Lesezeichen
‹ Alle Einträge

DFB-Pokal: Schalke – Bayern 0:1

 

Vorbemerkung

Weiter geht es für Felix Magath mit seinem Rachefeldzug gegen seinen lieben Grüßen an Bayern München, seinen Ex-Verein, der ihn vor drei Jahren vor die Tür setzte. Wovon er im Autoradio erfahren haben soll. Sein Ziel scheint es zu sein, mit so vielen Vereinen wie möglich Deutscher Meister vor den Bayern zu werden. Im vorigen Jahr, das muss man eigentlich noch immer buchstabieren, mit W O L F S B U R G. Mit seinem jetzigen Arbeitgeber schien das vor der Saison unmöglich, inzwischen ist Schalke fast schon Favorit.

Aber heute ist erstmal Pokal, der, wie wir von einem großen hessisch-serbokroatischen Fußballphilosophen wissen, „sisch immä eischene Gesetze“ hat. Im heutigen Halbfinale duellieren sich zwei wahre Pokalmannschaften. Seit 1998 hieß der Sieger dieses ruhmreichen Wettbewerbs mit Ausnahme von 2007 (Nürnberg) entweder Schalke, Bayern oder Werder, das gestern ins Finale eingezogen ist. Das kann kein Zufall sein.

Heute muss einer der beiden Adieu sagen, daraus zieht der Pokal seinen Reiz. Und natürlich aus der Vorgeschichte um Christian Nerlinger. Schalke habe, sagte er wenig schmeichelhaft, zwei Stärken: Freistöße und taktische Fouls. Magath konterte lässig: „Nerlinger hat in fünf Jahren Bundesliga 364 Fouls begangen, so viele wie kein anderer. Er muss also Experte sein.“ Nerlinger hat wohl Teil 2 des Fortbildungskurses „Wie werde ich Uli Hoeneß?“ noch vor sich. Ob Magaths statistischer Einwurf einer empirischen Prüfung standhalten würde, sei dahingestellt.

Zur Einstimmung ein Clip aus dem Mustopf der Fußball- und Mediengeschichte. Der 18-jährige Olaf Thon im Interview mit Rolf Töpperwien. Thon, damals noch unbekannt und im Dress eines Zweitligisten, hatte gerade im Pokalhalbfinale 1984 drei Tore gegen Bayern München geschossen. Endstand 6:6 nach Verlängerung. Wer weiß noch (ohne Gucken), wie das zweite damalige Halbfinale ausging?

Aufstellung

Schalke 04: Neuer – Westermann, Bordon, Höwedes, Zambrano – Schmitz, Kluge, Rakitic, Baumjohann – Kuranyi, Farfan

Bayern München: Butt – Contento, Badstuber, van Buyten, Lahm – Schweinsteiger, van Bommel, Müller – Robben, Olic, Klose

Lizas Welt bloggt übrigens auch – und wie immer die 11 Freunde. Wie stehts bei Euch, Jungs?

7′ Schalke führt mit 3:0 Fouls.

10′ Ein Stellungsfehler Höwedes‘ nutzt Olic zu einem Pass auf Robben, der alleine auf Neuer zuläuft und van Gaal die erste Gladiole pflücken will. Neuer mit Fußabwehr. Sofort kaufen den Mann, Uli Hoeneß!

20′ Nach zwanzig Minuten beginne ich, mir die Frage zu stellen: Ist die Domain nerlinger-hat-recht.de noch frei? Schalke extrem defensiv, auf Konter wartend, mit vielen kleinen Fouls, die sie aber geschickt auf mehrere Spieler verteilen. Bedenklich wirkt ihre Abseitsfalle.

30′ Schalke ist sich wirklich nicht zu schade, die Bayern den Ballbesitz und die Initiative zu überlassen und an der Mittellinie zu warten. Das ist bestenfalls charakterfest.

38′ Übers Tor schießend Lahm, der wohl bald heiraten wird. Apropos Liebe, damit wird in München nun offenherzig umgegangen, über seine Frau Truus hat Louis van Gaal gesagt: „Wir haben sehr viel Spaß miteinander. Aber auch sehr viel Streit! Sie ist sehr lieb, sie kennt mich sehr gut. Und ich will immer verwöhnt werden. Das macht sie sehr gut. Wichtig ist auch, dass wir noch regelmäßig Liebe miteinander machen.“ Wenn das Spiel so weiter geht, muss ich noch ganz andere Anekdoten auspacken.

Halbzeit 0:0 Schlechtes Spiel, vor allem von der Heimmannschaft Schalke: ausschließlich auf Konter lauernd, viele Fouls, nur eine Chance durch Baumjohann ganz zu Anfang und trotz Abwehrbereitschaft aller anfällig wirkend, weil die Abseitsfalle nicht funktioniert. Die Bayern dominant, machen aber den Eindruck, sie wissen nicht immer, was sie mit dem Ball anfangen sollen. Sie können ihn ja nicht immer zu Robben spielen. (Warum eigentlich nicht? Gibt ja keine Regel, die das untersagt.)

Joachim Löws Halbzeitanalyse in der ARD: „Das Spiel ist schlecht.“ Ui! „Aber das liegt nicht an den Mannschaften.“ Hä? „Der Platz ist in einem katastrophalen Zustand, da kann man nicht besser spielen.“ Was würde Löw erst über den Sportplatz vom, sagen wir, SV Blankenese sagen? Weiß jetzt auch nicht, wie ich darauf komme …

49′ Schalke scheint die Sache nun anders angehen zu wollen. Erst ein Strich von Rakitic aus 22 Metern. Kurz später startet Kuranyi ein eigentlich aussichtloses Dribbling von der Mittellinie gegen zwei Bayern-Abwehrreihen und wurschtelt sich durch bis zu Butt, der zu Boden muss.

60′ Was hat es eigentlich mit Louis van Gaals Gladiolen auf sich? Ist ein Botaniker unter uns? Haben die Dinger vielleicht eine Bedeutung in der griechischen Mythologie? Können wir das bitte bis zum Elfmeterschießen klären? Ich erinnere mich an eine Gladiolen-Sequenz in einem Loriot-Film, als Evelyn Hamann sagte: „Das war so wahnsinnig komisch.“

70′ Ich sehe schon: Keiner geht auf meine Fragen ein. Lasst mich nur verhungern! Ich merk mir das. Red ich halt mit mir selbst.

82′ Béla Ré Hagen Schmelzer hat sich in den Kommentaren zu Wort gemeldet: „Van Gaal bezieht sich auf den Vier-Tages-Marsch in Nimwegen, bei dem man an vier Tagen in Folge etwa 40-50 Kilometer marschieren oder wandern muss. Die Zuschauer reichen den Wanderern traditionell Gladiolen. Allerdings nur denjenigen, die erfolgreich ankommen. ‚De dood of de gladiolen‘ bedeutet: der Tod oder die Gladiolen. Die überreichte man einem Sieger (hier wohl zurückgehend auf römische ‚Gladiatoren‘-Kämpfe), bin aber gerade zu sehr mit einem äußerst spannenden Fußballspiel beschäftigt, um Babelfish jetzt weiter zu bemühen.“

Stand nach 90 Minuten 0:0 Spiel war in der zweiten Halbzeit besser. Schalke aktiver, mit ein paar Chancen. Bayern durch die Einwechslung Ribérys Mitte der zweiten Halbzeit wieder mit mehr Zug als nach dem Wiederanpfiff. Zwischendurch gabs sogar kurzen Schlagabtausch, auch durch Schiedsrichter Knut Kircher ermöglicht, der wohltuend großzügig leitet.

Die Interviews mit Olaf Thon, der sich Krawatte und Haartönungsmittel vom Direktor der Sparkasse Hüls ausgeliehen hat, waren auch schon mal interessanter.

Stand nach 105 Minuten 0:0 Beide lassen sich nach wie wor nicht locken und auf nichts ein. Schweinsteiger hätte eben mehr machen können, als er viel Platz im Strafraum hatte.

112′ Tor für Bayern 0:1 Robben Erstklassige Einzelaktion von Robben, der aus der eigenen Hälfte startet, Westermann und Moritz stehen lässt und auch nach fast zwei Stunden Spielzeit und rund achtzig Metern Sprint noch sehr präzise schießen kann. Fehler Höwedes, der Robben nicht doppelt.

118′ Ribéry schießt einen Konter in die Wolken.

Endstand 0:1 So passiv und ängstlich sollte eine Heimmannschaft nicht auftreten wie der FC Schalke 04, immerhin Tabellenzweiter der Bundesliga, heute. Klar, ihr Erfolgsrezept ist die Defensive, und sie sind sehr zweikampfstark. Aber ich kann mich, solange es 0:0 stand, an keinen einzigen Überzahlangriff erinnern. Mutlos. Als sie zurück lagen, war es zu spät.

Klassetor natürlich von Robben, der ist, wenn er Tempo aufgenommen hat, kaum zu stobben. So, wie es die Schalker beim 0:1 versucht haben, schon gar nicht. Westermann, bis dahin bester Schalker, kam zu spät – und wollte wohl Nerlinger widerlegen, verzichtete auf ein Foul. Löblich. Höwedes hätte aus der Mitte früher rausrücken müssen, um Moritz gegen die Lokomotive Robben zu unterstützen.

Finale nun Bayern gegen Werder. Das wird sicher eine abwechslungsreichere Angelegenheit. Wir sehen uns in Berlin am 15. Mai. Gute Nacht.