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Gedanken zur Trauerfeier für einen Rechtsaußen

 

In meinem Urlaub habe ich einen lesenswerten Kommentar in der Süddeutschen Zeitung gelesen, der sich mit dem Umgang Österreichs zum Tod des Rechtsaußen, Jörg Haider, auseinandersetzt. Tenor dieses Kommentars ist, dass Österreichs Spitzenpolitiker so tun würden, als sei ein Held gestorben. Dabei sei es vielmehr ihre Aufgabe, der Verklärung eines Rechtspopulisten entgegenzuwirken.

Die Nachrichten zur Trauerfeier irritieren mich in der Tat:

Über 25.000 Menschen beteiligten sich am Trauerzug,  die von einer Ehrengarde des Militärs angeführt wurde. Dazu erschienen führende Politiker aus dem ganzen Land, Sonderzüge wurden eingesetzt, das Fernsehen berichtete den ganzen Tag live von den Trauerfeierlichkeiten. Der amtierende Bundeskanzler Alfred Gusenbauer fand am Sarg Haiders gar versöhnliche Worte, so gebühre Haider über alle politischen Lager hinweg „Respekt und Anerkennung“. Die sozialdemokratische Parlamentspräsidentin würdigte die angeblich „große politische Lebensleistung« Haiders.

Respekt und Anerkennung? Wofür eigentlich? Welche „große politische Lebensleistung“?

Jörg Haider hat wie kein anderer in den letzten Jahrzehnten in Österreich polarisiert, indem er gegen Ausländer und insbesondere Flüchtlinge hetzte (vor kurzem sprach er sich für Fußfesseln für Asylbewerber aus), antisemitische Stimmungen bediente, politische Gegner respektlos behandelte, völkische Ideologien populär machte und immer wieder die NS-Zeit verherrlichte. Hier nur ein paar Zitate:

„Es ist gut, dass es in dieser Welt noch anständige Menschen gibt, die einen Charakter haben, die auch bei größtem Gegenwind zu ihrer Überzeugung stehen und ihrer Überzeugung bis heute treu geblieben sind.“ (Jörg Haider 1995 bei einer Gedenkveranstaltung vor Veteranen der Waffen-SS)

„Jeder Buschneger hat in Zukunft die Möglichkeit, seine Kollegen in Österreich zu behandeln.“Jörg Haider über das Ärztegesetz.

„Die Waffen-SS war Teil der Wehrmacht und es kommt ihr daher alle Ehre und Anerkennung zu“ ( Haider im ORF 1995)

„Polen ging’s nur gut, als deutsche Bauern in die Ostkolonisation geschickt wurden.“ (Jörg Haider, 1991)

„Ich verstehe überhaupt nicht, wie einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann.“ (Jörg Haider über den Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant)

„Jeder Asylant holt sofort seine Familie nach und lässt sie gesundheitlich sanieren. Auf Kosten der tüchtigen und fleißigen Österreicher.“ (In: „Kleine Zeitung Graz“ am 12. Januar 1998)

„Na, das hat’s im Dritten Reich nicht gegeben, weil im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht, was nicht einmal Ihre Regierung in Wien zusammenbringt. Das muss man auch einmal sagen.“ (in einer Rede vor dem Kärntner Landtag am 13. Juni 1991)

„Wenn einer schon Adamovich heißt, muss man sich zuerst einmal fragen, ob er eine aufrechte Aufenthaltsberechtigung hat“ (Jörg Haider über den ehemaligen Präsidenten des österreichischen Verfassungsgerichtshofs, Ludwig Adamovich, am Aschermittwoch 2002)

Um hier nicht falsch verstanden zu werden: Niemandem, auch nicht dem größten politischen Gegner, ist ein so plötzlicher Tod zu wünschen.

Der Tod darf jedoch nicht die Bilanz eines Lebens verhüllen, wie die Süddeutsche Zeitung in ihrem Kommentar richtig schreibt.

Die Repräsentanten des offiziellen Österreichs haben sich der Auseinandersetzung mit Haiders politischen Absichten entzogen. Schlimmer noch, sie haben mit ihren Äußerungen sogar aktiv zur Mythen- und Legendenbildung um den Rechtspopulisten beigetragen. Der Demokratie wurde damit keinen Gefallen getan. Sie hätten vergangenen Samstag besser zu Hause bleiben sollen.