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Proteste in Ägypten – Tag Neun

Von Christian Bangel (cb), Wolfgang Blau (wb), Marcus Gatzke (msg), Philip Faigle (pfa), Daniel Erk (de), Steffen Richter (sr), Hauke Friederichs (hf)

  • Auseinandersetzungen zwischen Regierungslager und Opposition eskalieren
  • Bis in die Nacht Kämpfe in der Innenstadt von Kairo – es fallen Schüsse, Molotowcocktails werden geworfen
  • UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Außenminister Westerwelle verurteilen das Vorgehen der Mubarak-Anhänger, USA rufen zur Zurückhaltung auf
  • Nachrichten und Hintergründe zu Ägypten bei ZEIT ONLlNE

22.30 Der bislang gewalttätigste Tag der Proteste in Kairo neigt sich dem Ende zu, die Kämpfe aber halten an. Eine Zusammenfassung des Tages können Sie hier nachlesen. In diesem News-Blog können Sie unsere Liveberichterstattung über die Auseinandersetzungen rund um den Tahrir-Platz in Kairo nachlesen. (de)

22.28 Ein hochrangiger Google-Angestellter wird seit letzten Donnerstag in Ägypten vermisst. Wael Ghonim ist Googles Marketing-Leiter für den Mittleren Osten und Nordafrika. Am 24. Januar hatte er noch gewittert: „Heading to Tahrir square now. Sleeping on the streets of Cairo, trying to feel the pain of millions of my fellow Egyptians. #Jan25„. Nach Angaben der Los Angeles Times hat Google nicht bestätigt, dass Ghonim vermisst wird. Al Jazeera bloggte aber schon am 30. Januar, Ghonims Frau habe den Sender um Hilfe bei der Suche nach ihrem Mann gebeten. In einem seiner letzten Tweets schrieb Ghonim: „In großer Sorge, weil es so aussieht, wie wenn die Regierung ein Kriegsverbrechen gegen das Volk plane. Wir alle sind bereit, zu sterben.“ (wb)

22.27 Die Straßenschlachten zwischen dem Tahrir-Platz und dem Ägyptischen Museum halten an. Regimegegner und Mubarak-Unterstützer haben sich verbarrikadiert, werfen Steine und Molotowcocktails. Al Jazeera hat kurz nach 22 Uhr folgendes Video mit Eindrücken des aktuellen Zustandes veröffentlicht:

Insgesamt sind die Auseinandersetzungen zwischen dem Regierungslager und der Opposition in Ägypten am Mittwoch deutlich eskaliert. Regierungsanhänger warfen Steinblöcke von Hausdächern auf die oppositionellen Demonstranten, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Es wurde Tränengas gegen die Regierungsgegner eingesetzt, wobei unklar war, von wem. Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung wurden in Kairo mehr als 600 Menschen verletzt und ein Rekrut der Armee getötet, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums im Staatsfernsehen sagte.

Die Armee, die zunächst nicht eingeschritten war, gab Warnschüsse ab, um die Menge auseinanderzutreiben. In der Nähe des Ägyptischen Museums löschte sie mehrere Brände, die von Molotowcocktails verursacht worden waren. Nach Angaben der Opposition mischten sich unter die regierungstreuen Demonstranten auch Polizisten in Zivil. Das Innenministerium wies diese Anschuldigung zurück.

Nach Einschätzung eines deutschen Experten waren die Zusammenstöße allerdings „ganz klar inszeniert“. Günter Meyer vom Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt an der Universität Mainz sagte in einem ARD-„Brennpunkt“ zudem, die Untätigkeit der Armee sei ein Zeichen ihrer Unsicherheit.

Ägyptens Vizepräsident Omar Suleiman forderte am Abend ein Ende der Proteste als Vorbedingung für einen Dialog. Die Demonstranten müssten nach Hause gehen, wurde er von der amtlichen Nachrichtenagentur Middle East News Agency (MENA) zitiert. Für Freitag wurde erneut eine Großkundgebung in Kairo geplant. (AFP/de)

22.00 Nördlich des Tahrir-Platzes sollen die gewaltsamen Auseinandersetzungen derweil an Intensität gewonnen haben. Molotowcocktails fliegen von den Dächern auf die Demonstranten, schreibt der Guardian. Es werde um die Hoheit über die Dächer der Straßen zwischen Ägyptischem Museum und Tahrir-Platz gekämpft. Bislang sind keine neuen Todesopfer vermeldet worden – was an ein Wunder grenzen würde. (de)

21.57 Laut Al Jazeera halten die Kämpfe rund um den Tahrir-Platz an und sollen „mittelalterliche“ Ausmaße angenommen haben. Nouraddin Adbulsamad, der ägyptische Minister für das Kulturerbe, hat in einem Interview auf Al Jazeera derweil Hosni Mubarak zum Rücktritt aufgefordert. Mubarak wolle, so Adbulsamad, „ganz Ägypten niederbrennen.“ (de)

21.45 Wired.com meldet, der ägyptische Facebook-Aktivist Ahmed Maher, einer Gründer und zentralen Figuren der Jugendbewegung „6. April“ sei in Kairo verhaftet worden. Die Facebookgruppe „6. April“ mit ihren über 70.000 Mitgliedern gilt als zentraler Bestandteil der Proteste der vergangenen Woche. (de)

21.30 Schüsse fallen in der Innenstadt von Kairo, berichtet Al Jazeera. Wer schießt – und auf wen – ist derzeit aber offenbar noch unklar. (de)

21.22 Auf Twitter schreibt ein Augenzeuge, Iyad El-Baghdadi, die Kämpfe hätten sich vom Tahrir-Platz einige Straßen nördlich zum Ägyptischen Museum verlagert. Molotowcocktails würden in das Museum geworfen – wir können diese Informationen derzeit allerdings nicht verifizieren. (de)

21.16 Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat unterdessen Kritik zurückgewiesen, die Bundesregierung habe keine klare Haltung zu den regierungskritischen Demonstranten in Ägypten. „Die Position der Bundesregierung und auch die Position der Europäischen Union ebenso wie der internationalen Staatengemeinschaft ist völlig eindeutig“, sagte Westerwelle am Mittwochabend im ARD-Brennpunkt. Deutschland vertrete die auch international abgestimmte „Überzeugung, dass das Unterdrücken von friedlichen und freiheitlichen Demonstrationen durch Gewalt in keiner Weise akzeptabel ist“. Diese Botschaft habe er dem ägyptischen Vize-Präsidenten Omar Suleiman in einem Telefonat am Abend „glasklar“ übermittelt, so Westerwelle weiter.

Der Außenminister führte aus, in dem Telefonat habe er deutlich gemacht, dass Gewalt gegen friedliche Demonstranten „vor allen Dingen auch Konsequenzen der internationalen Staatengemeinschaft bedeuten würde“. „Kernanliegen“ der Bundesregierung sei es, die Demokratie in Ägypten sowie das Demonstrationsrecht und die Presse- und Meinungsfreiheit zu unterstützen. Auf die Frage, warum er nicht den Rücktritt von Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak fordere, antwortete der Bundesaußenminister: „Wer das ägyptische Volk führt, das ist eine Entscheidung des ägyptischen Volkes.“ (AFP/de)

21.12 Laut BBC hat das ägyptische Gesundheitsministerium die offizielle Zahl der Verletzten auf 611 erhöht. (de)

21.10 Die Nachrichtenagentur AFP meldet, der neue ägyptische Vize-Präsident Omar Suleiman habe ein Ende der regierungskritischen Demonstrationen als Vorbedingung für einen Dialog mit der Opposition bezeichnet. Die Demonstranten müssten dem Aufruf der Armee Folge leisten, die Ausgangssperre zu achten und nach Hause zu gehen, wurde Suleiman von der amtlichen ägyptischen Nachrichtenagentur Middle East News Agency (MENA) zitiert. (de)

21.00 Wie Al Jazeera berichtet brennen am Rande des Tahrir-Platzes Feuer, ausgelöst durch von den umliegenden Dächern geworfenen Molotowcocktails. Außerdem hat der in Doha, Katar, beheimatete Nachrichtensender eine Zusammenfassung der Ereignisse des Tages zusammengestellt (de):

20.55 Der News Desk des New Yorker hat eine kurze Reportage aus der Abdel Rahman Moschee in unmittelbarer Nähe des Tahrir-Platz, die derzeit notdürftig zu einer Klinik für verletzte Demonstranten umfunktioniert wurde. (de)

20.49 Die Journalistin Hadeel Al-Shalchi, eine Nahost-Korrespondentin für Associated Press, berichtet auf Twitter dass weiterhin Tausende in die Gegend um den Tahrir-Platz strömten und dass in den Nebenstraßen außerdem Kämpfe zwischen Regimegegnern und Mubarak-Unterstützern stattfänden – die Unterstützer des ägyptischen Präsidenten sollen Macheten bei sich tragen. (de)

20.29 Die Situation am Tahrir-Platz bleibt unübersichtlich – in der Mitte des großen Kreisverkehrs sind die Regimegegner weiterhin eingekesselt, während in den umliegenden Straßen und auf den Häusern am Platz die Mubarak-Anhänger, – wie Al Jazeera berichtet – selbstgebaute Bomben auf die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz werfen. (de)

Zur besseren Einordnung nochmals die Karte der Innenstadt Kairos:

Die Gegend um den Tahrir-Platz in Kairo auf einer größeren Karte anzeigen

19.59 Ein Sprecher des ägyptischen Außenministeriums hat die Staatenlenker laut CNN aufgefordert, sich nicht länger in die inneren Kämpfe des Landes einzumischen. „Wir wissen am besten, was im Interesse unseres Landes ist“ Die Auseinandersetzungen reflektierten „sehr raue und hochschlagende Emotionen“ der Ägypter. Nun sei Beruhigung notwendig. (cb)

19.49 Das Gesundheitsministerium hat bekannt gegeben, dass es sich bei dem heutigen Todesopfer um einen Rekruten der ägyptischen Armee handelt. Außerdem korrigierte es die Zahl der Verletzten auf 403. Nach Informationen von Rettungskräften soll die Zahl der Verletzten mehr als 500 betragen. (cb)

19.45 Die jemenitische Opposition will am Donnerstag in der Hauptstadt Sanaa gegen die Regierung von Präsident Ali Abdallah Saleh protestieren. Zu der als „Tag des Zorns“ bezeichneten Kundgebung erwartet sie Hunderttausende Teilnehmer. Bereits vor einer Woche waren Tausende Jemeniten gegen den Staatschef auf die Straße gegangen. Der Präsident hatte bereits Mittwoch angekündigt, nicht erneut für das Präsidentenamt kandidieren zu wollen. Viele Jemeniten befürchten, dass Saleh sein Amt an seinen Sohn Ahmed übergeben will. (cb)

19.43 Obamas Sprecher Robert Gibbs fordert, jede Form von Gewalt, besonders wenn sie von der ägyptischen Regierung instruiert worden sei, müsse unverzüglich gestoppt werden. Die Zeit für Reformen sei jetzt und nicht erst in Monaten. (cb)

19.40 Die Frankfurter Allgemeine kommentiert Obamas Zwiespalt (cb):

„Dass Präsident Obama nicht öffentlich den Rücktritt Mubaraks forderte, sondern diese Forderung am Telefon erhob, ist ein Aspekt des Zwiespalts, in dem sich die Regierung befindet: Rücksichtnahme auf einen (autokratischen) Verbündeten, der viele Jahre lang den geopolitischen Interessen Washingtons diente, und Sympathie für jene, die sich gegen ein repressives Regime erheben und Freiheit und Demokratie also amerikanische Grundüberzeugungen verlangen. Auf deren Seite hat sich Obama, die Gefahr des Glaubwürdigkeitsverlustes vor Augen, nun gestellt zu spät? Der Gang der Ereignisse in Iran vor mehr als dreißig Jahren, die mit der Errichtung eines islamischen Herrschaftssystems endeten, ist den Amerikanern Warnung und Mahnung, wie verschieden die historischen Umstände auch sein mögen.“

19.37

19.18 BBC berichtet, die Mubarak-Gegner hätten die seit Stunden tobende Straßenschlacht vor dem Nationalmuseum überraschenderweise gewonnen. (cb)

19.03 Al Jazeera berichtet, Sanitätsfahrzeuge seien nicht in der Lage auf den Tahrir-Platz zu gelangen. (cb)

18.54 Eine Leserin hat einen Kommentar hinterlassen, den wir nicht verifizieren können, Ihnen aber auch nicht vorenthalten wollen. (cb)

„Ich wohne in Kairo, nur fünf Minuten vom Tahrir entfernt. Es ist hier in Kairo 18.30 und die Unruhen auf dem Tahrir-Platz sind alles andere als verebbt. Eine Freundin hat es gerade nach Stunden geschafft, den Platz zu verlassen. „Pro-Mubarak“-Gruppen werfen Steine von den Dächern und in den Zugängen zum Platz stehen mehr „Regierungsbefürworter“, die auf Demonstranten einprügeln und Steine werfen. Es wurde nicht EINE Brandbombe geworfen, sondern dutzende. Allesamt von „Regierungsbefürwortern“. Bis auf löschendes Wasser hat das Militär bisher noch überhaupt nicht reagiert.
Mein Mann und einige Freunde versuchen, eine Erste-Hilfe-Station in der Nahe des Platzes einzurichten, um die vielen Hundert Verletzten zu versorgen. Vor allem Kopfverletzungen von Steinwürfen. Wir rechnen mit vielen Toten.“

18.41 Das ägyptische Staatsfernsehen hat eine gespenstische Botschaft an die Anti-Mubarak-Demonstranten am Tahrir-Platz gesandt: „Sie müssen den Platz sofort verlassen. Wir haben bestätigte Informationen, dass gewalttätige Gruppen mit Brandbomben unterwegs sind, um den Platz niederzubrennen.“ Es dürften sich rund um den Platz noch immer Mubarak-Anhänger befinden. (cb)

18.35 Neues von Michael Thumann, unserem Reporter in Kairo: „Jetzt – nach der Schlacht – ist die Polizei wieder aus den Löchern aufgetaucht. Am Nilufer und auf den Nilbrücken blinken die Blaulichter. An der Promenade feiern ausgelassene Mubarak-Anhänger ihre Schläge auf die regimekritischen Demonstranten. Ich höre Schüsse.“ (sr)

18.34 Bei den Unruhen in Kairo sind am Mittwoch nach Behördenangaben ein Mensch getötet und 350 verletzt worden. Der Tote habe für die Sicherheitskräfte gearbeitet, sagte ein Sprecher des ägyptischen Gesundheitsministeriums im Staatsfernsehen. (cb)

18.31Unser Reporter Michael Thumann hat diesen Eindruck: Die Mubarak-Gegner sind arg ausgedünnt, die Pro-Mubarak-Demonstranten feiern ihren Sieg am Nilfufer. (sr)

18.28 BBC-Reporter John Simpson schreibt, die Situation der eingekesselten Mubarak-Gegner auf Tahrir-Platz habe einen kritischen Moment erreicht: Zwar gelänge es den Soldaten, die Mubarak-Anhänger vom Betreten des Platzes abzuhalten. Doch es flögen nach wie vor Steine und eiserne Gegenstände auf den Platz. Zudem gelänge es dem Militär nicht, die großen Ansammlungen außerhalb der Abspeerung zu zerstreuen. (cb)

18.06 Al Jazeera zitiert einen Ex-General des ägyptischen Geheimdienstes. „Die Armee wird Mubarak aus dem Amt drängen … Mubarak ist bereit, das ganze Land niederzubrennen.“ (cb)

17.58 Die Bundesregierung redet angesichts der Unruhen in Ägypten auch mit Teilen der islamistischen Muslimbruderschaft. In Berliner Regierungskreisen hieß es am Mittwoch, es gebe Gespräche mit gemäßigten Kräften innerhalb dieser Organisation. (cb)

17.56 Die BBC interviewt eine Augenzeugin auf dem Tahrir-Platz in Kairo, die von zahlreichen Verletzten berichtet. „Wir brauchen Ärzte“, ruft sie. Der CNN-Reporter Ivan Watson schreibt auf Twitter: „Die blutige Schlacht auf dem Tahrir-Platz wütet weiter. Wir sind hier eingeschlossen, zusammen mit der Opposition, die sagt, sie werde bis zum Tod kämpfen“. (pfa)

17.45 Die Nachrichtenagentur AFP berichtet von mehr als 500 Verletzten bei den Kämpfen in Kairo und beruft sich auf offizielle Stellen. (pfa)

17.35 NBC-Reporter Richard Engel will mehrfach Gewehrfeuer in der Nähe des Tahrir-Platzes gehört haben. (hf)

17.33 Dutzende Molotow-Cocktails sollen von Mubarak-Anhängern in eine Menschenmenge geschleudert worden sein. Evan Hill von Al Jazeera schreibt, dass sich die regimetreuen Kämpfer am Tahrir-Platz von anderen Mubarak-Anhängern deutlich unterschieden. (hf)

17.31 dpa berichtet, in der Kairoer Innenstadt habe sich die Lage am Abend nach dem Eingreifen der Armee teilweise beruhigt. Wie Augenzeugen berichteten, hatten Mubarak-Anhänger eine Brandbombe geworfen, daraufhin hätten Soldaten Warnschüsse in die Luft abgegeben. Die Angreifer hätten sich dann einen halben Kilometer zurückgezogen. Es hieß, die Armee habe den Mubarak-Anhängern gedroht, Gewalt anzuwenden, falls diese weiterhin versuchen sollten, die Demonstranten in die Flucht zu schlagen. (pfa)

17.25 dpa berichtet, eine ZDF-Journalistin sei festgenommen worden. Die Teams von ARD-Fernsehen und -Hörfunk räumten am Nachmittag ihre Büros in der Nähe des Gebäudes des ägyptischen Fernsehens, nachdem eine Gruppe von Schlägern versucht hatte, das im gleichen Gebäude befindliche Studio des Nachrichtensenders Al Arabija zu stürmen. (cb)

17.19 Außenminister Westerwelle (FDP) mit dem ägyptischen Oppositionsführer ElBaradei telefoniert und sich die Lage schildern lassen. Er zeigte sich äußerst besorgt: „Ich fordere die Sicherheitsbehörden in Ägypten auf, keine Gewalt gegen Demonstranten anzuwenden.“ Jede weitere Eskalation der Situation müsse unbedingt vermieden, Schlägertrupps müsse unverzüglich Einhalt geboten werden. Eine gewalttätige Niederschlagung der Proteste sei „nicht akzeptabel“. Die Szenen der Gewalt würden die drängende Frage aufwerfen, ob die politische Führung Ägyptens die Notwendigkeit des schnellen demokratischen Umbaus verstanden habe. (cb)

17.15 Al Jazeera berichtet, das Ägyptische Nationalmuseum sei von einer Rauchbombe getroffen, die Armee versuche, das Feuer zu löschen. (cb)

17.12 Der Guardian-Reporter Brian Whitaker schreibt auf Twitter, Ayman Nour, Führer der oppositionellen Al-Ghad-Partei, sei nach eigenen Angaben von Pro-Mubarak-Schlägern umzingelt. (pfa)

17.01 Hier eine Karte mit den aktuell wichtigsten Orten in Kairo. (cb)

Proteste in Kairo auf einer größeren Karte anzeigen

17.01 BBC berichtet, es befänden sich vermutlich mehr Mubarak-Befürworter um den Tahrir-Platz herum als -Gegner auf ihm. (cb)

16.58 Das Weiße Haus hat die Gewalt in Ägypten verurteilt. In einem Statement heißt es: „Wir sind sehr besorgt wegen der Angriffe auf Medienvertreter und friedliche Demonstranten“. (pfa)

16.57 Google hat Crisis Response gestartet, eine Seite, auf der nützliche Informationen zu den Protesten in Ägypten veröffentlicht werden.

16.48 Wendell Steavenson beschreibt im New Yorker ihre Erlebnisse auf dem Tahrir Square. Sie musste auf den Balkon ihres Hotels flüchten, hatte von dort aber einen sehr guten Überblick. (msg)

16.46 UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Gewalt gegen friedlich protestierende Gegner des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak als „nicht hinnehmbar“ bezeichnet. Er verurteile die Angriffe auf Demonstranten in Kairo „scharf“, sagte Ba nach einem Gespräch mit dem britischen Premierminister David Cameron. Die Vereinten Nationen seien zu „jeder Hilfe“ für Ägypten bereit. Cameron bezeichnete die Zusammenstöße in der ägyptischen Hauptstadt als „verachtenswert“ und nannte jegliche Gewalt seitens der Regierung „vollkommen inakzeptabel“. (cb)

16.44 Vor dem ägyptischen Museum geht Tränengas auf die Menschenmenge herunter. Al-Jazeera-Mitarbeiter Evan Hill twittert von dort. (hf)

16.43 Al Jazeera meldet: Von den Dächern fliegen jetzt auch Molotow-Coctails auf den Tahrir-Platz. (sr)

16.42 Die Schläger scheinen angewiesen, sich ausdrücklich ausländische Journalisten vorzuknöpfen, die sie beschuldigen, mit ihren Berichten den Aufstand angestachelt zu haben. Ein Reporter von CNN wurde verprügelt, ein Journalist des Sender Al Arabija durch einen Messerstich verletzt. Der Reporter der belgischen Tageszeitung Le Soir wurde von mehreren Zivilpolizisten zusammengeschlagen, in eine Kaserne am Stadtrand verschleppt und gezwungen, ein Glas mit dreckigem Nilwasser zu trinken. (cb)

16.40 Das Nilufer ist voller Mubarak-Anhänger, die Richtung Tahrir-Platz strömen; auf dem Fluss selbst ziehen zahlreichen Boote mit gehissten Ägypten-Flaggen vorbei, auch Präsidenten-Leute, beobachtet Michael Thumann in Kairo. Scheinbar gut organisiert, der gewaltsame Gegenaufmarsch. (sr)

16.28 Der ägyptische Oppositionsführer Mohammed ElBaradei fordert die Armee auf einzugreifen und ein Blutvergießen zu verhindern. (pfa)

16.22 Al Jazeera zeigt Bilder der Kämpfe am Tahrir-Platz und interviewt eine Frau. Sie sagt, es seien tausende Frauen und Kinder am Platz und die Polizei lasse sie nicht gehen. (de)

16.19 Der New-York-Times-Journalist Nick Kristoff schreibt auf Twitter, Pro-Mubarak-Anhänger würden in Bussen anreisen, manche bewaffnet mit Macheten. (pfa)

16.11 Zenith meldet, die unabhängige Tageszeitung Al-Masry Al-Youm würde ihr Gebäude evakuieren, „nachdem berichtet wurde, dass Pro-Mubarak-Anhänger, vermutlich Polizeikräfte, das Gebäude der Zeitung Al-Shourouk belagern.“ (de)

16.10 Al-Jazeera: Das Zentrum des Tahrir-Platzes ist immer noch in der Hand der Anti-Regierungsdemonstranten. Von den Dächern rund um den Platz schmeißen Menschen Steine und andere Gegenstände, es ist aber nicht klar, zu welcher Seite sie gehören. (sr)

16.10 Auf Twitter schreibt der User @TagdeedIshtraky, das Militär setze nun Tränengas gegen die Pro-Mubarak-Demonstranten nahe der Omar-Makram-Moschee unweit des Tahrir-Platzes ein. (de)

16.09 Wie ein Nachruf sieht ein Video-Rückblick des Wall Street Journal auf Hosni Mubaraks Amtszeit aus. Nur die Überschrift „Ägyptens starker Mann“ wirkt ein wenig rückwärtsgewandt. (hf)

16.00 Auch Al Jazeera berichtet von Schüssen auf dem Tahrir-Platz. Die Pro-Mubarak-Demonstranten hätten drei Fahrzeuge der Armee übernommen. (pfa)

16.00 Die Kämpfe haben sich laut Al Jazeera inzwischen auch auf die Seitenstraßen des Tahrir-Platzes ausgeweitet. (sr)

15.59 Auch Erika Steinbach hat sich geäußert: „Ägypten hat nun die Möglichkeit, Islam mit Religionsfreiheit, Demokratie und Menschenrechten zu vereinen und so als Vorbild für die übrigen arabischen Staaten zu fungieren“, sagt sie zum Aufstand in Ägypten. Die CDU-Politikerin gilt in ihrer Partei vor allem als Expertin für Vertreibung – sie ist aber auch Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der Unions-Bundestagsfraktion. (hf)

15.58 Die ägyptische Bloggerin Zeinobia schreibt auf Twitter, die Pferde und Kamele der Pro-Mubarak-Demonstranten seien ein sehr klarer Hinweis dafür, dass es sich um Polizisten handle. (de)

15.57 Der CNN-Reporter Anderson Cooper beschreibt im Video, wie er und sein Team auf dem Tahrir-Platz angegriffen wurden. (pfa)

15.54 General James Mattis, Chef des US-Kommandos für den Nahen Osten, Centcom, bekräftigt, dass keine amerikanische Soldaten nach Ägypten entsandt werden sollen. Die Frage ist nur, wer das behauptet hat? (hf)

15.46 Al Jazeera zitiert Ali Jomaa, den Großmufti in Kairo, mit der Aufforderung an die Demonstranten, nach Hause zu gehen. Damit stellt sich ein wichtiger Religionsführer öffentlich hinter Präsident Mubarak. (pfa)

15.46 Der australische Journalist Hamish Macdonald ist vor Ort und hat auf Twitpic Bilder der Pro-Mubarak-Demonstranten, die auf Pferden und Kamelen auf den Tahrir-Platz einreiten, veröffentlicht.
Hier weitere Bilder (de)

15.44 Die Grünen haben sich zu den Protesten in Kairo geäußert: „Ein Fest der Freiheit“ nennen Fraktionschef Jürgen Trittin und die außenpolitische Sprecherin Kerstin Müller die Demonstrationen. Bundesregierung, EU und USA müssten Mubarak gemeinsam zum Rücktritt drängen und dazu Budgethilfen einfrieren. „Leider hat Mubarak die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt. Seine Weigerung, sofort zurückzutreten, ist eine Provokation für die Demonstranten.“ (hf)

15.30 dpa berichtet, einige der Pro-Mubarak-Demonstranten hätten Journalisten attackiert, denen sie vorwarfen, die Unruhen in Ägypten geschürt zu haben.

15.30 Al-Jazeera-Korrespondent Dan Nolan berichtet, Anti-Mubarak-Demonstranten würden als Regierungsunterstützer auftretende Polizisten der Obhut des Militärs übergeben. Andere würden Asphaltplatten zerbrechen und sich mit Metallstangen bewaffnen. Auf die Demonstranten werde mit Tränengas geschossen. (de)

15.29 Seit heute früh scheint der Netzverkehr im Land sich zu normalisieren, wie diese Grafik zeigt. (pfa)

15.27 Unser Korrespondent Michael Thumann befindet sich in Kairo. Auch er hat Schüsse gehört. Hier sein Kurzbericht: „Die Demonstranten sagen, die Mubarak-Leute wären extra herangekarrt worden, unter ihnen befänden sich Security-Männer in Zivil. Demonstranten, die heute früh mit ihren Kindern gekommen sind, flüchten panisch. Es ist ein ständiges hin und her im Kampf zwischen den Gruppen. Das Militär ist unfähig einzuschreiten, denn es hat keine Möglichkeiten zur „riot control“. Es mangelt ihm an Polizeitaktik und Wasserwerfern, Panzer helfen in solchen Situationen nicht.“ (sr)

15.25 Von BBC: Lautsprecherrufe sind zu hören. Die Armee hat Fahrzeuge zwischen die verfeindeten Gruppen geparkt. Die Demonstranten bewerfen sich weiter mit Steinen. (cb)

15.23 Währenddessen hat die ägyptische Muslimbruderschaft den Rückzugsfahrplan von Präsident Mubarak nach Angaben des Al Jazeera ebenfalls abgelehnt. Der Präsident solle jetzt zurücktreten. (de)

15.20 BBC meldet, es seien Schüsse auf dem Platz zu hören. (cb)

15.17 Die israelische Tageszeitung Ha’aretz hingegen berichtet, es habe zehn Verletzte gegeben. (de)

15.11 Al Jazeera meldet mehr als 100 Verletzte seit Beginn der Zusammenstöße vor einer Stunde. (cb)

15.03 Reuters meldet, das ägyptische Innenministerium weise Berichte zurück, wonach Polizisten in Zivil an den Zusammenstößen auf dem Tahrir-Platz beteiligt sind. (pfa)

15.03 Die EU hat Mubarak aufgerufen, schnellstmöglich einen politischen Wandel einzuleiten. „Wir müssen Bewegung sehen“, sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton. Mubarak müsse auf den Willen der ägyptischen Bevölkerung reagieren und nun „so schnell wie möglich“ handeln, antwortete Ashton auf die Frage, ob ein Abschied des ägyptischen Präsidenten von der Macht in einigen Monaten zu spät sei. (cb)

15.02 AFP berichtet, tausende Menschen seien an den Zusammenstößen beteiligt. Die Gruppen gingen mit Knüppeln und Fäusten aufeinander los, mehrere Menschen wurden verletzt. Viele Demonstranten warfen Steine. Unterstützer Mubaraks drangen auf Pferden und Kamelen auf den Platz vor, einige wurden aber von ihren Tieren gerissen. Rings um den Tahrir-Platz standen Panzer der Armee. Die Soldaten riefen von ihren Fahrzeugen aus zur Ruhe auf, griffen jedoch nicht weiter ein. Nach Angaben von drei regierungskritischen Gruppen drangen auch Polizisten in Zivil auf den zentralen Platz vor. (cb)

14.55 Nach dem Gewaltausbruch auf dem Kairoer Tahrir-Platz hat Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei Präsident Husni Mubarak eine Politik der Einschüchterung und kriminelle Methoden vorgeworfen. Das Vorgehen der Mubarak-Anhänger gegen die Opposition sei „ein weiteres Anzeichen, dass sich ein kriminelles Regime krimineller Methoden bedient“, sagte ElBaradei dem BBC-Hörfunk. Er sei zutiefst besorgt. „Ich habe Sorge, dass es in einem Blutbad endet.“ Die Pro-Mubarak-Demonstranten seien ein „Haufen Schläger“. (cb)

14.52 Der Kairo-Korrespondent von deutschen Nahost-Blogs Al Sharq schreibt auf Twitter „Regime sucht Konfrontation mit Regimegegnern, Zivilpolizisten greifen Tahrir-Platz auf Pferden und Kamelen an, Armee greift nicht ein“ (de)

Der Machtkampf in Ägypten eskaliert. Einen Tag nach der Rückzugs-Ankündigung von Präsident Husni Mubarak griffen dessen mutmaßliche Anhänger zum Teil auf Pferden eine Kundgebung der Opposition auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos an. Die Armee sah tatenlos zu. Dutzende Menschen wurden durch Steinwürfe, Knüppel und Faustschläge verletzt. Schüsse waren zu hören. Unter den Angreifen machten Regierungsgegner Polizisten in Zivilkleidung aus. Nobelpreisträger Mohamed ElBaradei äußerte sich besorgt und warf der Regierung Mubaraks kriminelle Methoden vor. Das Ausland verstärkte den Druck auf den Staatschef, der im September nach 30 Jahren aus dem Amt scheiden will, den sofortigen Rücktritt aber ablehnt.