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Grün oder braun? Zum nationalistischen Ökomagazin „Umwelt und Aktiv“

 

Im Vierteljahresrhythmus erscheint das „Magazin für gesamtheitliches Denken“ „Umwelt und Aktiv“ seit 2007. Eingeteilt werden die mittlerweile sechs Hefte in die Rubriken: Umweltschutz – Tierschutz – Heimatschutz. Daneben werden auch in allen Ausgaben Tipps für Familie, Haus und Garten gegeben. Das Ziel von „Umwelt und Aktiv“ ist es nach eigenen Angaben, die Menschen für die einzelnen Rubriken zu sensibilisieren.Im Bereich der Umweltpolitik befasst sich „Umwelt und Aktiv“ mit Themen wie Gentechnik in der Landwirtschaft (Ausgabe 1/2007), mit dem Für und Wider der Atomkraft, (Ausgabe 3/2007), aber auch mit der Selbst-Herstellung von Joghurt (Ausgabe 2/2008). Das Thema Tierschutz reicht von alten Haustierrassen über die verbliebenen Wölfe in Deutschland bis hin zu Tierfabriken. In diesen Gebieten unterschiedet sich „Umwelt und Aktiv“ kaum merklich von anderen „Ökomagazinen“. Anders hingegen ist es, wenn Worte wie „Heimatschutz“ fallen. So heißt es auf der Internetseite von „Umwelt und Aktiv“: „Nationale Politik ist Umweltpolitik. […] Deutsche Landschaften sind Kulturlandschaften.“ Deshalb könne Umweltschutz nicht getrennt von der kulturellen Entwicklung betrachtet werden.

Herausgeber des Magazins, welches sich selbst als „notwendige Ergänzung zu den bereits bestehenden Umweltschutz- und Tierschutzmagazinen in Deutschland“ versteht, ist der Verein Midgard e.V. mit Sitz in Landshut unter presserechtlicher Verantwortung von Christoph Hofer. Rein rechtlich gesehen ist das Magazin keine Veröffentlichung, sondern ein „Rundbrief an Mitglieder und Freunde des Umweltvereins Midgard e.V.“ Hinter der Internetseite steht Otto Freimuth aus Arnbruck. Nach Angaben des Journalisten Andreas Speit wurde der Verein Midgard e.V. am 25. Januar 2007 beim Amtsgericht Landshut eingetragen. Der Vereinsvorsitzende soll auch Vorsitzender des NPD-Kreisverbands Rottal-Inn und niederbayrischer NPD-Bezirksvorsitzender sein. In der ersten Ausgabe 2007 wird die Zeitschrift der Jungen Nationaldemokraten „hier&jetzt“ beworben, und auch umgekehrt wirbt das Ökomagazin aus der rechten Ecke in namhaften rechtsextremistischen Zeitungen um Leser.

In der aktuellen Ausgabe 2/2008 findet sich auch ein Interview mit einem der „Gründerväter“ der ökologischen Bewegung in Deutschland. Als Interviewpartner stand Wolfram Bednarski zur Verfügung. Er soll nach Angaben von „Umwelt und Aktiv“ 1979 Gründungsmitglied der „Grünen“ gewesen sein, 1994 als Landtagskandidat der „Republikaner“ in Niedersachsen angetreten sein und heute dem Bundesvorstand der „Unabhängigen Ökologen Deutschlands“ angehören. In dem Interview schildert Bednarski seinen Unmut über die „Unterwanderung“ der Grünen durch die „kommunistischen Kadergruppen“. Er fordert, dass eine neue Generation den Kampf gegen Atomkraft und Gentechnik weiterführen müsse. Die „Altparteien“ hingegen kritisiert er dafür, dass diese die „moderne Völkerwanderung“ als wichtiges ökologisches Thema verkennen würden. „Die aus ökologischen, ökonomischen und kulturellen Gründen abzulehnende Massenzuwanderung nach Deutschland und Europa führt zur Zerstörung des europäischen Lebensraumes und der gewachsenen Kulturen seiner Völker.“, so Bednarski. Auf die Frage, welche Partei ein „umweltbewußter Heimattreuer“ in der heutigen Zeit wählen könne, wenn man seine Stimme nicht „Multikulti-Auslandseinsatz-Grünen“ geben möchte, antwortet er, dass nur eine gezielte Suche nach „einzelnen Kandidaten mit ökologischem Bewußtsein“ dies ermögliche, andernfalls bleibe nur die „Wahlenthaltung“.

„Gute Ökos – böse Ökos“ lautet ein weiterer aufschlussreicher Beitrag aus dem Bereich des Heimatschutzes. Hier werden unterschiedliche Fälle von „Ökologen“ unter der Fragestellung dargestellt, in wie weit „politische Korrektheit“ beim Öko-Thema eine Rolle spielt. Der erste Fall beschreibt den Träger des alternativen Nobelpreises Percy Schmeißer und dessen Probleme, eine Großdemonstration gegen die Grüne Gentechnik auf die Beine zu stellen, obwohl doch die Mehrheit der Bevölkerung die „Agrogentechnik“ ablehne. Den Gegenpart übernimmt Helmut Ernst, der sich „mit Vorbildfunktion“ für die bäuerliche Landwirtschaft einsetze. Ernst verlor aber an öffentlichem Ansehen, als er im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern eine Stellungnahme für die NPD-Fraktion abgab. Als Ernst die Vertreter der Fraktionen des Schweriner Landtages außerdem zu einer Podiumsdiskussion einlud, flog dessen Verbindung zur NPD auf. Er soll gar selbst Mitglied der rechtsextremen Partei und damit ein brauner Grüner sein. Daher verwundert es letztlich auch nicht, dass der Beitrag zur Atomkraft aus dem Jahre 2007 von niemand geringerem als Sascha A. Rossmüller, stellvertretender NPD-Bundesvorsitzender, geschrieben wurde.

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weitere Informationen: http://www.endstation-rechts.de