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Netzfilm der Woche: „Mouse-X“

 

© Paul Burrow
© Paul Burrow

Ein Mann erwacht in einem Raum. Aus einem alten Plattenspieler ertönt ein nicht weniger altes Lied. Auf dem Schoß des Mannes liegt eine Bibel, in die sonderbare Anweisungen gekritzelt sind. In den Wänden: zwei übergroße Mauselöcher. Als er in eines kriecht, kommt er wieder im selben Raum heraus – scheinbar. Doch dann merken Protagonist und Zuschauer, dass es ein anderer Raum ist, in dem immer wieder der gleiche Prozess abläuft. Es ist eine Endlosschleife, deren einziger Ausweg darin besteht, sich selbst zu überlisten.

Eine der größten Herausforderungen im Kurzfilm Mouse-X sei es gewesen, die „richtige Geografie des Sets hinzubekommen“, sagt der Regisseur und Autor Justin Tagg gegenüber dem Filmmaker Magazine. Wie kann der Film die gleiche Figur im gleichen Raum in unterschiedlichen Positionen zeigen, ohne dass die Zuschauer die Orientierung verlieren? Am Reißbrett plante Tagg für jede Szene minutiös, wie sein Protagonist sich durch die Räume bewegt. Aus verschiedenen Blickwinkeln entstand nach und nach eine Geschichte, die gleichermaßen Kafka und Science-Fiction ist, gleichermaßen bedrückend und spannend.

Für Justin Tagg begann die Arbeit an Mouse-X bereits vor zehn Jahren, als er das erste Mal die Idee für einen Kurzfilm hatte, in dem es um die Auflösung der eigenen Identität ging. Nachdem Tagg mehrere Jahre lang als Dozent gearbeitet hatte, entschloss er sich 2011, wieder aktiv hinter die Kamera zu treten und dem Skript für Mouse-X eine Chance zu geben.

Die Unterstützung für das Projekt fand er unter anderem im Netz: Auf Twitter bat er seine Follower um Feedback, wie die komplexe Erzählung möglicherweise greifbarer werden könnte. Das Budget sollte per Crowdfunding zusammenkommen, wobei Tagg die Sache unterschätzte: „Du musst dein Publikum aufbauen, lange bevor du mit dem Crowdfunding beginnst“, schildert er seinen etwas blauäugigen Versuch, aus dem Nichts eine Kampagne zu starten.

Doch am Ende war sie erfolgreich und mit einigen kleineren Sponsoren kamen rund 5.000 Pfund für die Produktion zusammen. Das ist nicht viel, doch die jahrelange Planung und Liebe zum Detail zahlten sich aus: Der Film sieht nicht nur teurer aus, er hat auch bereits die ersten Interessenten für eine Spielfilm-Adaption angelockt.