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Netzfilm der Woche: „Suburbia“

 

Burleigh Heads ist ein idyllischer Vorort der australischen Stadt Gold Coast und ein Paradies für Surfer. Das dachte der Filmemacher Antonio Oreña-Barlin bis zum 26. April 1990, als der Satanist Rodney Dale sich „666“ in die Hand ritzte, das Feuer eröffnete und in der Straße von Oreña-Barlin einen Menschen tötete und sieben weitere verletzte.

Fast 25 Jahre lang dachte der Regisseur und Drehbuchautor darüber nach, wie er diesen dramatischen Tag aus seinem Leben verarbeiten könne. Sein Kurzfilm Suburbia nähert sich den Ereignissen nicht dokumentarisch, sondern fiktional. Im Mittelpunkt steht Joel, der seine Freundin von der Arbeit abholen möchte, als er plötzlich etwas hört: Ein Auto fährt mit quietschenden Reifen an, ein Knall ertönt. Als Joel nachsehen will, findet er sich in einer Situation, dessen Gefahr er nur langsam begreift.

Suburbia tut gut daran, die tatsächlichen Details der Tat zu verschweigen, auf Kontext und Dialoge weitestgehend zu verzichten. Die Zuschauer wissen zu keiner Sekunde mehr als der Protagonist; die Spannung entsteht aus dem, was man gerade nicht sieht.

Eine 12-minütige Szene

Dass dies so gut funktioniert, liegt an der Filmtechnik: Suburbia besteht aus einem sogenannten One-Shot, aus einer einzigen, nahtlos gefilmten Szene. Diese Aufnahmetechnik gilt als anspruchsvoll – erst Recht über eine Länge von zwölf Minuten. Die Kamerafahrt muss genau geplant sein, Licht- und Schattenverhältnisse müssen in jeder Position stimmen, Schauspieler und Komparsen auf den Punkt genau arbeiten – ein Versprecher, und alles beginnt von vorne.

Wie Oreña-Barlin dem Blog Short of the Week erzählt, lief der Dreh alles andere als reibungslos. Das Team hatte keine Genehmigung, die Straße zu sperren, weshalb mehrmals ungewollte Passanten durch das Bild liefen. Dazu kam, dass die Lichtverhältnisse sich schnell veränderten und das Projekt gefährdeten. Erst nach mehreren Anläufen hatte Oreña-Barlin die Szene und damit den Film im Kasten. Es hat sich gelohnt: Suburbia ist ein außergewöhnlicher Kurzfilm-Thriller – und umso schockierender in dem Wissen, dass der Regisseur diese Situation tatsächlich so ähnlich erlebt hat.