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189. Prozesstag – Sächsischer Verfassungsschützer und Thüringer Neonazi

 

Update: Der Zeuge Meyer-Plath wurde abgeladen und sagt zu einem späteren Termin aus.

Am 189. Verhandlungstag (die am Dienstag geplante Sitzung war ausgefallen) geht es erneut um die mögliche Verstrickung des Geheimdienstes in den NSU-Komplex: Geladen ist der Präsident des sächsischen Verfassungsschutzes, Gordian Meyer-Plath. Befragt wird der 46-Jährige allerdings nicht in seiner Funktion als Behördenleiter denn wegen einer früheren Tätigkeit: Für den Brandenburger Verfassungsschutz hatte er den V-Mann „Piatto“ betreut. Der Rechtsextreme, der bürgerlich Carsten Sz. heißt, lieferte 1998 eine Information, die möglicherweise zur Ergreifung des gerade untergetauchten Trios aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hätte führen können: Demnach sollte ein Anhänger der radikalen Organisation Blood & Honour dem Trio eine Waffe beschaffen. Fahnder gingen dem Hinweis jedoch nicht nach.

Meyer-Plath hatte bereits im Untersuchungsausschuss des Bundestags ausgesagt. Die Verpflichtung eines V-Manns wie Sz., der damals wegen versuchten Mords in Haft saß, bezeichnete er im Nachhinein als Fehler. Bemerkenswert sei jedoch die Qualität von „Piattos“ Hinweisen gewesen: So seien Publikationen aus der rechten Szene „plastiktütenweise“ auf seinem Schreibtisch gelandet.

Danach sagt der Zeuge Christian K. aus. Er ist der jüngere Bruder des Jenaer Neonazis André K., einem der führenden Köpfe der rechten Szene in Jena und mutmaßlichen NSU-Unterstützer. So schloss auch der Bruder Bekanntschaften in rechtsextremen Kreisen – insbesondere mit Carsten S., der heute mit auf der Anklagebank sitzt, weil er dem NSU-Trio die Pistole Ceska 83 überbracht haben soll, mit der neun Menschen erschossen wurden.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.