Kurzporträts interessanter Personen, meistens zwischen fünf und zehn Minuten lang, sind im Netzfilm-Zeitalter ähnlich beliebt wie animierte Kurzfilme. Dass aber jemand zwei Dutzend interessante Porträts in dreißig Minuten packt ist ungewöhnlich. Genau das hat Tyrone Lebon für seinen Film Reely and Truly getan. Es sei ein „visuelles Gedicht an die zeitgenössischen Fotografen“, schreibt Lebon. Denn die darin porträtierten Personen sind allesamt Fotografen.
Reely and Truly ist aber kein traditioneller Film. Er besteht nicht aus klassischen Porträts oder Interviews, sondern zeigt Fotografen wie Juergen Teller oder Lina Scheynius in ungewöhnlichen Momenten: Beim Fußballgucken, beim Flitzen durch Treppenhäuser, am Strand und irgendwie doch immer bei der Arbeit. Lebon springt von Person zu Person, von Einstellung zu Einstellung, spontan und immer etwas ungeschliffen. Alles gefilmt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kameras, was dem Projekt eine zusätzliche Meta-Komponente gibt.
Ist das nicht anstrengend? Ein bisschen schon. Aber gleichzeitig ist Reely and Truly auch ein ziemlich geistreicher Einblick in die bunte und bisweilen etwas abgedrehte Welt der Fotografie. Es brauch einige Minuten, um reinzukommen. Dann aber ist der Film ein kleines, avantgardistisches Juwel.