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Kevin Allocca über Viral Videos

Viral-Videos kommen uns mittlerweile so häufig unter, dass es immer schwieriger wird, zwischen bewusstem viralen Marketing und rein zufälligen Erfolgen zu unterscheiden. Kevin Allocca, Trend-Manager von YouTube, versucht im folgenden, schon etwas älteren, TED-Talk trotzdem zu erklären, was ein virales Video ausmacht – und wie es bekannt wird.

(Deutsche Untertitel können im Player ausgewählt werden)

 

Wo zur Hölle ist Matt?

Wo zur Hölle ist Matt? So hieß das erste YouTube-Video, das Matt Harding im Jahr 2005 veröffentlichte. Zuvor hatte er als Spieleentwickler gearbeitet, seinen Job 2003 gekündigt und ist anschließend auf Weltreise gegangen. Dabei hat er in den unterschiedlichsten Ländern dieser Welt getanzt und sich dabei gefilmt. Etwas ungelenk und tapsig. Aber immer mit einem Lächeln im Gesicht. Das Video war ein Hit und Matt seitdem ein Internet-Phänomen.

Über die Jahre hat Harding seine Idee zur Mission gemacht und weitere Videos veröffentlicht, die ihn und andere Menschen beim gemeinsamen Tanzen zeige. Gestern war es wieder soweit. Die Musik ist grenzwertig kitschig, aber die Choreografie deutlich anspruchsvoller. Und das Ganze noch immer eine schöne Idee.

 

Vimeo Awards 2012: Die Gewinner

Klassische Filmfeste gibt es heutzutage in fast jeder Kleinstadt. Anders sieht es bei Festivals aus, die ausschließlich auf Webvideos ausgerichtet sind, also Inhalte, die gezielt für das Internet produziert wurden. In Deutschland hat sich mit dem Deutschen Webvideopreis in diesem Jahr erst eine Veranstaltung dieser Form etabliert. Die USA, seit jeher führend in Sachen Webvideo, sind schon etwas weiter.

Etwa mit den Vimeo Awards. Zum zweiten Mal fand am Samstag die Verleihung im Rahmen des Vimeo Festivals in New York statt. Nicht überraschend, schließlich zählt Vimeo neben YouTube zu den bekanntesten Videoportalen und ist gerade unter professionellen Filmemachern beliebt. Und doch sind bei Vimeo viele Inhalte nicht unbedingt Webvideos im engeren Sinne: Viele Filmemacher, Agenturen und Produzenten laden ihre Arbeiten erst hoch, wenn sie bereits den traditionellen Festivallauf hinter sich hatten.

Das soll bei den Vimeo Awards anders sein: Alle teilnehmenden Arbeiten mussten ihre Premiere online feiern. „Es ist eine kleine provokative Nachricht an die Festival-Szene“, sagte der Festival-Direktor Jeremy Boxer dem Wall Street Journal. Traditionell haben Filmfestivals strikte Regularien, die eine vorherige Online-Veröffentlichung ausschließen. Eine Regelung, die mit der steigenden Popularität von Webvideos und Online-Inhalten als zunehmend antiquiert gilt.

Dieses Jahr bekamen die Veranstalter rund 15.000 Einsendungen im Vorfeld – doppelt so viele als bei der vorherigen Ausgabe. Eine Vorauswahl wurde von Internetnutzern getroffen, sie konnten über ihre Favoriten abstimmen. Anschließend wählten 39 Juroren, darunter Radiohead-Bassist Colin Greenwood, Schauspieler James Franco sowie Preisträger der vergangenen Jahre, die besten Clips aus jeweils 13 Kategorien aus. Jede Kategorie ist je mit 5.000 US-Dollar Preisgeld dotiert. Wir zeigen eine Auswahl der Gewinner.

Grand Prize / Lyrical

Sowohl der Hauptpreis als auch der Preis in der Kategorie „Lyrik“ ging an das Studio Everynone mit ihrer Arbeit Symmetry. Auf den ersten Blick eine unspektakuläre Anreihung vermeintlich kongruierender Szenen und Bilder, ist Symmetry beim genaueren Hinschauen der Versuch, die unbewussten Balancen unseres Alltags zu finden.

Narrative

In der Kategorie „Erzählung“ gewann Blinky™, eine Arbeit des früheren Oscar-Nominierten Ruairi Robinson. Mit einem Budget von 45.000 US-Dollar ist Blinky™ die teuerste Produktion unter den Gewinnern, was nicht zuletzt an der aufwändigen CGI liegt. Der Kurzfilm erzählt die Geschichte von Max, einem ängstlichen Jungen und seiner zerrütteten Familie, der zu Weihnachten den intelligenten Roboter Blinky geschenkt bekommt. Wie man sich vorstellen kann, bleibt die neue Freundschaft nicht ohne Probleme…

Motion Graphics

Titelsequenzen sind längst zu einer eigenen Kunstform geworden. Jurjen Versteegens A History of the Title Sequence huldigt diesem Handwerk. In seinem kurzen Film lässt er einen fiktionalen Künstler einige der bekanntesten Grafikdesigner und Typografen (wie Saul Bass) vorstellen.

Remix

Jeff Desom hat sich Alfred Hitchcocks Klassiker Das Fenster zum Hof vorgeknöpft und sämtliche Einzelbilder des „Hofes“ auf einer einzelnen Ebene angeordnet. Das Ergebnis ist eine neue Perspektive auf einen alten Film.

Dokumentation

Kurzdokumentationen haben dank Webvideos einen starken Aufschwung erfahren. Eine von vielen sehenswerten Arbeiten des vergangen Jahres ist Amar von Andrew Hinton. In knapp zehn Minuten folgt der Film einem Tag im Leben des Zeitungsjungen Amar im indischen Jamshedpur. Amar ist der beste Schüler seiner Klasse, er möchte gerne Profi-Cricket-Spieler werden – wenn er bloß nicht dabei helfen müsste, seine Familie zu ernähren.

Serie

Eine Dokumentation ist auch der Gewinner der Kategorie „Serie“. Often Awesome folgt dem 29-jährigen Timothy LaFollette und seiner Frau Kaylan, beginnend mit der Diagnose, dass Tim an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS erkrankt ist, bis zu seinem Tod drei Jahre später. Insgesamt wurden 34 Episoden produziert, hier ein kurzer Zusammenschnitt:

Musikvideo

Hinreichend bekannt ist der Gewinner der Kategorie „Musikvideo“. Daniel Scheinerts und Daniel Kwans Video zu Manchester Orchestras melancholischem Indierock-Stück Simple Math wurden bereits vergangenes Jahr bei den UK Music Video Awards als beste Arbeit ausgezeichnet.

Die Gewinner der weiteren Kategorien:

Action Sports: Dark Side of the Lens
Advertising: K-Swiss Kenny Powers – MFCEO
Animation: Umbra
Captured: Sweatshoppe Video Painting Europe
Experimental: Prie Dieu
Fashion: Skirt
Honorary Award for New Creators: Daniels
Honorary Award for Social Change: One Day on Earth
Honorary Award for Digital Maverick: openFrameworks

 

Heinz Strunk liest „Der Kampf-Hamster“

Eine große deutsche Baumarktkette hat kürzlich eine Lesetour veranstaltet, in der Autoren und Künstler ihre persönlichen Heimwerkererlebnisse schildern oder, wie im Fall von Heinz Strunk, die anderer Menschen vorlesen. Bei der Kampagne dabei waren sonst noch Armin Rohde, Markus Kavka und Philipp Grütering (Deichkind). Alle Mitschnitte der Lesungen gibt es hier.

 

Neuseeland in HD

Jacob Schwarz war mit seiner Frau und seiner neuen Kamera in Neuseeland unterwegs und hat die folgenden schönen Bilder von meinem ausgemachten nächsten Reiseziel mitgebracht.

 

Bier öffnen, mal anders

Vor einigen Jahren haben sich ein paar Freunde entschieden, auf 1000 verschiedene Arten ein Bier zu öffnen. Das folgende Video ist deswegen auch nur eine Kopie von amerikanischen Kollegen, die mir teilweise etwas zu rabiat mit dem goldenen Inhalt umgehen. Als Vorbereitung für die Fußball-Europameisterschaft ist der Bottle Cap Blues dennoch wertvoll. Mein Favorit: Bier mit einer Pizza öffnen.

 

„Sabotage“, a MCA Tribute

Noch immer trauern weltweit die Fans der Beastie Boys über den verfrühten Tod von Adam Yauch alias MCA. James Winters zollt dem Musiker mit einer Hommage an den Klassiker Sabotage Tribut – gedreht mit seiner Frau, seinen Kindern und den Neffen. (hier das Originalvideo)

 

Kurzfilm: The Water’s Edge

„Infolge einer Alien-Invasion Großbritanniens widmet ein einsamer Überlebender sein Leben der bloßen Überlieferung, dass es Rettung im Wasser gibt“. So fasst Chris Thomas seinen Abschlussfilm The Water’s Edge zusammen. Glücklicherweise verbirgt sich dahinter nicht bloß ein weiteres Alien-trifft-Horrorfilm-Klischee. Nein, The Water’s Edge funktioniert subtiler.

Die Kamera folgt dabei dem Protagonisten durch eine scheinbar bekannte, aber offenbar leblose Landschaft. Offenbar leblos, denn immer wieder begegnen dem einsamen und zunehmend verzeifelten Wanderer Hinweise, ein verlorener Schuh hier, ein unbemanntes Feuer dort, eine Wunde auf dem Oberkörper, deren Ursprung ungeklärt bleibt. Thomas erzeugt die Spannung vor allem durch das, was man nicht sieht. Das ist klassisch, aber effektiv.

Ergänzt und verstärkt wird diese post-apokalyptische Stimmung durch zweierlei Sachen. Zum einen durch das geschickte Wechselspiel von langsamen, weiträumigen Panoramaaufnahmen und einengender, bewusst wackelnder Kameraführung. Zum anderen durch das tolle Sounddesign, das sich nach der Hälfte – kurz nachdem das erste (und auch letzte) Wort überhaupt gesprochen wurde – in ein zunehmend bizarres und bedrückendes Summen und Flirren verwandelt, während der Protagonist sowohl der Bedrohung als auch der Rettung näher denn je scheint. Um was es sich tatsächlich handelt, bleibt der Interpretation der Zuschauer überlassen.

Offenbar soll The Water’s Edge zu einem vollwertigen Spielfilm ausgebaut werden. Als kurzes, dystopisches Fragment zwischen Horror und funktioniert die Idee jedenfalls prächtig.