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NPD darf Schulhof-CD weiter an Jugendliche verteilen

 
OireSzene)

NPD Schulhof-CD (Quelle: OireSzene)

Die NPD darf ihre Schulhof-CDs mit Rechtsrock weiter auf Schulhöfen und in Jugendclubs verbreiten. Wie das “Neue Deutschland” schreibt, scheiterte am 04. Februar 2010 vor der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Bonn ein Indizierungsantrag des Landeskriminalamtes Niedersachsen. Nach Angaben der Leiterin der Bundesprüfstelle, Elke Monsen-Engberding, war dies die erste Entscheidung der Bundesprüfstelle über eine Musik-CD der NPD. Die Begründung für die Entscheidung läge erst nächste Woche vor, heißt es aus der Bundesprüfstelle. Die NPD verteilt seit 2004 kostenlos CDs mit Liedern, in denen subtil verpackt Elemente der NS-Ideologie wie die  Volksgemeinschaftstheorie verbreitet werden. Über die ideologisch aufgeladene Musik kommen viele Jugendliche erstmalig in Kontakt mit der rechten Szene.

Tipp: Argumentationshilfe gegen NPD-Schulhof-CD

Mit der “Aktion Schulhof” hatte ein rechtsextremes Netzwerk im Jahr 2004 erstmals angeblich mehr als 50.000 CDs gratis an deutschen Schulen verteilen wollen. Staatsanwälte stoppten die Aktion – die CDs verschwanden allerdings in den Untergrund. Die “Aktion Schulhof” zeigt exemplarisch, wie wichtig Musik für die Neonazis ist und wie hoch deren Organisationsgrad ist, meinen Experten. Mehr als 50 neonazistischen Gruppen, Rechtsrockbands, “Freie Kameradschaften” und Musikvertriebe würden hier vernetzt arbeiten.

Tracks der NPD-Propaganda-CD „BRD vs Deutschland“

1. Intro
2. Noie Werte – Am Puls der Zeit
3. Jörg Hähnel – Nutzt die Zeit
4. Frauen in der nationalen Politik
5. Division Staufen – Diese Zeit
6. Act of Violence – An Vater Staat
7. Interview mit Lunikoff
8. Die Lunikoff Verschwörung – Frei geboren
9. Blue Max – Totale Überwachung
10. Hassgesang – Brot und Spiele
11. Division Germania – Der Weg zur Revolution
12. Jan Peter – Schachmatt

Textauszüge:
DIVISION GERMANIA – Der Weg zur Revolution
„…Wenn sie wieder vor dir stehen, beginnt ihr alter Brauch.
Wenn du nicht sagst, was sie denken, ist das Messer in deinem Bauch…
…Hör‘ endlich auf zu Schweigen, erhebe deine Faust.“

JAN PETER – Schachmatt
„…Das Geschwür metastasiert direkt in unseren Breitengraden
Und zersetzt unsere Einigkeit…“

Vor zehn bis fünfzehn Jahren hatten die Neonazis noch über Parteien, Vereine und Wählergemeinschaften ganz konventionell versucht, Jugendliche für sich zu gewinnen. Inzwischen hat sich aber eine rechtsextreme Bewegung entwickelt. Die Musik spielt eine überragende Rolle für den Einstieg, wie Aussteiger immer wieder übereinstimmend berichten.

Die Bedeutung der „Schulhof-CDs“ wird nach Ansicht von Experten allerdings häufig überschätzt. Denn wegen klammer Kassen könne die NPD solche Tonträger nur in relativ kleinen Stückzahlen produzieren, berichtet NDR Info. Für den Landtagswahlkampf  in Niedersachsen im Jahre 2008 reichte es nach Informationen von NDR Info für gerade einmal 10.000 CDs. Ungefähr genauso viele sind für den bevorstehenden Landtagswahlkampf  in Nordrhein-Westfalen geplant.

Der Einfluss der CDs ist in den vergangenen Jahren außerdem zurückgegangen, weil die meisten dieser Musikstücke kostenlos auch im Internet erhältlich sind. Pädagogen warnen deshalb immer wieder, dass nicht die CDs das eigentliche Problem seien, sondern die aus dem Internet herunter geladenen braunen Titel auf Walkman und Handy. Experten bezeichnen deshalb die CD-Verteilaktionen der NPD als einen „Griff in die Mottenkiste brauner Propaganda“.

Siehe auch: Die Welt rockt gegen Links, Neonazi-Veranstaltungen: Rechtsrock hilft bei Mobilisierung, “Aktion Schulhof” – Wie Neonazis mit Musik den Nachwuchs ködern, EMI vs. NPD: Vertrieb der “Schulhof-CD” gestoppt NPD-Schulhof-CD: Erstellt von Adolf Hitler? , Nach dem Saufen einen Schwarzen verprügeln: Die NPD-Schulhof-CD gehört dazu, Schulhof-CD: Informationen und Gegenstrategien, “Hardcore” keine Neonazi-Marke mehr


Aussteiger berichten: “Zähne zusammenbeißen und auf die Machtübernahme warten”, “Autonome Nationalisten” werden die Skinheads ablösen, Ein Neonazi steigt aus: “Ich will, dass es allen Menschen gut geht”