Es kommt nicht oft vor, dass ein Kurzfilm mit einem beherzten „Arschloch!“ beginnt. Doch das muss in diesem Moment einfach raus bei Ingrid. Sie will sich einen schönen letzten Urlaubstag in Dublin machen. Doch ihr Freund verhält sich mal wieder wie ein, nun ja, Arschloch eben. Da ist es ganz gut, dass Ingrid mit Thomas auf der Parkbank ins Gespräch kommt, der kein Wort Deutsch spricht.
Ja, Rhinos von Shimmy Marcus ist einer dieser Treffen-sich-zwei-Menschen-Filme. Und ja, natürlich geht es dabei um eine Beziehung. Denn als die lebhafte Ingrid den schüchternen Thomas mit Händen und Füßen dazu überreden kann, doch mit ihr durch die Stadt zu schlendern, passiert etwas nicht wirklich Unerwartetes: Es macht klick. Wenn da ja nicht noch das erwähnte Arschloch wäre…
Die Klischees ausgenommen, hat Rhinos durchaus seinen Charme. Entstanden in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Irland, erzählt der Kurzfilm die Geschichte einer Annäherung, die sich über Sprachbarrieren hinwegsetzt. Wenn die beiden Protagonisten durch den Zoo schlendern (die titelgebenden Nashörner kommen natürlich auch vor) und sich gegenseitig Dinge erzählen, die das Gegenüber nicht versteht, werden sie zu Monologen über die eigene Persönlichkeit. Je länger der Tag voranschreitet, desto besser scheinen sich die beiden zu verstehen.
Vor allem die Figur der Ingrid, gespielt von Aylin Tezel, die inzwischen als Dortmunder Tatort-Ermittlerin Nora Dalay bekannt ist, trägt den Kurzfilm mit ihrer Persönlichkeit, die irgendwo zwischen kecker Austauschschülerin und verletzlicher Mittzwanzigerin daherkommt. Überhaupt ist Rhinos immer dann am besten, wenn er hinter die Fassaden der Protagonisten blickt und deutlich macht, dass die schönsten Dinge im Leben meistens nicht ewig halten.
Ein Easter Egg gibt es übrigens auch: Als Thomas und Ingrid in einem Geschäft in DVDs und Musikalben stöbern, hält Thomas ihr eine DVD von Before Sunrise vor die Nase. In dem Klassiker von Richard Linklater geht es schließlich ebenfalls um zwei fremde Menschen, die sich treffen.