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Netzfilm der Woche: „Whole“

 

© William Reynish
© William Reynish

Trennt man sich von einem langjährigen Partner, fühlt sich das oft so an, als fehlte auch dem Körper ein Teil. Der dänische Filmemacher William Reynish nimmt diesen Phantomschmerz in seinem animierten Kurzfilm Whole wörtlich: Die Protagonistin Mira siecht nach einer Trennung von ihrem Freund Michael vor sich hin und hat deshalb ein großes, rundes Loch in ihrem Oberkörper. Als die Aufmunterungsversuche ihrer extrovertierten Freundin Ingeborg fehlschlagen, trifft Mira zufällig einen Schamanen, der ihr erklärt, sie müsse ihr Krafttier finden, um wieder ganz zu werden.

Aus dieser Geschichte wurde einer der kreativsten Animationsfilme der jüngeren Zeit: Mit seinem ungewöhnlichen Look und der übernatürlichen Geschichte nimmt Whole die Zuschauer mit auf Miras Trip durch eine Fantasiewelt auf der Suche nach sich selbst. Mit Motion Graphics, Licht- und Schattenspielen, kreativen Figuren und optischen Illusionen ist der Film vor allem ein Fest für die Augen, doch auch die Audioeffekte und dänischen Sprecher sind auf einem hohen Niveau.

Whole entstand als Abschlussarbeit an der dänischen Filmschule. Anders als unter Animationsstudenten üblich, hat Reynish fast ausschließlich die freie Software Blender für den Film verwendet, und die Einzelteile sollen später noch unter einer Open-Source-Lizenz im Netz landen. Ein Jahr lang hat die Arbeit von der Idee bis zum fertigen Film gedauert.

In der Zeit änderte sich die Story mehrmals, wie Reynish dem Blog Render Street sagte. Inspiriert von selbsterklärten Schamanen unter seinen Nachbarn, wollte Reynish ursprünglich einen Film über das halluzinogene Getränk Ayahuasca drehen. Am Ende aber wählte er mit der Trennung ein Thema, mit dem sich die Zuschauer eher identifizieren können, und verlegte den Handlungsort aus dem Dschungel Ecuadors in eine europäische Großstadt.

Es ist genau dieser Kontrast zwischen der dunklen, unheimlichen Stadt und der farbenfrohen Fantasiewelt, der Whole so interessant macht. Und wie Alice im Wunderland, in dem ebenfalls eine junge Frau durch ein „Loch“ in die Parallelwelt gelangt, ist Reynishs Arbeit etwas abgefahren, am Ende aber auch ähnlich liebevoll gestaltet.

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