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Die Niederlande von oben

Eine interessante Visualisierung der englischen Agentur 422 South in Kooperation mit dem niederländischen Sender VPRO: Über den Verlauf eines Jahres haben sie diverse Datensammlungen visuell aufbereitet, angefangen von Flug- und Schiffsrouten über Polizeistreifen bis hin zu den (wirklich interessanten) Flugkurven einzelner Störche.

 

Filmklassiker: Die Reise zum Mond

Martin Scorseses Hugo war einer der großen Gewinner der diesjährigen Oscar-Verleihung; von elf Nominierungen konnte der Film sechs gewinnen. Einer der Handlungsstränge in Hugo dreht sich um die Filme des Franzosen Georges Méliès, allen voran sein frühes Science-Fiction-Werk Die Reise zum Mond aus dem Jahr 1902. Während das Bild der Mondlandung hinreichend bekannt sein dürfte, und auch an zentraler Stelle in Hugo auftritt, kennen vermutlich nur wenige Zuschauer das Original. Dabei gibt es den kompletten Film auch online – im Internet Archive zum Beispiel.

 

Natur, Mathematik und M.C. Escher

Cristóbal Vila ist ein 3-D-Illustrator und Computergrafiker mit einer Schwäche für Mathematik und geometrische Formen. Sein schon etwas älterer Animationsfilm Nature by Numbers ist von Konzepten wie dem Goldenen Schnitt und der verwandten Fibonacci-Folge inspiriert, die immer wieder als Beweis für die enge Verbindung zwischen Natur und Mathematik herangezogen werden.

Für seinen neuen Film Inspirations hat sich Vila allerdings etwas mehr in Richtung Kunst orientiert, ohne dabei gänzlich von der Geometrie abzuweichen: Diesmal dienten ihm nämlich die physikalisch unmöglichen Werke des Niederländers M.C. Escher als Vorbild.

 

Ein kurzer „Mass Effect“-Fanfilm

Am 8. März erscheint mit Mass Effect 3 der dritte Teil der vielgelobten Videospiel-Saga. Um die Zeit bis zur Veröffentlichung zu überbrücken, hat eine Gruppe Filmenthusiasten kurzerhand einen Fanfilm gedreht. Analog zum Spiel, in dem sich die Spieler für eine „Paragon“- oder „Renegade“-Moral entscheiden müssen, können die Zuschauer am Ende wählen, wie es weiter geht und damit die Handlung bestimmen. Das ist leider alles recht kurz, aber für einen No-Budget-Film sind die Kostüme und Effekte dafür umso mehr gelungen.

 

LEGO-Animation für Fortgeschrittene

Francisco Prieto hat die LEGO Collectors Edition des Millenium Falcon aus Star Wars zusammengebaut. Das ist erstmal ganz nett, wenn man bedenkt, dass dieser Bausatz in Sammlerkreisen um die 2.000 Euro kostet. Dann hat er allerdings 3-D-Modelle von allen knapp 5200 Einzelteilen erstellt und diese wiederum in einer Computeranimation zusammengesetzt. Für die Fertigstellung hat Prieto insgesamt drei Jahre benötigt – allein 670 Stunden, um das Ganze zu rendern. Und ich habe plötzlich Lust, auch mal wieder etwas aus LEGO zu bauen.

(via Swen)

 

Sonja Hinrichsens „Snow Circles“

In Berlin lässt der Schnee dieses Jahr noch auf sich warten, an traditionellen Wintersportorten wie Steamboat Springs in Colorado gibt es ihn dagegen in rauen Mengen. Die Künstlerin Sonja Hinrichsen hat die Gunst genutzt, um überdimensionale „Schneekreise“ in der unberührten Winterlandschaft zu formen.

 

Löwen, Zebras und „Human Beings“

Zwei Zebras, eine Eule, ein Rudel Löwen und ein Einhorn – Jonathan Entwistles Kurzfilm Human Beings klingt wie einem mystischen Zoo entsprungen. In gewisser Weise ist die Kostümparty, auf der sich die jugendlichen Protagonisten befinden, auch ein Schaulaufen: Die Beliebten sind die Löwen, die Alphatiere, die Zebras weichen ihnen aus, die Eulen beobachten das Geschehen aus sicherer Distanz. Doch eine Nacht, angereichert mit Alkohol und Ecstasy, kann lang werden – und die bestehende Rangordnung durcheinanderwerfen.

Ähnlich der britischen Erfolgsserie Skins, versucht auch Human Beings Momente jugendlicher Rebellion und Verzweiflung in bewusst überdrehter Weise aufzugreifen – mit passendem Soundtrack, guten Einstellungen und in angenehm erdigen Farbtönen gehalten.

 

„Everything is a Remix“ – endlich komplett

Die Gegner von veralteten Urheberrechtsvorstellungen und Hinterzimmerverträgen können dieser Tage zufrieden sein. Der umstrittene US-Gesetzentwurf Sopa ist vorübergehend gestoppt, gegen das internationale Handelsabkommen Acta wird aktuell europaweit demonstriert. Und doch: Patentkriege, Plagiate, Netzsperren, Abmahnwellen – die Diskussion um das sogenannte „geistige Eigentum“ ist aktueller denn je. Und damit auch die Diskussion darüber, was eigentlich genau dieses Eigentum ist, und ob man es überhaupt „stehlen“ kann, wie es die Rechteinhaber- und Verwalter so gerne behaupten.

Der New Yorker Filmemacher Kirby Ferguson versucht in seiner Webserie Everything is a Remix mit der Mär vom „Originalinhalt“ aufzuräumen. In den ersten drei Episoden zeigte er am Beispiel der Musik-, Film- und Computerbranche, dass der sogenannte „Remix“ kein neues Phänomen ist, sondern seit Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten, die treibende Kraft der Kulturindustrie ist: Erst wenn wir uns bestehenden Wissens angenommen haben, können wir etwas Eigenes schaffen. Etwas, das wiederum nicht neu ist, sondern vielmehr die Transformation einer Idee. Kreativität ergibt sich vor allem, so Ferguson, aus dem Verbinden von bestehenden Ideen, oder kurz: im Remix. Henry Ford hat das getan, als er zwei bestehende Ideen (das Auto und die Fließbandarbeit) kombinierte, und auch Apple hat sich während der Entwicklung des Macintosh großzügig bei der Konkurrenz bedient.

Fergusons Argumentation ist nicht neu. Aktivisten und Theoretiker wie Lawrence Lessig sprechen sich seit Jahren für eine freie Kultur aus, weil gerade das Internet die alten Konzepte von Eigentum und Urheberrecht auflöst. Und schon die poststrukturalistische Literaturtheorie um Roland Barthes sprach vom „Gewebe von Zitaten“, aus dem der Autor unwissend schöpft – eine Theorie, die sich problemlos auch auf andere kulturelle Sphären erweitern lässt. So genügt beispielsweise ein Blick auf die Kinoszene der letzten Jahre, in der vor allem Fortsetzungen und Adaptionen die größten Erfolge feierten.

Doch viele Rechteinhaber denken noch immer anders. Sie fordern einen Schutz des geistigen Eigentums, den es in dieser Form eigentlich nicht geben kann. Sie argumentieren, häufig unbewusst, gemäß dem Motto: „Kopieren, ja, aber nicht von mir!“.

Genau dieses Dilemma greift Ferguson im letzten und besten Teil von Everything is a Remix mit dem Titel System Failure auf. Auf sachliche und gut verständliche Weise erklärt er, wie Urheber- und Patentreche im vergangenen Jahrhundert auf die vermeintlich falsche Spur geraten sind. Statt, wie ursprünglich gedacht, Innovationen anzustoßen und zu fördern, hat sich die Kultur- und Kreativindustrie in eine Position gebracht, in der Geltungssucht, Profitgier und die Angst vor disruptiven Technologien überwiegt. Entwürfe wie Acta und Sopa sind dabei lediglich die aktuellsten Versuche, fehlgeleitete Annahmen durchzusetzen anstatt sich auf die ursprüngliche Idee der „soziokulturellen Evolution“ zu besinnen: dem Allgemeinwohl.

Abgesehen von dieser Feststellung bleibt Ferguson, der für dieses Jahr ein Projekt über den US-Wahlkampf plant, eine Lösung schuldig. Das ist nicht weiter schlimm und letztlich der Komplexität des Themas geschuldet. Aber auch so ist Everything is a Remix ein guter und wichtiger Beitrag, der deutlich macht, dass neue Überlegungen über unser „geistiges Eigentum“ überfällig sind.

Die ersten drei Episoden der Serie gibt es nach dem Klick.

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