Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Wann kam die Mordwaffe nach Deutschland? – Das Medienlog vom Freitag, 10. Oktober 2014

 

Erneut hat sich das Gericht mit dem Schmuggel der NSU-Mordwaffe Ceska 83 beschäftigt. Dazu sagte ein Schweizer Staatsanwalt aus, der 2012 die Zeugen Peter-Anton G. und Hans-Ulrich M. vernommen hatte. Sie sollen die Pistole 1996 bei einem Waffenhändler gekauft und nach Deutschland geschmuggelt haben. Die Befragung von M. durch den Beamten förderte damals einiges zutage: „Seine vorherigen Aussagen bei der Polizei korrigierte der Schweizer. Und zwar erheblich“, resümiert Björn Hengst auf Spiegel Online.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

M. hatte bei der Polizei zunächst ausgesagt, er habe den für den Pistolenkauf notwendigen Waffenerwerbsschein verloren. Beim Staatsanwalt korrigierte er sich und gab zu, G. den Schein für 400 Schweizer Franken überlassen zu haben.

Für Frank Jansen vom Tagesspiegel hat die Vernehmung neue Fragen aufgeworfen – etwa die, ob Mittelsmänner die Pistole erst vom Schweizer M. kauften, nachdem das NSU-Trio 1998 eine Waffe verlangte, oder ob sie bereits früher nach Deutschland gelangt war. Ein Anhaltspunkt: Bei einer Hausdurchsuchung 1997 waren bei M. mehrere Waffen gefunden worden, doch nicht die Ceska. „Haben die Schweizer Polizisten die Pistole übersehen? Oder war sie längst weg?“

Die Schmuggelroute sei durch die gestrige Vernehmung „etwas deutlicher geworden“, schreibt Alf Meier vom Bayerischen Rundfunk. Klar wurde dabei, welche Rolle selbst kleinste Details für die Aufklärung des Waffentransports spielen. Die fünfstündige Befragung „erforderte heute viel Geduld, auch von den Prozessbeobachtern“. Richter Götzl habe unermüdlich aus den Gerichtsakten zitiert.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 13. Oktober 2014.