Unter reisenden Filmemachern sind Timelapse-Videos die Postkarten des 21. Jahrhunderts. Seit einigen Jahren gibt es kaum einen Ort der Welt, von dem es auf Vimeo oder YouTube keine Zeitraffer-Aufnahme gibt. Beliebt sind vor allem große Städte, große Landschaften und der Nachthimmel, gerne mit Hyperlapse, in der die Kamera zwischen den Aufnahmen bewegt wird oder mit Tilt-Shift-Effekt, der die Menschen in kleine Modellfiguren verwandelt. Ganz wichtig ist auch, die Videos mit möglichst opulenter Musik zu untermalen. Das resultiert dann meist in netten Bildern, aber es sind eben Postkartenfilme: Man hat sie irgendwie alle schon hundertmal gesehen.
Bis auf einige Ausnahmen. Eine beeindruckende Arbeit ist etwa Michael Shainblums Mirror City, das die Aufnahmen zu Kaleidoskopen spiegelt. Namibian Nights von Squiver, der die Namib-Wüste zum Leben erweckt, oder die beeindruckenden Aufnahmen von der ISS.
Auch Zeitraffer brauchen eine Story
Timelapse-Aufnahmen sind immer dann interessant, wenn sie mehr sind als die Summe Tausender zusammengeschnittener Bilder. Das hat auch der britische Fotograf Rob Whitworth erkannt und sich in seiner neusten Arbeit selbst übertroffen: Für Barcelona GO! hat er 363 Stunden Arbeit in eine nahtlose Flow-Motion gesteckt.
Jede Stadt, die er vorstellt, bricht Whithorth auf fünf verschiedene Kategorien herunter, die im Film vorkommen sollen. In Barcelona GO! fliegt seine Kamera durch die Stadt: Von Panoramaaufnahmen geht es hinein in enge Gassen, in die Sagrada Familia, in die Oper, aus der Dachluke wieder hinaus und mit der Seilbahn vom Hafen auf den Montjuïc.
Statt bombastischer Hintergrundmusik nimmt der Film die Menschen, Geräusche und Musik der Stadt in den Soundtrack auf. Das macht den Zuschauer nicht nur zum Beobachter, sondern auch zum Teil der Szene – und Barcelona GO! zu einem der besten Timelapse-Filme des Jahres.