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„The Story of Mojang“: Vom Klötzchenbauer zum Millionär

 

Markus "Notch" Persson (© 2 Player Productions/Mojang)

Als der schwedische Spieleentwickler Markus „Notch“ Persson im September 2010 mit Mojang sein eigenes Studio gründete, besaß er ein bestenfalls halbfertiges Spiel und einige Tausend treuer Fans. Mehr als ein Jahr zuvor hatte er die Alpha-Version von Minecraft veröffentlicht, einem Spiel, bei dem die Spieler ähnlich einem Lego-Baukasten aus Pixel-Klötzchen ihre eigene Welt bauen konnten. Mit Mojang wollte er das Spiel, das sich in der Szene langsam einen Namen machte, endlich weiter- und fertigentwickeln.

Zwei Jahre später ist Mojang eine erfolgreiche Firma mit über 30 Mitarbeitern. Minecraft hat sich auf allen Plattformen inzwischen mehr als 17 Millionen mal verkauft und Persson damit zum Millionär und einem der bekanntesten Gesichter und gefragtesten Sprecher der Indie-Games-Szene gemacht.

Der ideale Zeitpunkt für einen Dokumentarfilm

Die Dokumentation The Story of Mojang verfolgt den Aufstieg Mojangs im vielleicht wichtigsten Jahr seiner Entstehungsgeschichte: Durch das Jahr 2011 begleiten die Macher von 2 Player Productions Persson auf dem Weg zu seinem eigenen Studio und Minecraft auf dem Weg zu internationalem Erfolg. Es war ein Aufstieg, der nicht etwa durch Werbekampagnen und große Titelstorys in Magazinen begründet ist, sondern vor allem durch Mundpropaganda und auch durch YouTube: Hier nämlich sammelten sich schnell Videos von Fans, die so ziemlich alles in Minecraft nachbauten und das Spiel damit binnen weniger Monate einem größeren Publikum vorstellten.

The Story of Mojang erzählt diesen Aufstieg deutlich behutsamer. Bekannte Entwickler wie Peter Molyneux und Tim Schafer sprechen von ihren ersten Begegnungen mit Minecraft und erläutern den Erfolg des Spielprinzips, während angesehene Games-Journalisten erklären, wie das Spiel eine bis dato nahezu unbekannte Szene plötzlich ins Rampenlicht rückte. Dazwischen kommt immer wieder Persson zur Wort, zurückhaltend, huttragend, gleichermaßen überzeugt von seiner Idee, aber doch auch angespannt ob der Zukunft und dem Erfolg seines Studios.

Von der Crowd finanziert, zum Gratis-Download angeboten

Bereits Anfang 2011 über eine Kickstarter-Kampagne finanziert, feierte der fertige Film erst kurz vor Weihnachten diesen Jahres auf der Xbox seine Premiere. Wenig später gab es ihn auch als DRM-freien Download (für circa 6 Euro), auf DVD (circa 15 Euro) und auf einem weiteren Wege: als kostenlosen Download via Torrent auf The Pirate Bay. Dort nämlich haben ihn die Macher selbst angeboten.

„Wir wollten die ersten sein, weil wir wussten, dass der Film sowieso irgendwann hier landen würde“, schreiben sie. Und sagen weiter: „Torrents und Filesharing wird es weiterhin geben. Viele wollen Euch dafür bestrafen, aber wir haben einen realistischeren Blick auf die Dinge.“ Tatsächlich gilt die Torrentbörse der Musik- und Filmindustrie als Dorn im Auge, doch sämtliche Versuche, den Service abzuschalten blieben bisher erfolglos.

Dass sich Mojang für diesen Schritt entschieden hat, ist ebenso ungewöhnlich und doch typisch für das schwedische Studio, das seit jeher eine unkonventionelle Haltung sowohl gegenüber Filesharern als auch der Werbe- und Spieleindustrie einnimmt. Eine Einstellung, die auch den Zuschauern im Verlauf von The Story of Mojang deutlich wird und vielleicht ein weiteres Puzzleteil des Erfolgs ist: Denn bei der Kommunikation und Interaktion mit den Machern gab Minecraft seinen Spielern schon immer das Gefühl, nicht nur Käufer, sondern ein Teil der Community zu sein.

Neben dem überaus erfolgreichen Indie Game: The Movie ist The Story of Mojang bereits die zweite Feature-Dokumentation über die Indie-Games-Szene in diesem Jahr. Und beide Filme haben etwas gemeinsam. Ihnen gelingt es, selbst Außenstehenden diese blühende und immer noch recht verschlossene Szene näherzubringen. Sieht man von einigen etwas langatmigen und beweihräuchernden Passagen ab, ist The Story of Mojang nämlich mehr als die Dokumentation eines Videospiels. Es ist die Dokumentation einer Idee und Kreativität, die durch Arbeit, Leidenschaft und auch etwas Glück zu einem kulturellen Phänomen wurde.