animation Studios dem Film verpasst haben. Die Texturen und Hintergründe in Chinti bestehen allesamt aus Teeblättern in den verschiedensten Größen und Farben. Das Baumaterial gibt dem Film einen Look, der sich positiv von den grellbunten, computeranimierten Filmen absetzt. Und zudem erstaunlich detailreich ist: Die Bewohner des Mikrokosmos in und um den Ameisenhaufen Chinti sind so liebevoll umgesetzt, dass sie glatt der Sendung mit der Maus entspringen könnten.

Chinti lief im Jahr 2012 bereits im Programm der Berlinale und konnte in den vergangenen zwei Jahren gleich mehrere Festivalpreise gewinnen, darunter auch welche für den besten animierten Kinderfilm auf dem Animage in Brasilien. Kein Wunder, schließlich sieht Chinti nicht nur toll aus, sondern erzählt gleichzeitig eine inspirierende Geschichte von persönlichen Träumen und Entschlossenheit im Angesicht widriger Verhältnisse. Vor allem lehrt Chinti eines: Dass sich hinter den kleinen Dingen oft noch etwas Größeres versteckt.