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Mit Clownmasken gegen die Tristesse

 

Im August dieses Jahres besuchte der Dokumentarfilmer Sean Dunne ein viertägiges Festival namens Gathering of the Juggalos, von einigen als „White-Trash-Version des Burning Manbezeichnet. Hier versammeln sich jährlich rund 20.000 Juggalos, Anhänger des Hip-Hop-Duos Insane Clown Posse, um in der Einöde unter Gleichgesinnten zu feiern.

Die Aufnahmen hat Dunne nun in American Juggalo zusammengefasst – einem Film, der weniger Musikdokumentation als vielmehr eine Gesellschaftsreportage ist: Ohne Kommentar, ohne Aufnahmen des eigentlichen Festivals und fast gänzlich ohne musikalische Untermalung richtet Dunne seinen ungefilterten Fokus auf die Besucher des Festivals. Dabei gelingt es ihm, sowohl die Philosophie der Juggalos einzufangen, als auch den Ernst hinter der ausgelassenen Party aufzuspüren.

Denn tatsächlich geht es vielen Besuchern um mehr als die Musik. Das Gathering ist ein Zufluchtsort, um dem Alltag zwischen Arbeits- und Perspektivlosigkeit der unteren Mittelschicht zu entfliehen. Hier finden viele der Juggalos die Anerkennung, die sie nach eigenen Angaben „dort draußen“, als Außenseiter verschrien, verloren haben. In diesem Sinne ist American Juggalo nicht nur das Porträt einer Subkultur, sondern auch der Spiegel einer Gesellschaft, von der sich immer mehr Menschen ausgeschlossen fühlen. Oder, wie Forbes es unlängst zusammenfasste: „Hinter dem Make-Up, der sexuellen Freizügigkeit und dem Gefühl einer großen Familie, steckt eine Mischung aus Horror und Realität, mit der immer mehr Amerikaner nur allzu vertraut sind“.