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Brieffreundschaft mit „Kameraden im Knast“ – 30-jähriges Bestehen der „HNG“

 

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG) im April 2009 hat sich die aktuelle Ausgabe des „Rechten Rand“ mit der Organisation beschäftigt. Hauptaufgabe der HNG sei die Betreuung inhaftierter Neonazis, um deren „Glauben an die Bedeutung des neo-nationalsozialistischen Kampfes aufrecht zu erhalten“.

An Adolf Hitlers Geburtstag, dem 20. April 1979, gründete sich die HNG in Frankfurt am Main, als „überparteiliche Organisation“. Die HNG verstehe sich als „parteipolitisch, konfessionell sowie wirtschaftlich neutral“ heißt es in der Märzausgabe des „Rechten Rand“. Durch die selbstauferlegte Neutralität fungiere das Blättchen als „Bindeglied für das gesamte Spektrum“. Das Logo besteht aus einem aufrechten Rechteck in schwarz, weiß, rot. In der Mitte des Logos befindet sich ein vergittertes Fenster, an dessen Stäben zwei Hände von innen fassen. Pate standen Hilfsorganisationen wie die „Stille Hilfe“, die sich Ende des Zweiten Weltkrieg gründete, oder der nach dem Krieg ins Leben gerufene „Bundesverband der ehemaligen Internierten und Entnazifizierungsgeschädigten“. Neben der HNG kümmern sich weitere Initiativen und Vereine, wie die „Braune Hilfe“ oder der „JVA-Report“ um die „Moral der Kameraden“. Den größten Einfluss soll aber die HNG haben.

Sie sei die am „längsten kontinuierlich aktive Gefangenenhilfsorganisation der extremen Rechten“, so der „Rechte Rand“. Demnach habe der Verein früher dafür gesorgt, dass der Angeklagte, „vorrangige Unterstützung bei eventueller Verhaftung“ erhalte. Bei einer drohenden Haft beinhalte dies die Einschaltung eines Anwalts. Zudem habe sich der Verein verpflichtet, „nach mindestens vierzehntägiger Haft […] Kontakt zur Familie aufzunehmen“. Sollte die Haftzeit länger andauern, so verpflichte sich der Verein, „sich um finanzielle Sorgen der Familie d.h. um die Lebensgrundlage zu kümmern“. Nach mehrmaliger Überarbeitung der Satzung heiße es heute, „die HNG verfolgt ausschließlich und unmittelbar karitative Zwecke, indem sie nationale politische Gefangene und deren Angehörige im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Mittel unterstützt“.

Dabei konzentriere sich die Hilfe überwiegend auf ideelle Unterstützung, Kontakte zu den Häftlingen herzustellen, Briefe zu schreiben und Briefmarken zu übermitteln. „Jedem Mitglied steht die satzungsgemäße Hilfe und Unterstützung zu, sofern es mindestens ein halbes Jahr dem Verein angehört“. Laut „Rechtem Rand“ habe Ursula Müller im Interview mit dem Fanzine „KdF“ gesagt, „die Betreuung besteht in erster Linie in der brieflichen Verbindung mit den Inhaftierten. Es werden Pakete zu den ,drei Feiertagen‘ – Geburtstag, Ostern und Weihnachten – verschickt, sofern dem Vorstand Paketmarken vorliegen […]“.

Derzeit habe die HNG etwa 600 Mitglieder und gehöre damit zu den größten Neonazi-Vereinigungen. Die Mitglieder zahlen einen Beitrag von vier Euro ermäßigt und sieben Euro normal. Mitglied könne jeder werden, bis auf Inhaftierte, „die aus anderen Gründen als politischen sich in Haft befinden“. So würden nationale Häftlinge, die wegen Waffenhandel, Rauschgift und Sexualstrafdelikten einsäßen, nicht unterstützt. Einen großen Anteil an den beschaulichen Finanzen würden Spenden übernehmen. Diese stammten von Einzelpersonen, Kameradschaften bis hin zu RechtsRock-Bands. Letztere veranstalteten bereits Konzerte, bei dem die Gelder der HNG zukommen, oder würden RechtsRock-CDs herstellen.

Einen großen Stellenwert nehme das monatlich erscheinende vom Verein publizierte A5-Heft „HNG-Nachrichten“ ein. In diesem seien vor allem Listen mit Inhaftierten, die Briefkontakt wünschen, samt deren JVA-Adresse abgedruckt. In den fast 30 Jahren seit der Erstausgabe habe es kaum Änderungen des Layouts oder des Inhalts gegeben. Auf dem Titelblatt der aktuellen Ausgabe sei wie bei der ersten Ausgabe im Mai 1980 das Logo der HNG abgebildet. Mittlerweile habe es über dreihundert Ausgaben gegeben. Im „Rechten Rand“ heißt es, „auf maximal 20 Seiten im A5-Format stehen die neonazistische ,Bewegung‘ und die ,Eingriffe des BRD-Regimes in die politischen Grundrechte nationaldenkender Menschen‘ im Mittelpunkt“. Regelmäßig sei neben der Berichterstattung über die „Gefangenenhilfe“ das Konterfei des Hitlerstellvertreters Rudolf Hess abgebildet. Am Anfang der Gefangenenliste stehen einige hervorgehobene Inhaftierte, so zum Beispiel der Neonazi-Aktivist Axel Reitz und „Landser“-Sänger Michael „Lunikoff“ Regener (beide inzwischen nicht mehr inhaftiert), aber auch Holocaustleugner wie Ernst Zündel und Germar Rudolf. Danach folgen Gefangene aus „Ausland und BRD-Postausland [Österreich, die Red.]“. Anschließend kommt eine Liste von Personen, die Briefkontakt wünschen.

Inhaltliche Artikel gebe es kaum, stattdessen fänden sich Briefe von Gefangenen, die die „individuellen Haftbedingungen schildern“, verbunden mit „neonazistischen Äußerungen zur BRD im Sinne der HNG“, so der „Rechte Rand“. Dabei würden die Gefangenen ihre „politische Verfasstheit innerhalb der neonazistischen Wertevorstellungen“ verdeutlichen. Adressiert seien die Briefe fast ausschließlich an die Vorsitzende der HNG gerichtet, oft „Liebe Ursel“. Dies zeige die zentrale Rolle der HNG-Vorsitzenden Ursula Müller als „Mutter der Kompanie“.

Das Amt des Schriftleiters bekleideten in der Vergangenheit namhafte Vertreter. So zum Beispiel Markus Privenau von 1989 bis 1992 oder Christian Wendt, der Funktionär der Neonazi-Vereinigung „Die Nationalen e.V.“ unter der Leitung des jetzigen thüringischen NPD-Landesvorsitzenden und wegen des NPD-WM-Planers derzeit vor Gericht stehenden Frank Schwerdt.

ER
weitere Informationen: http://www.endstation-rechts.de