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Die Geschichte der Fotografie

Von der Camera Obscura zum Smartphone, von der arabischen Welt zu Leonardo da Vinci: Die Fotografin Eva Timothy erzählt die Geschichte der Fotografie für einen Ted-Ed-Kurs, London Square hat die ganze Sache animiert.

 

100 Episoden: Die „Berlinfolgen“ machen Schluss

Wie Webvideo, journalistisches Erzählen und Multimedia erfolgreich aufeinandertreffen können, zeigen die Berlinfolgen. Seit April 2011 produzierten das Team des Produktionsstudios 2470media in Kooperation mit der Redaktion der taz rund 100 Folgen des Reportage-Formats. Stets auf knapp drei Minuten beschränkt, bestehen die einzelnen Berlinfolgen je aus Interviews, kurzen Videosegmenten und ausdrucksstarken Fotografien. In 100 Folgen, von denen ein Teil auch per Crowdfunding finanziert wurde, ist es den Berlinfolgen gelungen, einen ebenso bunten wie umfassenden Querschnitt des Lebens in der Hauptstadt zu geben. Denn ob Obdachlose oder Sänger, Bürgerrechtler, Parkwächter oder Wahrsager, durchgeknallt oder völlig „normal“, die Stärke der Berlinfolgen war es immer, möglichst unterschiedliche Menschen zu zeigen. Diese Leistung wurde unter anderem mit dem Grimme Online Award 2012 ausgezeichnet.

Die 100. Episode bedeutet nun gleichzeitig auch das Ende des Projekts und ein Kreis schließt sich: Zum Schluss kommt noch einmal die Aussteigerin aus der allerersten Folge vor.

Passend zum Abschluss porträtiert der ABZV Videoreporter als Teil einer neuen Webserie auch noch einmal die Köpfe hinter den Berlinfolgen.

 

Netzfilm der Woche: „To This Day“

Die meisten von uns erinnern sich noch an sie, an die Mitschüler/innen, die es immer besonders häufig abbekamen, sei es durch ihr Aussehen, ihre Leistungen oder auch ihre Herkunft. Wir neigen dazu, diese Erlebnisse rückblickend als alterstypische Rangeleien abzustempeln. Doch in vielen Fällen folgen auf fiese Worte auch körperliche Übergriffe, aus scheinbar harmlosen Hänseleien wird Schikane und Mobbing, unter dem die Betroffenen oft noch viele Jahre später leiden.

Auch der kanadische Lyriker Shane Koyczan kennt dieses Gefühl. In seinem Spoken-Word-Gedicht To This Day verarbeitet er die Erfahrungen aus seiner eigenen Kindheit. Koyczan erzählt, wie er zu seinem ersten Spitznamen – Schweinekotelett – kam. Er erzählt von einer Freundin mit einem großen Muttermal auf der Wange, die sich auch heute noch immer nicht wohl in ihrem Körper fühlt. Von einem adoptierten Freund, der mit Selbstmordversuchen und Psychopharmaka aufwuchs.

Zu Beginn des Jahres rief Koyczan gemeinsam mit dem Designstudio Giant Ant dazu auf, das Gedicht zu animieren. Sie fragten Dutzende Grafikdesigner und Animationsfilmer, ob sie innerhalb von 20 Tagen je ein 20-sekündiges Segment produzieren können. Am Ende haben sich 86 Künstler an dem Projekt beteiligt, die alle ihren einzigartigen Stil und verschiedenste Animationstechniken mitbrachten, von klassisch bis experimentell. Umso überraschender ist es, wie flüssig To This Day am Ende doch ist, wie sich die Segmente trotz ihrer schnellen Abfolge ergänzen, stets zusammengehalten von der emotionalen Darbietung des Gedichts.

Letztlich ist To This Day zwei Dinge: Ein gelungenes und ambitioniertes Crowdsourcing-Projekt und ein gesellschaftlicher Aufruf. Der Film war Bestandteil des kanadischen Pink Shirt Day, einem landesweiten Anti-Mobbing-Aktionstag, der vor wenigen Tagen stattfand. Und auch darüber hinaus sollen der Film und das Gedicht auf die wichtige Thematik des Mobbings hinweisen und damit vor allem Schüler und Lehrer sensibilisieren.

Hinweis: Per Klick auf die Sprechblase im Player lassen sich Untertitel einblenden.

 

House of Cardinals

House of Cards, die zweite Eigenproduktion des Streaming-Portals Netflix ist ziemlich gut. House of Cardinals, die folgende YouTube-Satire des Papst-Rücktritts ist es ebenfalls.

 

Animierte Ungerechtigkeit: Das Vermögen in den USA

Passend zum aktuellen Aufmacher auf ZEIT ONLINE zeigt diese einfache Animation aus dem November, wie ungerecht das Vermögen in den US-amerikanischen Haushalten doch verteilt ist. Man hört zwar viele Zahlen über die sogenannten „99 Prozent“, aber es lohnt, sich das Ganze auch mal bildlich vorzustellen. Dazu noch ein Zitat aus dem oben verlinkten Artikel:

Die USA sind vom vermeintlichen Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu einem Paradies für Besserverdiener geworden. Und die Finanzkrise hat das Land noch weiter in eine große Verlierergruppe und einen Kreis weniger Gewinner gespalten. Jüngste Zahlen vom Januar dieses Jahres zeigen, dass der Großteil der Bürger rund zwölf Prozent weniger zur Verfügung hat als noch vor fünf Jahren. Das obere Prozent der Einkommensskala verbuchte im gleichen Zeitraum elf Prozent mehr Einkommen. Anders gesagt: Der zaghafte Aufschwung der amerikanischen Wirtschaft kam lediglich den Reichen zugute.

 

Über Integration: „[da]sein“

[da]sein ist ein experimenteller Film, der sich mit den Themen Fremdenhass, Integration und Migration befasst. Drei unterschiedliche Orte und Themenstränge zwischen Dokumentation und Satire greifen dabei gängige Vorurteile und populistische Parolen auf, mit denen Migranten regelmäßig konfrontiert werden. Die fünf Macher sind Absolventen des Multimedia Kollegs der Graphischen in Wien, der Film dreht sich deshalb auch um die österreichische Situation, ist aber in seiner Thematik fast 1:1 auch auf Deutschland übertragbar. Aus der Zusammenfassung:

[da]sein vereint diese unterschiedlichen Sichtweisen miteinander und wirft dabei existenzielle Fragen auf: Wie könnte das Zusammenleben in der pluralistischen Gesellschaft Wiens anders gestaltet werden und welche Bedeutung hat Dasein an sich? Beginnend mit einem Gedicht des Sozialarbeiters Nana-Gyan Ackwonu, welches seine eigene persönliche Erfahrung reflektiert, begibt sich der Film auf eine Reise durch die vorherrschenden Standpunkte zu Migration und Integration. Hierbei wird schnell deutlich, wer darüber bestimmt wer ein Teil der“Mehrheitsgesellschaft“ ist und wer noch Leistungen zu erbringen hat.

 

Wie die Oscar-nominierten Kurzfilme aus dem Netz verschwanden

Meine Reaktion, wenn YouTube-Videos gelöscht werden.
Meine Reaktion, wenn YouTube-Videos gelöscht werden.

Filmfreunde und Internetnutzer konnten sich Anfang des Monats über zahlreiche Oscar-nominierten Kurzfilme freuen, die ihren Weg, ganz offiziell, auf YouTube und andere Plattformen fanden. Animierte Filme wie der spätere Oscar-Gewinner Paperman etwa, Head over Heels und auch Adam and Dog. Auch hier im Netzfilmblog stellten wir diese Filme vor. Inzwischen sind sie alle nicht mehr verfügbar, jedenfalls nicht legal.

Dass Filme nach eine Weile auf YouTube und Vimeo verschwinden kommt öfters vor. Einige Projekte wie beispielsweise Breaking the Taboo sind von Anfang an nur für eine begrenzte Online-Zeit geplant. Im Falle der Oscar-nominierten Animationsfilme aber lag die Entscheidung nicht in den Händen der Macher. Das fast alle der Filme am gleichen Tag von YouTube verschwanden, hat einen anderen Grund.

Dem Hollywood-Nachrichtenportal Deadline liegt ein Brief von Carter Pilcher vor, dem CEO des Kurzfilmvertrieb Shorts International. Darin wendet sich Pilcher an die Macher der Filme und bittet sie, diese möglichst schnell von YouTube zu entfernen. Seine Begründung: Die Online-Veröffentlichung schadet den Einnahmen an den Kinokassen im Vorfeld der Oscar-Verleihung.

Zunächst darf man Pilcher nicht vorwerfen, seine Interessen durchzusetzen. Alle der betroffenen Filmemacher hatten offenbar einen Vertrag mit Shorts International und als Vertrieb sind diese angehalten, die ihrer Meinung nach besten finanziellen Ergebnisse mit den Inhalten zu erzielen. Und möglicherweise hat sich wirklich der ein oder andere gegen einen Kinobesuch entschieden, nachdem er die Filme schon online gesehen hat. Ansonsten sind die Begründungen Pilchers aber nicht nur fadenscheinig, sondern bisweilen totaler Bullshit. Schauen wir mal, was er genau schreibt:

The fact that all the films were put online is perplexing as Academy voters have other and better means of viewing the films, including through the Academy-provided DVDs of all the Live Action and Animated short film nominees sent to all voting members.

Was Pilcher sagt, ist dass eine DVD das bessere Erlebnis beschert als ein Clip auf YouTube. Im Zeitalter von HD-Streams ist die Qualität jedenfalls kein Argument, über den Rest lässt sich streiten. Abgesehen davon, dass die Filme mit großer Wahrscheinlichkeit nicht online gestellt wurden, damit sie von den Oscar-Mitgliedern gesehen werden konnten, sondern vermutlich für neue Fans. Aber soweit denkt Pilcher gar nicht erst.

Unlike Webbies or Ani’s, the Academy Award is designed to award excellence in the making of motion pictures that receive a cinematic release, not an online release.

Kurz gesagt: Die Oscars sind für „richtige“ Filme und möchten sich deshalb auch nicht mit diesem Online-Quatsch beschäftigen. Oder nicht? Doch, denn dann heißt es:

Since 2006, we have built theater audiences significantly and created widespread interest in the films themselves and their place in the movie theater. This release of the films on the Internet threatens to destroy 8 years of audience growth and the notion that these film gems are indeed movies.

Jetzt wird es richtig wild: Laut Pilcher sind Kurzfilme, die online laufen, eigentlich gar keine Filme. Denn ein Film ist nur, was im Kino läuft (was sich nebenbei auch mit den Teilnahmekriterien für die Oscars deckt). Als würden gerade junge Menschen nicht verstehen, dass auch ein Film auf YouTube ein „echter“ Film sein kann. Ein zweiter wichtiger Punkt in dieser Passage: Pilcher spricht von dem größeren Publikum, das sein Unternehmen in den vergangenen Jahren in die Kinos gezogen hat. Dass aber im Netz ein neues, vielleicht noch einmal größeres Publikum schlummert, ignoriert er. Stattdessen kommt er mit der alten Hollywood-Keule: Das Internet bedroht das, was wir uns jahrelang aufgebaut haben! Ja, genau. Facepalm.

Facepalm

Geht weiter:

No feature length film would consider a free online release as a marketing tool!

Vielleicht sollte Herr Pilcher öfters mal einen Blick auf Vimeo oder Kickstarter werfen. Projekte wie The UnderWater Realm sind nichts anderes als ein Marketing-Tool für einen geplanten Spielfilm. Andere sind von Beginn an komplett im Netz zu finden: Die Website Vodo verbreitet Feature-Filme auf Bittorrent, die Pirate-Bay-Dokumentation wurde allein auf YouTube 1,5 Millionen mal angeklickt und hat trotzdem zum jetzigen Stand 36.000 US-Dollar an freiwilligen Spenden eingenommen. Es wäre interessant zu wissen, wie viel Geld die Filmemacher von Shorts International am Ende effektiv rausbekommen.

Denn Pilchers Vergleich mit den Spielfilmen lahmt. Kurzfilme im Kino haben es traditionell schwer. Häufig sind es kleine, unabhängige Kinos, die Kurzfilmabende veranstalten und auch das nicht in allen Ländern. Nur wenige, wie die Disney-Produktion Paperman, laufen im Vorspann von (Disney-)Filmen. Für den Rest bedeutet der traditionelle Festival- und Kinolauf zwar eine gewissen Reputation in der Szene, ein großes und breites Publikum erreichen Kurzfilme nur in den seltensten Fällen. Im deutschen Fernsehen etwa sind Kurzfilme bis auf Ausnahmeformate wie Artes Kurzschluss de facto nicht präsent. Genau hier hilft das Internet: Wie der Filmemacher Matt Morris vergangenes Jahr in einem Gastbeitrag schrieb, hat er erst mit der Veröffentlichung seines Films im Netz wirklich Geld eingenommen – und vor allem viele neue Fans gefunden, die anschließend noch die DVD und den Merchandise kauften.

Am Ende zeigt Pilcher einmal mehr die Ignoranz, die weiterhin aus dem knarzenden Hollywood-Gebälk heraustropft wenn es um neue Medien und Vetriebsformen geht. Die Auffassung, dass kein Filmemacher das Netz nutzen würde, um seine Werke zu zeigen oder eine Online-Veröffentlichung sogar den Wert eines Werkes verringert, ist so veraltet wie falsch. Vor allem bringt sich Pilcher selbst um den Erfolg. Statt zu versuchen, die Kurzfilme gleich selbst auf der eigenen Website zu zeigen, über Spenden-Buttons oder per ContentID-Verfahren an den YouTube- und Vimeo-Videos mitzuverdienen (Harlem Shake, anyone?) und den Filmemachern eine neue, internationale Fanbasis für künftige Projekte aufzubauen, entscheidet er sich für die einfachste Lösung: das Löschen. Und steckt die großartigen Kurzfilme dorthin, wo sie seiner Meinung nach hingehören: für einige Wochen lang in miefige Kinosäle und anschließend in die Spartenkanäle des Kabelfernsehens.

Soviel zur Wertschätzung von Filmen.

 

Kinder spielen Oscar-Nominierungen nach

Heute Abend findet in Los Angeles wieder die Oscar-Verleihung statt. Hier ein kleines Video zur Vorbereitung: Kinder spielen die heißesten Titelanwärter nach.