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Uruguay – Niederlande 2:3

 

Fazit: Erstmals seit 32 Jahren stehen unsere niederländischen Nachbarn wieder in einem WM-Finale. 3:2 gegen Uruguay, das hört sich nach einem würdevollen Halbfinale an. Nach einem Spiel voller Tempo und Torchancen – einem Spektakel. War es aber nicht. Die Niederlande spielten sehr kühl, beinahe emotionslos. Vor einiger Zeit hätte man dem niederländischem Spiel dafür das Attribut „Deutsch“ an die orangene Brust geheftet, doch das trifft es nicht mehr. Das liegt an den Deutschen, die mittlerweile niederländisch spielen. Also so niederländisch wie die Niederländer einst gespielt haben. Alles klar? Gegen Brasilien half den Holländern ein bisschen Glück, heute half ein limitierter Gegner. Im Gegensatz zu den beiden anderen Halbfinalisten Deutschland und Spanien konnte man bei den Niederländern bisher keine echte Spielidee erkennen, zumindest keine offensive. Das Defensivspiel organisierte Mark van Bommel wie immer prächtig, die größere Disziplin in der Abwehr scheint aber zu Lasten der Kreativität zu gehen. Wie so oft. Heute mussten ein Sonntagsschuss und ein doppelt abgefälschtes Abseitstor herhalten. Einzig der dritte Treffer, ein Kopfballtor von Arjen Robben, war herausgespielt. Hollands Torwart Maarten Stekelenburg wirkte nicht nur bei Forlans Fernschuss unsicher. Und dass es nach dem 2:3 der Uruguayer tatsächlich noch einmal turbulent im Oranje-Strafraum zuging, spricht eher gegen die Theorie der abgeklärten Niederländer, die wie das viel zitierte Pferd nur so hoch springen, wie sie müssen. Ein besserer Gegner hätte die Verwirrungen in der niederländischen Hintermannschaft ausgenutzt. Mit Verlaub, aber es scheint tatsächlich so, als ob das Spiel der Löw-Elf gegen Spanien morgen das eigentliche WM-Finale sein wird.

Schluss, Aus. Das war knapp am Ende. Die Niederlande stehen im WM-Finale! Da flog der Ball aber in den letzten Sekunde noch einige Male wilder durch den niederländischen Strafraum als es dem Blutdruck Bert van Marwijks gut tun kann. Fazit folgt.

93′ Noch einmal Einwurf für Uruguay.

92′ Tor Maxi Pereira 2:3 Ja geht hier noch was?

86′ Noch eine Konterchance für Arjen Robben. Schön gespielt von van Persie, Robben versucht einen zarten Lupfer. Aber alles was Robben heute schön machen will missglückt. Vielleicht hätte er es mit dem Kopf versuchen sollen.

83′ Das wird wohl nichts mehr. Ein seltsam ereignisloses Halbfinale plätschert seinem Ende entgegen.

Jetzt muss Uruguay mal etwas kreieren. Spielzüge, Torchancen und so.

Dank des ZDF wissen wir, dass Robbens Tor das 2200. der WM-Geschichte war.

73′ Tor Arjen Robben 1:3 Dirk Kuijt hat viel zu viel Platz auf der linken Seite. Seine Flanke findet den Kopf von, ja, Arjen Robben. Und der köpft, als ob er sein Leben lang nichts anderes getan hat, sehr schön aus sieben Metern an den Innenpfosten. Ein Kopfballtor von Robben, komisches Spiel.

69′ Tor Wesley Sneijder 1:2 Auf den ersten Blick ein Abseitstor der Niederländer. Sneijders Schuss wird doppelt abgefälscht, van Persie steht dabei knapp im Abseits und nimmt Muslera die Sicht, der den Ball daraufhin in die lange Ecke trudeln lässt. Ob Abseits oder nicht: Ein Gurkentor!

68′ Große Chance für Holland. Van der Vaart bekommt von van Persie den Ball im Strafraum zugesteckt. Sein Schuss kann Muslera zur Seite abklatschen. Den Nachschuss nimmt Robben mit rechts, drüber aus fünf Metern.

66′ Stekelenburg prüft seine Überhände, weil Forlan sich anschickt, einen Freistoß zu schießen. Stekelenburg klärt zur Ecke.

62′ Mark van Bommel mit seinem Lieblingstrick. Wenn der Zweikampf fast verloren scheint springt er möglichst spektakulär in den Gegenspieler, und bekommt einen Freistoß.

58′ Robben muss seinen Zwillingsbruder geschickt haben, geht schon wieder rechts vorbei. Louis van Gaal stupst seine Truus vor dem heimischen TV vor Freude in die Seite.

Man kann übrigens nicht nur bei den Holländern ins Fettnäpfchen treten. Neige dazu, die Uruguayer der Einfachheit halber Urus zu nennen. Geht aber nicht. Die Urus sind ein indigenes Volk, die auf dem Tiki-Taka-See Titicacasee leben und sich dort, weil sie ja sonst untergehen würden, Inseln aus Schilf gebaut haben. War sogar schon mal da. Gibt dort auch Telefonhäuschen aus Schilf.

51′ Nach einem verkürzten Rückpass von Boulahrouz muss Stekelenburg aus dem Tor, kann nicht richtig klären, den anschließenden Fernschussheber des Urus muss der kleine van Bronckhorst von der Linie köpfen. Dabei hat der doch heute schon genug gemacht (vgl. 18. Minute).

Van der Vaarts Einwechslung bedeutet aber auch: Orange wird offensiver. Obacht, ihr Himmelblauen.

Es geht weiter. Für Demy de Zeeuw kam Rafael van der Vaart, dessen Frau ja bekanntlich das Supertalent sucht. Nun, ihr Mann kann es nicht sein, der würde sonst von Anfang an spielen. Außerdem führt er sich mit einem Fehlpass ein.

Während Oli Kahn irgendetwas von „Überhänden“ erzählt, wurde der ZDF-Praktikant mit dem Bandmaß aufs Feld geschickt. Van Bronckhorst schloss aus 37,6 Metern ab.

Halbzeit Nach 45 Minuten sind wir so schlau wie zuvor. Wenigstens haben wir zwei schöne Weitschuss-Tore gesehen. Uruguay zog sich zurück, bis die Niederlande traf. Dann zog sich die Niederlande zurück, bis Uruguay traf. Wie ein WM-Halbfinale wirkt das Spiel aber beim besten Willen nicht. Eher wie eine Vorrunden-Partie, 2. Spieltag, 13.30 Uhr.

@ben bezeichnet Forlans Tor als Dampframme. Ja, schon.

41′ Tor, 1:1 Diego Forlan Der Jabulani schlägt zurück. Forlan hat vor der gegnerischen Abwehr auf einmal schrecklich viel Platz und hält einfach mal drauf. Der Ball fliegt und fliegt und dreht sich und dreht sich, sein Flug endet knapp unter der Latte. Stekelenburg greift ins Leere. Nun beginnt das Spielchen von vorne, die Uruguayer werden sich wieder zurückziehen. Na, klasse.

Die Niederländer stehen jetzt ihrerseits sehr tief. Alles Spielverderber! Wir freuen uns schon jetzt auf das Spiel morgen.

33′ Orange und Himmelblau haben sich wieder entmischt. Letztere trauen sich jetzt so langsam in die gegnerische Hälfte. Sie scheinen zu ahnen, dass dieses Ergebnis doch nicht zum Weiterkommen reicht.

27′ Rudelbildung. Orange und Himmelblau vermischen sich. Was gibt das eigentlich? Muss ich mal Frau Richter fragen, meine ehemalige Kunstlehrerin.

26′ Mark van Bommel mit einer feinen Körpertäuschung. Zum Dank wird er gefoult.

Es klingt zwar immer blöd, aber dieses Tor kann nur dem Spiel wirklich nur gut tun. Uruguay hatte es sich in der eigenen Hälfte schon wieder verdächtig gemütlich eingerichtet. Jetzt müssen sie zumindest über so etwas wie Offensivspiel nachdenken.

18′ Tor, 0:1 Giovanni van Bronckhorst. Der holländische (hehe) Kapitän hat keine Lust sich durch die uruguayische Abwehr zu spielen, schießt aus gut 25 Metern und der Ball fliegt und fliegt und fliegt und passt gut in den Winkel. So wie der Ball da ganz oben vom Innenpfosten abprallte, erinnerte das an Philipp Lahm gegen Costa Rica 2006.

Falls ich übrigens im Eifer des Gefechts tatsächlich einmal Holland schreiben sollte, so tut mir das leid und ich möchte damit keineswegs die Menschen aus Friesland, Groningen, Drenthe, Overijssel, Gelderland, Nordbrabant, Limburg, Utrecht, Flevoland und Seeland in irgendeiner Form diskriminieren. Sind halt nur noch so drin, die Holländer eben.

12′ Sneijder mit einer guten Schussmöglichkeit, er schießt und trifft den eigenen Mann, Robin van Persie. Sneijder guckt böse.

Ab heute darf übrigens wieder nach Herzenslust getreten werden. Die Gelben Karten aus Vorrunde und den ersten K.O.-Runden wurden gelöscht. Gibt heute also keinen weinenden Gascoigne, oder traurigen Ballack.

4′ Von wegen One Trick Pony. Robben verblüfft sich und die Fußball-Welt, zieht rechts an seinem Gegner vorbei. Seine Flanke drischt Kuijt übers Tor.

1′ Anstoß: Die Oranje spielen in Orange, die Albiceleste (die Himmelblauen) überraschenderweise in Himmelblau.

Es geht dann gleich los.

Bei den Niederländern muss sich Mark van Bommel an ein neues Gesicht neben ihm gewöhnen. Nigel de Jong ist gesperrt, für ihn darf Demy de Zeeuw ran. Und für van der Wiel wird der Stuttgarter Abwehr-Schlächter Khalid Bouhlarouz mitmachen dürfen.

Beide Mannschaften gehen etwas gehandicapt ins Spiel. Den Uruguayern fehlen aus bekannten Gründen Dreifachtorschütze Luis Suarez und, vielleicht ein noch größerer Verlust, Jorge Fucile, einer der bislang besten Linksverteidiger dieses Turniers. Zudem fehlt noch ein Abwehrmann, Senor Lugano.

So spielen sie:

Uruguay: Muslera – Maxi Pereira, Godin, Victorino, Caceres – Perez, Arevalo Rios – Gargano, Alvaro Pereira – Cavani – Forlan

Niederlande: Stekelenburg – Boulahrouz, Heitinga, Mathijsen, van Bronckhorst – van Bommel, de Zeeuw – Robben, Sneijder, Kuijt – van Persie

Vorbemerkungen:

Ehemalige große Fußballer sind, wenn sie nicht gerade im edlen Anzug eine 0:4-Viertelfinal-Niederlage einstecken müssen, gern gesehene Gesprächspartner. Johan Cruyff war ein großer Fußballer. Ab und an wird er deshalb über Fußball befragt und darf deshalb seine Bewunderung respektive seinen Unmut über den Fußball im Allgemeinen und dem niederländischen Fußball im Besonderen äußern. Oft meckerte er in der Vergangenheit, aber diesmal klang es so hart wie nie zuvor. Zu deutsch, spiele die niederländische Nationalelf. So so.

Nun ist es tatsächlich so, dass die „Elftal“ um Bert van Marwijk etwas unterkühlten Fußball spielt. Daran muss man sich in den Niederlanden erst einmal vorsichtig gewöhnen, obwohl die Zeiten des Voetbal Total schon lange vorbei sind, wie der Kollege Raphael Honigstein hier festgestellt hat. Wo König Johan aber völlig falsch liegt: Die Deutschen spielen nicht mehr deutsch. Aber das soll hier und heute nicht das Thema sein.

Wenn die Niederlande auf Uruguay trifft, dann wird nicht nur deutsche Halbfinalgegner gesucht, sondern dann ist das auf jeden Fall auch eine überraschende Halbfinal-Begegnung. Was aber eher an den Uruguayern liegt.

Vor dem Turnier hätten sie wohl keinen Peso darauf gewettet, dass sie das einzig verbliebene südamerikanische Halbfinal-Team sind. Brasilien raus, Argentinien raus, Paraguay und Chile auch. Ja gibts das denn?

Die Erfolgsgeheimnisse heißen: eine stabile Abwehr, ein diszipliniertes, zweikampfstarkes Mittelfeld und in Diego Forlan und Luis Suarez zwei geniale Stürmer. Wobei auch die größten Uruguay-Fans zugeben müssten, dass der Weg ins Halbfinale ein leichter war. Die Gruppe mit Südafrika, Frankreich und Mexiko war machbar, die K.O.-Rundengegner Südkorea und Ghana bei allem Respekt doch eher fußballerische Leichtgewichte.

Und dann gibt es ja noch diese Geschichte des Luis Suarez. Weil er mit einer flinken Faustabwehr auf der eigenen Torlinie den Gegner aus Ghana aus dem Halbfinale heraus- und sein eigenes Team hineinboxte, hat nicht unbedingt zur Verbesserung der uruguayisch-afrikanischen Beziehungen beigetragen. Durch diesen viel diskutierten Vorfall dürften die Sympathien im Green Point Stadium zu Kapstadt relativ klar verteilt sein.

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