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90 Minuten Rassismus

 

Ehe meine Profikarriere so richtig begann, machte ich schon die ersten Erfahrungen mit Rassismus im Fußball. Der schottische Traditionsvererein Celtic Glasgow wollte mich verpflichten, aber zuvor sollte ich noch ein einwöchiges Probetraining absolvieren. Ich zögerte nicht lange und flog mit großen Erwartungen nach Schottland.

Es war die Vorbereitungsphase auf die Saison und zufälligerweise bestritten wir ein Freundschaftsspiel in Deutschland, nachdem ich die ersten Tage in Schottland, Irland und Dänemark verbrachte. Vom Heimweh geplagt, war ich über diese Spielansetzung sehr froh, aber ich schien der Einzige zu sein. Es machte mir auch nichts aus, dass wir gegen den Regionalligisten Sachsen Leipzig spielten, und nicht etwa in der Nähe meiner Heimatstadt München. Leider kann ich mich jedoch nicht mehr an das Spiel, das Ergebnis oder besondere Vorkommnisse auf dem Platz erinnern, zu sehr haben mich die Geschehnisse auf den Rängen beeinflusst.

Celtic Glasgow ist eine bekannte Größe im europäischen Fußball und gespickt mit guten Fußballern aus aller Welt. Das schien den Fans der Leipziger wohl nicht so zu gefallen.
Jede Ballberührung meiner afrikanischen Mitspieler wurde von Affenlauten aus dem Publikum begleitet. Der Ton der Anhänger wurde immer rauer und die Leipziger beschränkten sich nicht auf Affenlaute, sondern legten noch nach. „Geh zurück in den Busch, Du Neger“ oder etwa „Du schwarzes Arschloch“ war immer wieder zu hören.
Die betroffenen Spieler verstanden vermutlich die Worte der Zuschauer nicht, aber es war unmissverständlich, worauf sie abzielten.

Es gab keine Reaktion der Leipziger Spieler und der Schiedsrichter. Wahrscheinlich sind derartige Vorfälle nicht mehr der Rede wert, da sie an der Tagesordnung sind und Wegschauen die bequemere Lösung ist. Ich kenne kaum einen Spieler, der die eigenen Fans gegen sich aufbringen würde, um sich für Mit- oder Gegenspieler einzusetzen.

Ich hätte mich gern entschuldigt. Ich war froh, dass die Zäune zwischen Zuschauerränge und Spielfeld hoch genug waren.