Im Mai hatte YouTube erstmals in der Geschichte Bezahlkanäle eingeführt. Knapp drei Monate später ziehen die ersten Kanalbetreiber ein Fazit: Ein Erfolg ist das Modell noch nicht.
Insgesamt gingen in der Testphase 29 Kanäle an den Start, die seitdem nur noch gegen eine kleine monatliche Abogebühr verfügbar sind. Zu den bekanntesten Namen zählen die Sesamstraße und National Geographic.
Letztere zeigen sich enttäuscht von den Zuschauerzahlen in den ersten drei Monaten, möchten aber weiterhin an dem Modell festhalten, wie ein Sprecher gegenüber Variety sagt. Im Herbst plane man, das Angebot noch einmal auszubauen und zudem über das Print-Magazin verstärkt zu bewerben. Auch andere Betreiber sagen, dass das Interesse sich noch in Grenzen hält. Etwas positiver äußert sich lediglich ein Sprecher der Sesamstraße. Insgesamt sei man mit der Performance zufrieden. 3,99 US-Dollar kostet der Kinderkanal im Monat.
Bezahlkanäle in der Testphase
Bei YouTube sieht man die Sache jedenfalls entspannt. Noch seien die Bezahlkanäle ein Pilotprojekt heißt es. Erst später dieses Jahres soll die Möglichkeit, Kanäle gegen Abogebühr anzubieten, allen Betreibern offenstehen. Die Google-Tochter hofft, dass spätestens dann das Modell nach und nach aufgenommen wird. Denn ein Problem von YouTube ist, dass die Nutzer Gratisinhalte gewöhnt sind.
Das soll sich ändern. Je mehr Geld YouTube in die Produktion hochwertiger Originalkanäle steckt, desto schwieriger ist es, sie allein mit Werbeeinnahmen zu refinanzieren – und dabei noch die Betreiber angemessen zu vergüten. Erfolgreiche Partner wie das Comedy-Duo Smosh wirtschaften deshalb längst auch jenseits der Plattform.
Bis jetzt sind die Werbeeinahmen faktisch die einzige Einnahmequelle für YouTube: Geschätzte vier Milliarden US-Dollar Umsatz könnte das Unternehmen in diesem Jahr mit Werbung machen. Trotzdem möchte YouTube mittelfristig beweisen, dass es nicht nur Anzeigen, sondern auch Inhalte verkaufen kann.
Der Erfolg von Netflix und auch Hulu mit Originalserien und Abo-Modellen jedenfalls beweist, dass die Nutzer durchaus bereit sind, für gute Inhalte zu zahlen. Für YouTube wird sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen, ob sie genug qualitativ hochwertige Kanäle und ihre Zuschauer auf die Bezahlseite locken können. Oder ob die Zuschauer angesichts des riesigen Angebots nicht einfach zum nächsten Gratiskanal wechseln.