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Fall Peggy wird NSU-Prozess wohl nicht beeinflussen – Das Medienlog vom Dienstag, 18. Oktober 2016

 

Eine Sonderkommission der Thüringer Polizei überprüft seit Montag ungeklärte Fälle von Kindstötungen, um eine mögliche Verbindung des NSU-Komplexes mit dem Todesfall der 2001 verschollenen Peggy Knobloch zu prüfen. Die DNA von Uwe Böhnhardt war am Fundort von Peggys Leiche sichergestellt worden. Im Münchner NSU-Prozess werde die Spur „keine unmittelbaren Auswirkungen“ haben, sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz dem Bayerischen Rundfunk. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Nebenklage.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Gegenüber der Frankfurter Rundschau äußerte sich der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag, Clemens Binninger. Er zeigte sich verwundert, dass an keinem der NSU-Tatorte bislang DNA-Spuren sichergestellt wurden, nun jedoch bei den sterblichen Überresten Peggys. „Das macht die Fragezeichen noch größer. Jetzt sind die Ermittler gefragt“, sagte er der Zeitung.

Im Deutschlandfunk äußerte sich der Kriminalbiologe Mark Benecke. Er halte es für unwahrscheinlich, dass beim Abgleich des DNA-Materials ein Fehler geschehen sein könnte. Gut möglich sei hingegen, dass der mutmaßliche Rechtsterrorist Böhnhardt auch für den Mord an dem Mädchen verantwortlich sei. Böhnhardt habe sich seinerzeit so stark von der gesellschaftlichen Mitte entfernt, dass der Schritt zu einem Kindermord nicht mehr allzu groß gewesen sei. Ein antisozialer Täter sei in der Lage, eine Tat zu begehen, die „außerhalb seiner Zielfantasie steht“.

Die Bild-Zeitung berichtet außerdem, Peggys Mutter habe kurz nach dem Verschwinden ihrer Tochter einen „Hassbrief“ aus der Neonaziszene erhalten. Die Staatsanwaltschaft und auch die Rechtsanwältin der Mutter bestätigten das nicht. Es sei aber wahr, dass der damalige Lebensgefährte der Mutter Türke wäre und ihre Mandantin sich dem Islam zugewandt habe, sagte die Anwältin. Peggys Mutter habe auch ab und an ein Kopftuch getragen.

Hinweis: Thema dieses Blogs ist das Geschehen im Münchner NSU-Prozess. Entwicklungen im Fall Peggy thematisieren wir an dieser Stelle künftig nur noch bei Auswirkungen auf das Verfahren oder nachgewiesenen Zusammenhängen mit dem NSU-Komplex.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 19. Oktober 2016.