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Fußball für Geld? Nö, bloß keinen Kommerz

 

Die Märkische Oderzeitung hat neulich Herz gezeigt. Oder wollte es zumindest. Das Blatt druckte die Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) „Nach Fanprotesten: RB Leipzig findet keine Spielgefährten“, änderte aber die Überschrift in „Niemand will mit RB Leipzig spielen“. Schwer zu sagen, was nun hämischer klingt, die Schlagzeile der Nachrichtenagentur oder die des Blatts aus Frankfurt (Oder). Dabei haben beide sicher hehre Ziele: Sie berichten über einen Verein, der sich Mühe gibt und dabei nicht so richtig glücklich wird (die Leipziger Volkszeitung berichtete natürlich auch, zudem mit etwas besorgterem Tonfall).

Die Story des RB Leipzig hier nur kurz: Mit dem Geld des Szene-Getränk-Herstellers Red Bull wurde im Raum Leipzig ein Fußballverein aufgepäppelt und aus einem Vorort in die prosperierende, aber in Sachen Fußball in den letzten Jahren nicht so berauschende Stadt verpflanzt. Dieser Verein zieht nun zumindest sportlich recht locker an den örtlichen Damals-war’s-Größen vorbei. Der Haken dabei: Die Fangemeinde vieler anderer Vereine schaut jetzt reichlich neidisch auf die „Rasenballer“ (so lautet die „offizielle“ Deutung des Kürzels RB) und hat sich eine Bekämpfungsstrategie überlegt: RB Leipzig stinkt, denn die haben zwar Geld, aber keine Tradition. Die kommen aus der Retorte! Unecht! Nicht ursprünglich! Ohne Tradition verliert man auf Dauer. Zuletzt hat nach solcherart Protesten Kickers Offenbach einen Rückzieher gemacht, wie schon andere west- und ostdeutschen Vereine zuvor.

Das können die anderen Vereine natürlich nur sagen, weil – Achtung: Ironie – ihre Vereinschefs meistens unentgeltlich arbeiten, sich heldenhaft für den Frauenfußball einsetzen und jene Zuschauer auf das Härteste bestrafen, die sich den einzigen Afrikaner auf dem Feld als Sündenbock vorknöpfen. Dass diese Vereine als Trikotsponsoren nur die Hersteller ökologisch einwandfreier Waren akzeptieren, versteht sich natürlich von selbst. Helden des Profifußballsports also.

Das macht die RB-Leipzig-Debatte so schön einfach: Die bösen Kapitalisten gehen in den Osten und missbrauchen arglose Vereine für ihre Werbezwecke. Ach nein, in Hoffenheim soll es sowas ja auch schon gegeben haben.