Grenzen sind nicht immer leicht zu definieren. Das stellt Elliott, der Protagonist aus Stephen Fingletons Kurzfilm-Thriller SLR eines Tages fest. Er überschreitet sie nämlich selbst: Er sammelt Bilder von leicht bekleideten Frauen im Park, Aufnahmen von versteckten Kameras in Umkleidekabinen, von sogenannter Voyeur-Pornografie. Doch als in seinem Stammforum plötzlich Bilder seiner eigenen 17-jährigen Tochter auftauchen, steht Elliott plötzlich auf der anderen Seite. Er macht sich auf die Suche nach dem Fotografen – und hinterfragt dabei seine eigenen Triebe.
Die Idee für SLR kam Fingleton, nachdem er einen Artikel gelesen hatte, in dem eine Journalistin herausfand, dass sie heimlich fotografiert wurde. Der Tipp kam ausgerechnet von einem Kollegen – der auf der gleichen Website, auf der die Bilder gepostet wurden, unterwegs war.
Sechs Jahre lang dauerte die Produktion von SLR von der ersten Idee bis hin zum fertigen Film, sagte Fingleton dem Blog One Small Window. So lange habe er benötigt, um die Finanzierung sicherzustellen, und ihn gleichzeitig nach seinen Wünschen drehen zu können. Zunächst sollte der Film nur 10 Minuten lang sein. Erst mithilfe einer Filmförderung des Britischen Filminstituts und zusammen mit einem erfahrenen Produzenten konnte Fingleton das Script schließlich auf 20 Minuten ausweiten.
Dass SLR auch in dieser Länge funktioniert, ist nicht nur den überzeugenden Schauspielern zu verdanken. Der Kurzfilm nimmt sich wie ein guter Thriller die Zeit, die innere Zerrissenheit seines Protagonisten herauszuarbeiten. Er erzählt dabei aber nicht die klassische Geschichte einer Läuterung: Fingleton weiß, dass sich sexuelle Vorlieben nicht einfach abstellen und unterdrücken lassen. In einer bemerkenswerten Szene zum Schluss blicken die Zuschauer – in dieser Situation gewisser Weise selbst Voyeure – dem Protagonisten ins Gesicht. Und fragen sich, ob er die Grenzen wirklich neu gezogen hat.