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„Berlin 12685“: Willkommen in Marzahn

 

Berlin-Marzahn hat keinen guten Ruf in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Plattenhäuser, die Arbeitslosigkeit, die Nazis, Cindy, solche Geschichten eben. Viele Anwohner widersprechen diesem Bild nur allzu gerne. Denn Marzahn bietet auch bezahlbaren Mietraum und die Brandenburger Natur nur wenige Meter entfernt. Und Marzahn hat noch etwas, das die vielen zugezogenen Neu-Berliner in den hippen Stadtteilen gar nicht kennen: Eine Insel, ein Dorf inmitten der Plattenbauten: Willkommen in Alt-Marzahn.

Genau um dieses Verhältnis zwischen Dorf und Stadt geht es in Berlin 12685, einer Webdoku der Electronic Media School in Potsdam. Die Volontäre porträtieren Marzahn und seine Bewohner. In Videos kommen alteingesessene Marzahner und neue Bewohner zu Wort, die in dem ungleichen Stadtteil mehr als nur eine Heimat fanden:

„Sie sind ein ungleiches Paar, das historische Dorf und der einst moderne Neubau. Getrennt durch sechsspurige Straßen – und doch sind sie in den vergangenen 35 Jahren zusammengewachsen. Durch Kinder aus dem Neubau, die im Dorf in die Kita gehen. Durch Menschen, die im Dorf arbeiten, aber in der Platte wohnen. Durch Produkte, die in Alt-Marzahn für internationale Auftraggeber entstehen. Ein unsichtbares Netzwerk spannt sich durch das Dorf und verknüpft es mit der Platte, mit Berlin, mit der Welt.“

Berlin 12685 ist ein schönes Stück Lokaljournalismus und eigentlich doch mehr: Die zahlreichen Videoporträts, Karten und Illustrationen räumen nicht nur mit den Vorurteilen auf, mit denen Marzahn zu kämpfen hat, sondern geben auch einen kleinen Einblick in das Stadtleben der Zukunft. Am Ende geht es nicht nur um das jetzige Zusammenleben, sondern um die Frage, welchen Weg Marzahn nehmen könnte – und was das möglicherweise für den Rest Berlins bedeutet.