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Diskussionen über den neuen Psychiater – Das Medienlog vom Donnerstag, 6. April 2017

 

Wieder ging es vor Gericht am Mittwoch um den Psychiater Joachim Bauer, der Beate Zschäpe befragt und bei ihr eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert hatte. Eine Ladung als Zeugen durch das Gericht hatte Zschäpe abgelehnt, ihr Anwalt Mathias Grasel will Bauer nun auf eigene Faust für den 3. und 4. Mai als Sachverständigen laden.

Einen Gutachter einzubringen, der in Zschäpes Sinne aussagt, sei im Prinzip „ein cleverer Schachzug von Zschäpes neuen Verteidigern“ gewesen, meint Julian von Löwis vom Bayerischen Rundfunk. Mit dem vom Gericht bestellten Psychiater Henning Saß hatte Zschäpe nicht gesprochen. Oberstaatsanwältin Anette Greger argumentierte jedoch vor Gericht, Zschäpe könne einen bestimmten Gutachter nicht erzwingen. „Und damit trifft sie genau ins Schwarze.“ Die Expertise von Saß habe Bestand.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Deutlich wurde am Mittwoch, „dass sich das Urteil dadurch nicht ändern lassen wird“, heißt es bei uns auf ZEIT ONLINE. Die Unterschiede zwischen dem Gutachten von Saß und dem von Bauer liegen demnach auf der Hand: „Voraus hat er ihm einzig, dass Zschäpe ihm Auskunft erteilt hat.“ Entscheidend für eine Ladung als weiteren Sachverständigen wäre aber gewesen, dass Bauer bessere Forschungsmethoden als Saß genutzt hätte. Das war für Staatsanwältin Greger nicht zu erkennen.

Neue Ermittlungen im Kasseler Mordfall

Heute vor elf Jahren wurde der Kasseler Halit Yozgat vermutlich von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in seinem Internetcafé erschossen. Anwesend war damals auch der Verfassungsschützer Andreas Temme, der bis heute behauptet, nichts von den tödlichen Schüssen mitbekommen und den Sterbenden nicht gesehen zu haben. Ein englisches Forscherteam hat diese Behauptung mit aufwändigen Simulationen überprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Temmes Angaben nicht stimmen können. Heute stellen die Experten ihre Studie in Kassel vor, im Mai dann im NSU-Prozess. Über die Forschung berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Auch ein weiterer Jahrestag nähert sich: Am 25. April 2007 wurde in Heilbronn die Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen. Die Heilbronner Stimme hat einen Ermittler interviewt, der damals mit der Suche nach den Mördern seiner Kollegin befasst war.

Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 7. April 2017.