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Möge die Crowd mit dir sein: Star Wars Uncut

 

Im Sommer 2009 hatte der damalige Vimeo-Entwickler Casey Pugh eine Idee: Er teilte Episode IV: Eine Neue Hoffnung, den ersten Teil der ursprünglichen Star Wars-Trilogie, in 472 je 15 Sekunden lange Segmente auf. Anschließend rief er im Internet die Fans der Weltraumsaga auf, sich jeweils einen Teil auszusuchen und zuhause zu filmen, zu animieren oder auf irgendeine andere Weise nachzustellen. Pugh nannte das Projekt Star Wars Uncut und die Resonanz war riesig.

Im April 2010 stellten Pugh und sein Team erstmals den fertigen Film auf Festivals vor. Das Projekt war so erfolgreich, dass die Macher im gleichen Jahr einen Emmy in der Kategorie „Interactive Fiction“ einheimsen konnten. Es war der erste für ein Crowdsourcing-Projekt dieser Art. Und doch gab es einen Makel: Der Film war seitdem ausgerechnet im Internet, seinem Ursprungsort, lediglich in Form der Einzelszenen zu sehen – ein wenig komfortables Filmerlebnis.

Das ändert sich nun. Rund 18 Monate nachdem der Film sein Debüt feierte, ist der „Director’s Cut“ des Projekts ab sofort offiziell im Netz verfügbar. So lange brauchten die Macher, um alle Rechte zu klären.

Nüchtern betrachtet ist das 120-minütige Endergebnis eigentlich nicht anzusehen. Es erinnert an ein zu Film gewordenes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom: 472 Szenen bedeuten nicht zuletzt auch 472 unterschiedliche Darsteller, Konzepte und Techniken. Von Stop-Motion zu Machinima, von Trickfilm zu 3-D-Animation, von Amateur-Aufnahmen zu semi-professionellen Einstellungen und nicht zuletzt – Katzen. Star Wars Uncut ist ebenso bunt wie überambitioniert.

Natürlich kann man solch ein Projekt nicht durch die Filmkritikerbrille sehen. Im Gegensatz zu anderen Crowdsourcing-Projekten wie Ridley Scotts Life in a Day, nimmt sich Star Wars Uncut auch von Anfang an nicht allzu ernst. Es ist vielmehr ein weiteres Statement der kollaborativen Form von Kreativität, die das Internet zwar nicht erfunden hat, aber verstärkt: Es regt die Menschen an, kreativ zu werden und sich jenseits von Alter, Sprache und Herkunft einer ihrer Leidenschaften zu widmen. Das Ergebnis ist deswegen weniger ein klassisches Remake, sondern eine gänzlich neue Arbeit, in dem 472 Sichtweisen zum Vorschein kommen, die sich in zahllosen Referenzen, von den Beatles bis zu Ingmar Bergman, zeigen.

In diesem Sinne ist Star Wars Uncut ein bisschen wie das Internet selbst: Oft überraschend, manchmal an den Grenzen des guten Geschmacks aber meistens doch sehr spaßig.