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Robbie, seit 6.000 Jahren im Weltall

Roboter in Filmen lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Da wären die guten und herzlichen Blechbüchsen wie etwa Wall-E, R2D2 oder Marvin, der paranoide Androide aus Per Anhalter durch die Galaxis. Auf der dunklen Seite der Leinwand stehen die fiesen Gesellen: Die HAL9000s, die Terminators und die Roboterarmeen aus The Matrix, die nur eines im Sinn haben: Ihre Schöpfer, also die Menschen, zu zerstören.

Das würde Robbie niemals in den Sinn kommen. Denn Robbie ist ein durch und durch guter Roboter, ein fleißiger Arbeiter und prima Kerl. Seit er im Jahr 2032 ein Upgrade erfahren hat, kann er eigenständig denken, fühlen und in die Kirche gehen. Und auch sein größter Traum hat sich schließlich erfüllt: Robbie durfte ins Weltall fliegen.

Das vor rund 6.000 Jahren. Seitdem fliegt, oder sagen wir besser irrt, Robbie durch den Weltraum. Den Kontakt zur Erde hat er längst verloren und damit auch das Wissen, was aus seiner Heimat geworden ist. Um sich zu unterhalten, hat Robbie eine Fantasiewelt erschaffen, in der hilfsbereite Roboter durch die Galaxis reisen. Nun aber ist Robbies Akku leer und damit seine Lebenszeit zu Ende. Und Robbie tut das, was ein guter Roboter tun würde: Er erzählt seine Geschichte, in der Hoffnung, dass man ihn wieder findet und auf die Erde zurückholt.

Neil Harveys Robbie ist ein ungewöhnlicher Kurzfilm. Nicht nur, weil er die Geschichte des gleichnamigen Roboters quasi rückwärts erzählt, sondern auch, weil er ausschließlich aus Archivaufnahmen der Nasa besteht. Rund zehn Stunden Material hat Harvey für den achtminütigen Film zusammengeschnitten, um daraus die Geschichte des einsamen Roboters zu bebildern. Gemeinsam mit dem Monolog des Protagonisten ist Robbie ein gelungenes Porträt aus einer ungewohnten Erzählperspektive heraus – und eine nette Abwechslung zu den Produktionen mit effektheischender Computergrafik.

 

Vergessen im Flüchtlingslager

Die arabische Revolution in Nordafrika ist abgeflacht. Tunesien und Ägypten haben neue Regierungen, und auch in Libyen fanden die ersten freien Wahlen seit fünfzig Jahren statt. Die Region ist im Umbruch und mit ihr die Menschen: Zehntausende verloren im Rahmen der Konflikte ihr zuhause, viele von ihnen warten in Flüchtlingslagern in Libyen und Tunesien auf einen Neuanfang. Für die meisten bedeutet das vor allem Europa. Doch nur wenige werden ausgewählt. Deshalb nehmen viele ihr Schicksal selbst in die Hand – erst gestern starben 54 Flüchtlinge auf einem Fluchtversuch nach Italien.

Die Fotografen Nick Francis und Marc Silver waren in Choucha in Tunesien unterwegs und haben die Geschichte des 17-jährigen Omar dokumentiert. Omar wuchs in Somalia auf, bevor er aufgrund des Krieges nach Libyen floh. Er fand Arbeit, bis auch dort der Krieg ausbrach. Seitdem wartet er in einem Lager. Sein Schicksal steht stellvertretend für das vieler Flüchtlinge in Nordafrika: „Ich kann nicht nach Hause“, sagt Omar.

 

Kevin Allocca über Viral Videos

Viral-Videos kommen uns mittlerweile so häufig unter, dass es immer schwieriger wird, zwischen bewusstem viralen Marketing und rein zufälligen Erfolgen zu unterscheiden. Kevin Allocca, Trend-Manager von YouTube, versucht im folgenden, schon etwas älteren, TED-Talk trotzdem zu erklären, was ein virales Video ausmacht – und wie es bekannt wird.

(Deutsche Untertitel können im Player ausgewählt werden)

 

Ein Leben im Spiegelbild

Schöne, da einfache Idee von Ramon & Pedro: In Le Miroir erzählen sie anhand eines Spiegels die Lebensgeschichte eines Menschen. Das ist clever, denn für die meisten Menschen dürfte der morgendliche Blick in den Spiegel zu einer festen Konstante gehören – und das über Jahrzehnte. Quasi der alltägliche Beweis, das man noch da ist.

(mit Dank an @BlueFoxatTheSea, der uns darauf hinwies)

 

Einmal Gott spielen: „The Gloaming“

Und am ersten Tag schuf Gott das Chaos. Nein, so lautet nicht der Untertitel des französischen Animationsfilms The Gloaming. Aber er könnte. Gott, das ist in diesem Fall der Charakter, der dem Zuschauer zu Beginn in einer kargen Wüstenlandschaft entgegentritt. Er bleibt im weiteren Verlauf des Films namen- und sprachlos, doch er hat eine Gabe: Er kann eine Welt erschaffen, eine Miniatur unseres Planeten.

In den folgenden zehn Minuten erzählt The Gloaming eine stark verkürzte und stilisierte Geschichte der Menschheit: Beginnend mit der Erschaffung der ersten Menschen spinnt sich The Gloaming rasant über Epochen wie die Antike, das Mittelalter und die Industrialisierung hin zu einer dystopischen Zukunft, die gleichermaßen an George Orwells 1984 wie The Matrix erinnert.

Dass dieser schnelle Szenen- und Szenarienwechsel nicht disruptiv auf die Zuschauer wirkt, ist dem erzählerischen Faden des Films zu verdanken: Krieg, Neid, Kontrolle und Machtkämpfe stehen im Mittelpunkt jeder Epoche, die zunehmend düsterer werden. Am Ende wird der vermeintliche Schöpfer von seiner Kreation eingenommen. Was bleibt ist die Frage, ob das menschliche Wesen unweigerlich auf seine Zerstörung hinarbeitet.

Das dieses ambitionierte Konzept ohne Dialoge und nur durch die Bilder so gut funktioniert, verdankt The Gloaming letztlich seiner technischen Umsetzung: Die Kombination aus Computergrafik, 2D-Animation und Stop-Motion sorgt für eine ganz besondere Dynamik. Sechs Jahre lang hat das französische Team von Nobrain, ein Zusammenschluss aus vier Filmemachern, gemeinsam mit dem Sabotage Studio an Konzept und Umsetzung gearbeitet.

 

Streetart auf Dosen

Ninja- oder doch eher Burka-Can? (Copyright: My Dog Sighs)

My Dog Sighs aus Portsmouth macht Streetart. Spezialisiert hat er sich auf das Bemalen von zerdrückten Dosen. Jeden Freitag stellt er eine davon auf die Straße – sein persönlicher Beitrag zum Free Art Friday.

(via electru)

 

Olympia-Spot der BBC

Etwas seltsam ist es schon, dass die BBC in ihrem offiziellen Olympia-Spot weder Fotos von London noch Aufnahmen der Athleten zeigt, sondern sich auf eine Animation beschränkt. All Things D schreibt: „In this case, at least, CGI is better than the real thing.“ Nun ja, schön anzusehen ist es sicherlich. Eine längere dreiminütige Version gibt es ebenfalls.

 

Five Deep Breaths

Zwei Freunde, ein Mädchen, Rache, Gewalt und die Frage nach Loyalität – Five Deep Breaths aus dem Jahr 2003 orientiert sich auf den ersten Blick an eher klassischen Erzählstrukturen. Und ist doch anders: In 22 Minuten gelingt es Regisseur Seith Mann, plausible Charaktere einzuführen und einen überzeugenden Spannungsbogen zu ziehen. Diese Leistung wurde unter anderem auf dem Sundance Festival belohnt und schaffte es als nur einer von vier amerikanischen Kurzfilmen nach Cannes.

Und nicht nur das: Five Deep Breaths ist der Kurzfilm, der sowohl Regisseur Seith Mann als auch Schauspieler Jamie Hector auf den Schirm von David Simon brachte. Der Autor und Produzent, der sich in seinen TV-Serien meist sozialkritischen Themen beschäftigte, war zu diesem Zeitpunkt mit einem Projekt namens The Wire beschäftigt. Simon gefiel die Performance von Hector so sehr, dass er ihm kurzerhand die Rolle des Drogenbosses Marlo Stanfield gab. Und Seith Mann als Assistenten engagierte.